MPS – musikalisch und tontechnisch erstklassige Jazzproduktionen
MPS – musikalisch und tontechnisch erstklassige Jazzproduktionen
MPS – diese drei Buchstaben der Musik Produktion Schwarzwald haben bis heute bei Musikfreunden einen magischen Klang, natürlich wegen der herausragenden Aufnahmequalität der Produktionen. Für Fans und Kritiker war MPS schnell ein Akronym für »most perfect sound«. Rund 1000 Aufnahmen sind unter SABA und MPS entstanden: Volksmusik, Unterhaltungsmusik, Tanzmusik, Heimatklänge und Klassik – aber im Vordergrund stand stets der Jazz.
Entstanden aus Musikproduktionen, die unter dem Namen SABA herausgebracht wurden, verschaffte sich das MPS-Label nach seiner offiziellen Gründung 1968 schnell einen hohen Bekanntheitsgrad, aber auch außerordentlich viel Respekt, wegen seines erstklassigen Repertoires. Von Dixieland bis Avantgarde, von Ragtime bis Jazzrock, von Bebop bis Bossa nova wurden hier Schallplatten veröffentlicht, die mit ihrer brillanten Aufnahmetechnik neue Maßstäbe setzten.
MPS ist in erster Linie ein Label der Pianisten und die Namen der Musiker, die hier veröffentlicht wurden, ist ebenso lang wie wohlklingend. Beispiele: Monty Alexander, Count Basie, Milt Buckner, Jacki Byard, Eugen Cicero, Wolfgang Dauner, George Duke, Duke Ellington, Bill Evans, Erroll Garner, Friedrich Gulda, Earl Hines, Joachim Kühn, Oscar Peterson, Alexander von Schlippenbach, George Shearing, Martial Solal und Mary Lou Williams. Diese Liste kann um viele Namen fortgesetzt werden.
MPS-Chef Hans Georg Brunner-Schwer, HGBS genannt, liebte Pianojazz und spielte als begeisterter Amateur selbst Klavier. Seine Passion entdeckte er, als er gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Musiker wie Glenn Miller im amerikanischen Radiosender AFN hörte. HGBS trat als Enkel des Gründers der SABA-Radiowerke 1951 in das Unternehmen ein und suchte Lösungen für elektro-akustische Probleme, vor allem bei Tonbandgeräten. Die SABA-Tonband- und Radiogeräte, die unter seiner Federführung optimiert wurden, waren bald wegen ihrer außerordentlichen Qualität sehr gefragt.
Parallel dazu begann er damit, selbst Musik aufzunehmen und in den 1950er Jahren experimentierte er mit Musikern wie Horst Jankowski, Hans Koller und Albert Mangelsdorff. 1960 wurde HGBS technischer Geschäftsführer der SABA-Werke und bereits ein Jahr später begann er, mit der Entwicklung des Sabamobils, einer für die damalige Zeit bahnbrechende Kombination aus Autoradio und Kassettengerät, das 1963 auf den Markt kam. Für das neue Abspielgerät wurden Musikkassetten benötigt, die man kurzerhand selbst produzierte und in den frühen 1960er Jahren hatte SABA bereits 20 Veröffentlichungen von Jazz und Unterhaltungsmusik herausgebracht.
Viele Hauskonzerte fanden damals bei HGBS statt. Er hatte Musiker wie Duke Ellington, Oscar Peterson oder Teddy Wilson bei sich zu Gast, um private Aufnahmen einzuspielen. So kam Oscar Peterson jedes Jahr nach Villingen, um sich von seinem Freund HGBS aufnehmen zu lassen. Allerdings durften diese brillanten Aufnahmen erst 1968 veröffentlicht werden, nachdem Petersons Vertrag mit Verve ausgelaufen war. Für einige Jahre arbeitete Peterson dann exklusiv bei dem Villinger Label.
1968 wurde die SABA, die als mittelständisches Unternehmen der Unterhaltungselektronik kaum Chancen auf dem immer stärker werdenden internationalen Markt hatte, vom amerikanischen Konzern GTE International gekauft. Der hatte kein Interesse an den Schallplattenproduktionen. Das war der Startschuss für die eigenständige MPS-Musikproduktion, in die Hans Georg Brunner-Schwer die bisherigen SABA-Veröffentlichungen einbrachte. Ende 1968 wurden unter dem Label MPS bereits 142 Langspielplatten veröffentlicht, darunter die ersten vier Alben der Oscar-Peterson-Serie »Exclusively For My Friends«, die nicht nur Bestseller wurden, sondern auch weltweites Lob der Jazzkritik erhielten.
Bis 1983 hat MPS rund 500 Titel veröffentlicht, darunter die wichtigsten Musiker der europäischen Szene wie Stephane Grappelli, Friedrich Gulda, Rolf und Joachim Kühn, Albert Mangelsdorff, Hans Koller, Wolfgang Dauner und Volker Kriegel und die multinationale Kenny Clarke/Francy Boland Big Band.
Seit 2014 ist das Label Teil der Edel AG. Der Katalog wird nun konsequent aufgearbeitet. Gesuchte Titel werden regelmäßig in höchster Qualität auf CD und Vinyl wiederveröffentlicht. Nach über 30-jähriger Schaffenspause wurde auch die Labelarbeit reaktiviert. So erschienen unter anderem neue Aufnahmen von Rolf Kühn, Malia, Django DeLuxe, Malakoff Kowalski oder Lisa Bassenge. Bereits dreimal wurde MPS mit dem ECHO Jazz für seine neuen Bemühungen ausgezeichnet.
»Vergessen Sie Kuckucksuhr und Kirschtorte: Aus dem Schwarzwald kam lange der beste Jazz der Welt, mit Sound und Seele. Sogar Duke Ellington pilgerte nach Villingen. Für die meisten Musiker, die dort aufnahmen, war die Zeit bei MPS der Höhepunkt ihrer Karriere. Oder der Beginn.« (Der Spiegel, Mai 2019)
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