Krautrock: Experimente und Improvisationen
Krautrock war eine der großen Überraschungen der Popmusik in den 1970er-Jahren. Wohl kaum jemand hat damit gerechnet, dass deutsche Bands in vielen Punkten die Rockmusik erneuerten und Maßstäbe in der Popmusik setzten. Die Herkunft der Bezeichnung »Krautrock« wird der Moderatorenlegende der BBC John Peel zugeschrieben, der wiederum durch den Titel einer
Amon-Düül-LP angeregt wurde. Gefestigt wurde der Begriff anschließend durch das gleichnamige Stück der Band Faust im Jahr 1974. Dabei fällt es schwer, das Genre Krautrock hinsichtlich seiner stilistischen Charakteristika zu definieren. Zu vielfältig sind die Ansätze der Musiker und Bands. Was sie allerdings eint, ist der Hang zur Improvisation und der Bruch mit herkömmlichen Songstrukturen. Die Grenzen der Popmusik wurden hierdurch erweitert.
Die Klangdimensionen des Krautrock
Bereits bei seinem Sound wird die Vielfalt des Krautrock ersichtlich. Statt eine gemeinsame Klangfarbe aufzuweisen wie in den meisten Genres, pendelt Krautrock zwischen Rock, Psychedelic, Folk und Elektronik.
Kraan,
Embryo und besonders
Birth Control zählten zu den rockigeren Vertretern des Krautrock.
Popol Vuh waren folkloristisch angehaucht, während sich
Amon Düül II,
Guru Guru,
Hölderlin oder
Ash Ra Tempel in Richtung progressiver Psychedelicstücke orientierten. Die Mitglieder von Ash Ra Tempel waren auch in anderen Musikprojekten und als Solomusiker impulsgebend. Am weitesten haben
Can die kompositorischen Möglichkeiten der damaligen Zeit ausgelotet. Ihre stark repetitive Musik warf herkömmliche Strukturprinzipien über Bord. Eine andere Band, die in ihrer Frühphase auch dem Krautock zugerechnet wurde, war
Kraftwerk. Zu Beginn ihrer Entwicklung war Kraftwerk deutlich weniger von Elektronik geprägt. Bezeichnenderweise waren in der Anfangszeit Musiker wie
Michael Rother und
Klaus Dinger Teil der Band. Beide sorgten später als
Neu!, mit La Düsseldorf und als Solomusiker ebenfalls für Aufsehen im Kosmos des Krautrock.
Die elektronische Seite des Krautrock
Neben
Kraftwerk, deren späteres Werk nicht dem Krautrock zugerechnet wird, haben sich insbesondere
Tangerine Dream für die elektronische Variante verdient gemacht. Allerdings erst mit der dritten LP. Davor nutzten Tangerine Dream ein Rockinstrumentarium, das den Synthesizern über die Jahre weichen musste. Gründungsmitglied war
Edgar Froese, der auch als Solomusiker aktiv war. Ebenfalls Teil von Tangerine Dream für eine kurze Zeit war
Klaus Schulze. Dieser schuf mit seinen elektronischen Stücken die Blaupause für Generationen an jungen Elektronikmusikern. Wie die rockige verfügt die elektronische Seite des Krautrock über weitere bedeutende Musiker wie
Hans-Joachim Roedelius,
Manuel Göttsching oder
Conrad Schnitzler.