Der Beat stellte eine Welt auf den Kopf
Der Beat war weitaus mehr als eine Musikrichtung. Er war Ausdruck von Rebellion und stand für ein ganz neues Lebensgefühl. Der spießigen Schlagerwelt wurden laute und unangepasste Bands wie die
Beatles oder die
Rolling Stones entgegengesetzt. Plötzlich spielte und sang man über elektrische Verstärker. Die waren zwar für damalige Verhältnisse durchaus leistungsfähig und verdammten jedes akustische Instrument zur Unhörbarkeit, überboten wurden sie allerdings von schreienden und kreischenden Mädchenmassen, die für kopfschüttelnde Mütter und Väter sorgten - und dafür, dass bei den Konzerten vieles zu hören war, außer der Musik selbst. Als Musik durfte man das in den Augen der Eltern ohnehin nicht bezeichnen, was den Beat für die damalige Jugend umso interessanter machte. Der Untergang des Abendlandes schien in einem bis dahin bestens sortierten Nachkriegs-Europa nun endgültig bevorzustehen. Spätestens seit den Pilzköpfen der Beatles zweifelten die Eltern an ihrer Erziehung und die Friseure an ihrer Ausbildung.
Beatmusik als Lebensgefühl
Die typischen Beatbands bestanden aus Drums, E-Bass und zwei bis drei E-Gitarren. Im Gegensatz zum Rock’n’Roll wurde der erste Beat des Taktes betont. Die Beatles drückten dieser Musik einen ganz besonderen Stempel auf. Plötzlich standen drei Sänger vorne, mit Gitarre oder Bass nebeneinander. Der Gesang war mehrstimmig gesetzt. Sie spielten mit Akkorden, Harmonien und Melodielinien auf eine Weise, die man so aus der Musikwelt nicht gewohnt war. Selbst bei treibenden Tempi platzierten sie spezielle Moll- oder Quartakkorde an gewollt unpassenden Stellen. Damit erzeugten sie einen individuellen Sound und sorgten für eine ganz besondere Romantik. Und das spiegelt sich in den Texten deutlich wieder. Die Stones schlugen eine härtere Gangart ein, die durchaus auch Blueselemente in sich trug.
Als der Beat Europa überrannte
Das Sympathische daran war: Die Bands machten sich über solche Konzepte keinerlei Gedanken. Sie spielten und rockten einfach, worauf sie Lust hatten. Das zog, das kam an. In Deutschland angesagt war die Fernsehsendung Beat-Club mit Uschi Nerke und Manfred Sexauer; zum Mekka der Liveauftritte mauserte sich hierzulande der legendäre Hamburger Starclub. Außer den
Beatles, die dort regelmäßige Gastspiele hatten, traten hier die ersten deutschen Beatgruppen wie beispielsweise die
Rattles oder
The Lords auf. Auch die Klassiker wie »There’s A Kind Of Hush« von
Herman’s Hermits, »Bend It« oder »Hideaway« von
Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich oder »Here Comes My Baby« von den
Tremeloes finden sich in den jpc-Beatcharts.