Joseph Haydn: Symphonien Nr.91 & 92 auf CD

Doppelverwertung
Erst in den 1780er Jahren konnte sich Haydn gelegentlich vom anstrengenden und zeitraubenden Dienst am Hof des Fürsten Eszterhazy freimachen und sich eigenen künstlerischen Zielen widmen. Durch Kompositionen auf höchstem Niveau, aber auch mit Energie und Zähigkeit verschaffte er sich ein internationales Renommee, das seinen Fähigkeiten entsprach.

1788 bestellte Fürst Kraft Ernst von Öttingen-Wallerstein, der in seiner kleinen schwäbischen Residenz eines der besten deutschen Orchester unterhielt und ein begeisterter Anhänger der Musik Joseph Haydns war, bei dem Komponisten drei neue Sinfonien. Wegen Arbeitsüberlastung konnte Haydn diesem Auftrag nicht sofort nachkommen. Der Fürst mußte ein Jahr auf die Erfüllung seines Wunsches warten, bis er die Sinfonien Nr. 91 bis 93 in Abschriften erhielt. Auf Kraft Ernsts Frage, warum er keine Originalpartituren erhalten habe, entschuldigte sich Haydn, die Autographe seien wegen eines Augenleidens zu schlecht geschrieben. Tatsächlich befanden sich die in Wahrheit klar lesbaren Originale bereits in den Händen des französischen Grafen d’Ogny, der ebenfalls Sinfonien in Auftrag gegeben hatte und für den Haydn 1785 / 86 bereits die „Pariser Sinfonien“ geschrieben hatte. Mit dieser Notlüge gelang es Haydn, seine vorzügliche Arbeit gleich zweimal zu vermarkten. Mit dem Erscheinen der Sinfonien im Druck kam der Schwindel natürlich heraus, doch verzieh der Fürst Haydn sein Doppelspiel und bestellte weiterhin Musik bei dem inzwischen zu europäischer Berühmtheit gelangten Meister.

Sein erstes Mal
Seit Jahrzehnten gehört René Jacobs zur internationalen Elite der Interpreten Alter Musik. Zunächst ein weltweit gefeierter Countertenor, macht er seit etwa 15 Jahren als Operndirigent mit einem Repertoire von Monteverdi bis Mozart Furore. Die Innsbrucker Festwochen, die Oper von Montpellier und die Berliner Staatsoper Unter den Linden sind drei wichtige Stätten seiner Triumphe. Auf der internationalen Musikmesse MIDEM in Cannes wurde er soeben von einer hochkarätig besetzten Kritikerjury zum „Künstler des Jahres 2005“ gekürt.

Die hier vorliegende CD markiert René Jacobs' fulminanten Einstieg als Dirigent von Orchestermusik. Seine Erfahrung im Musiktheater macht seine Interpretation der bei den Sinfonien Joseph Haydns zu einem mitreißenden Erlebnis. Und die Mitwirkung der gefeierten Mezzosopranistin Bernarda Fink in der Scena di Berenice bereichert diese Veröffentlichung um einen zusätzlichen Ohrenschmaus!

Rezensionen

"So macht Klassik süchtig." STEREOPLAY

"Selbst unter den besten Aufnahmen der vergangenen Jahre ragt diese CD heraus." KLASSIK HEUTE

Rezensionen

Stereoplay 03/05: "Die 30-köpfige Virtuosentruppe veranstaltet hier einen Haydn-Wirbel der besonderen, der phantastischen Art, der das brisante Lebensgefühl des ausgehenden 18.​Jahrhunderts wiederbelebt und neben dem erhöhten Puls auch all die Zärtlichkeiten und Empfindsamkeiten von Haydns absolut gewaltloser, defensiv-humaner Musik sensibel ausmodelliert.​"