Francesco Cavalli: I'Ipermestra auf 3 CDs

Im Venedig des 17. Jahrhunderts, kurz nachdem dort das welterste, öffentliche Opernhaus eröffnet worden war, gab es für Francesco Cavalli keine Tradition, der er folgen konnte. Er ließ seiner Phantasie freien Lauf, tüftelte an der brandneuen Kunstform herum und schuf den lebhaften, venezianischen Opernstil mit seinen melodiösen Arien, aufgeweckten Tanzrhythmen, unbekümmerten mythologischen oder historischen Handlungen und großzügigen Klecksen von Komik. Wie viele von Cavallis Opern wurde l’Ipermestra zwischen dem späten 17. Jahrhundert und den letzten Jahren nicht aufgeführt. 1658, zur Geburt des ersten Sohnes König Phillips IV. von Spanien (Prinz Felipe Próspero), feierte das Großfürstentum Toscana den königlichen Anlass mit einer der prächtigsten Opern, die in Florenz je auf die Bühne kam: l’Ipermestra von Giovanni Andrea Moniglia und Francesco Cavalli. Diese Oper entspringt einer ungewöhnlichen Mischung von Hofkultur und der modischen opera alla veneziana, die zum Modernsten und Beliebtesten zählte, was die Unterhaltungskultur dieser Zeit in Europa zu bieten hatte. Schirmherr dieses Allianzzeichens mit der spanischen Krone war jedoch nicht der Großherzog Ferdinand II de Medici, sondern dessen berüchtigter Bruder, Kardinal Giovan Carlo de Medici – unermüdlicher Opernbesucher und Schirmherr von Sängern, Musiker und Akademien. l’Ipermestra war eines seiner wichtigsten Projekte, dessen Ursprung, jahrhundertelang unklar, erst kürzlich ans Licht kam. 1658 wurde ein Bericht über die Oper anlässlich ihrer Aufführung gedruckt. Die Werbung für die Premiere 1658 war so überzeugend, dass man lange glaubte, die Oper sei nur für diesen Anlass verfasst worden, doch Quellen zeigen, dass l’Ipermestra bereits 1654 fertiggestellt worden war – vier Jahre vor der Geburt des spanischen Prinzen.