harmonia mundi: 60 Jahre Freundschaft mit der Musik
Als der Journalist und Autor Bernard Coutaz in seinem selbstgegründeten »Christlichen Schallplattenclub« in Paris anfing, Orgel-Aufnahmen zu produzieren, war er schon ein gestandener Mann in seinem bisherigen Beruf. harmonia mundi – das »Start-Up« von 1958 – entwickelte sich allerdings schnell zu einer der erfolgreichsten Geschichten in der Klassischen Musik.
Es folgte der Umzug in die provenzalischen Alpen, die legendäre Geschichte, wie der englische Countertenor Alfred Deller »gekidnappt« wurde, und es kam der Erfolg. Weitere Künstler wie William Christie, Philippe Herreweghe, René Jacobs, Konrad Junghänel u. v. a. prägten das Gesicht des Labels und tun dies zum Teil heute noch.
Dann kam der Umzug nach Arles, wo man immer noch residiert – inzwischen in einem alten Klostergebäude – die Gründung eigener Vertriebsfilialen in den USA, in Großbritannien und Deutschland, in den Benelux-Staaten und in Spanien, die eigenen Schallplatten-Boutiquen in Frankreich und Spanien, der CD-Boom. harmonia mundi wuchs organisch, vor allem durch eine exquisite Künstlerpolitik, aber auch durch vernünftige ökonomische Entscheidungen, wo Gewinne nicht abgeschöpft, sondern reinvestiert wurden, und wo man sich immer wieder innovativ den Veränderungen der Zeit und des Marktes anpasste.
Anfang der Siebzigerjahre stieß die aus Deutschland stammende Eva Coutaz zur Familie und entwickelte sich mit ihrem feinen künstlerischen Spürsinn zur »Klassik-Königin«, wie sie einmal von einer führenden deutschen Tageszeitung betitelt wurde. Christian Girardin, der ab 1991 tatkräftig und mit vielen grandiosen, auch multimedialen Editionen die Produktion unterstützte, leitet seit 2011 das Haus, das heute unter dem Dach des ebenfalls unabhängigen Musikkonzerns PIAS nach wie vor seine goldene Spürnase – künstlerisch und medial – beweist.
»La musique, c'est notre amitié« – »Musik ist unsere Freundschaft« – unterzeichnete Bernard Coutaz über viele Jahre seine Briefe. Man darf davon ausgehen, dass dieser Geist aus Arles noch immer in die Welt ausstrahlt.