Rock’n’Roll und Rockabilly – verwandt und doch unterschiedlich
Schmalztollen, Pettycoat und Lederjacken gehörten zum Rock’n’Roll wie die Musik selbst. Raue Männlichkeit versus zarte Weiblichkeit – oder vielmehr die damalige Variante zu leben, zu tanzen und zu balzen. Die Rebellion gegen die Generation der Eltern war unverkennbar und sorgte für gesellschaftlichen Zündstoff. Während Mama und Papa biedere Volksmusik oder kantenfreie Schlager hörten, stürzten die aufmüpfigen Kids sich begeistert auf die für damalige Zeiten wilde Musik. Kein Wunder, schließlich war sie zugleich ein kettensprengendes Lebensgefühl. Zwischen Rock’n’Roll und Rockabilly bestanden und bestehen deutliche Unterschiede. Der Rockabilly entwickelte sich unmittelbarer aus dem Country und Hillbilly, was noch mehr mit der Musik abseits der Metropolen zu tun hatte. Der Rock’n’Roll war musikalisch straighter, oftmals auch gefühlvoller in einer Welt, die sich nach Romantik sehnte.
Die Welt wurde rockig
Zum King of Rock’n’Roll avancierte
Elvis Presley.
Bill Haley erschaffte eher eine Symbiose aus Country und Swingbesetzung.
Jerry Lee Lewis hämmerte auf seinem Klavier herum, als wollte er ihm persönlich den Garaus machen und
Chuck Berry oder der viel zu früh verstorbene Eddie Cochran setzten auf relativ simple Harmonien und Kadenzen. Elvis hingegen weitete die Möglichkeiten immer weiter aus. Er war sentimental und schmachtend oder er wurde epochal und verpasste seinen Songs den mondänen Charakter von Las Vegas. Damit machte er sich schlichtweg unvergleichlich. In damaliger Zeit kam zudem das Bandecho auf, mit dem die Sänger entsprechend herumexperimentierten und letztlich für den prägenden Sound sorgten. Typische musikalische Stilmittel im Rockabilly sind beispielsweise die Slapping-Technik auf dem Kontrabass, die hohen Töne der Leadgitarre auf der zweiten Zählzeit, die Boogie-Licks und der Schluckaufgesang.
Rock will never die
Welchen Einfluss der Rockabilly haben sollte, zeigte sich auch dadurch, dass beispielsweise die
Beatles die Originalsongs von
Eddie Cochran in späterer Zeit coverten und ihnen erneutes Leben einhauchten. Dass dieses musikalische Genre niemals wirklich aussterben würde, zeigte sich über Jahrzehnte im englischsprachigen und deutschsprachigen Raum gleichermaßen. Die Songs und Gitarrensoli von
Brian Setzer werden auch heute noch auf der ganzen Welt von Europa bis Japan in vielen Oldiekonzerten und speziellen Zeitschriften geradezu zelebriert. In den jpc-Rock’n’Roll und Rockabillycharts sind die Songs von den amerikanischen Südstaaten bis zu Memphis, Texas und Miami und auch aus Deutschland zu finden.