Gregory Porter: Take Me To The Alley
»Die schönste männliche Stimme des Jazz«, »der beeindruckendste Jazzsänger der Gegenwart« – Gregory Porter wurde seit seinem Debüt vor gut fünf Jahren mit Komplimenten der Kritik nur so überschüttet. Völlig zu Recht. Sein letztes Album landete in Deutschland und Großbritannien sogar in den TOP-10 der Charts, erhielt einen Grammy und einen Echo.
Mit seinem Album »Take Me To The Alley« setzt Porter nun seinen ganz eigenen modernen Soul-Jazz fort. Dabei erhält er die Unterstützung von ein paar alten Bekannten sowie von neuen musikalischen Wegbegleitern.
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
Es gibt nur wenige Künstler, die es schaffen, Musik zu machen, die zeitlos und zugleich doch vollkommen zeitgenössisch ist. Der Sänger und Songwriter Gregory Porter gehört ganz sicher in diese Kategorie. Mit »Take Me To The Alley«, dem heißerwarteten Nachfolger seines sensationellen Blue-Note-Debüts »Liquid Spirit«, festigt er nun seinen Ruf, der beeindruckendste Jazzsänger und Songwriter seiner Generation zu sein.
In seiner erstaunlichen Karriere hat Porter immer wieder seine Fähigkeit gezeigt, Genregrenzen zu überschreiten und Hörer jeglicher musikalischer Couleur zu erreichen. Die Musik des neuen Albums spiegelt wider, wie sehr Porter in der jüngeren Vergangenheit, in der er wegen seines enormen internationalen Erfolgs fast pausenlos auf Tournee war, als Künstler und Mensch gewachsen ist. Erst kürzlich zog der Sänger mit seiner Familie von Brooklyn zurück in seine Heimatstadt Bakersfield in Kalifornien, um wieder näher bei seinen Geschwistern zu sein. »Die Intensität des Tourneelebens hat in mir das Verlangen nach mehr Bodenständigkeit geweckt«, erklärt er den Schritt.
»Liquid Spirit« – der Nachfolger der beiden von der Kritik gefeierten und Grammy-nominierten Alben »Water« (2010) und »Be Good« (2012) – entwickelte sich schnell zu einem globalen Phänomen. Das Album verkaufte sich weltweit eine Million Mal und ist mit über 20 Millionen Streams das meistgestreamte Jazzalbum der Gegenwart. In Deutschland und Großbritannien wurde »Liquid Spirit« mit Platin ausgezeichnet, in Frankreich, den Niederlanden und Österreich mit Gold. In den USA konnte Porter in den landesweit ausgestrahlten Fernsehsendungen »The Tonight Show« und »Jimmy Kimmel Live« auftreten. Von Esquire und NPR Muisc wurde er als »Amerikas nächster großer Jazzsänger« gefeiert. Für »Liquid Spirit« erhielt Porter 2014 auch seinen ersten Grammy für das beste Jazzvokalalbum, während die bewegende Ballade »Hey Laura« für den Preis für die beste traditionelle R’n’B-Performance nominiert war.
Im Herbst 2015 fand Porter endlich die Zeit, ins Studio zurückzukehren, um »Take Me To The Alley« aufzunehmen. Wie schon bei den drei vorherigen Alben, tat er sich auch diesmal mit dem Produzenten Kamau Kenyatta zusammen, um eine Kollektion von beeindruckenden Originalen zu erschaffen, in der er sich ebenso mit persönlichen Dingen wie mit politischen Themen auseinandersetzt. Seine Partnerschaft mit Kenyatta begann er in den Mittneunzigern, als er noch an der San Diego State University studierte. Eigentlich wollte Porter, der ein Sportvollstipendium erhalten hatte, eine professionelle Laufbahn als Football-Spieler einschlagen. Doch eine Schulterverletzung beendet den Traum und so sattelte er auf seine andere Liebe um: die Musik. Und dabei war ihm Kenyatta als Mentor entscheidend behilflich. »Kamau hat es immer verstanden, meinen Sachen den letzten Schliff zu geben«, erklärt Porter. »Und es ist großartig, wie er mich in dem, was ich künstlerisch mache, vorbehaltslos bestärkt.«
Auch sonst verlässt sich Porter wieder auf vertraute Gefährten: Denn Pianist Chip Crawford (der zusätzlich als musikalischer Leiter der Band agiert), Trompeter Keyon Harrold, Altsaxophonist Yosuke Sato, Tenorsaxophonist Tivon Pennicott, Bassist Aaron James und Schlagzeuger Emanuel Harrold wirkten schon an der Einspielung seiner beiden letzten Alben mit. Neu dabei sind hingegen die Sängerin Alicia Olatuja und der tschechoslowakische Hammond-Organist Ondrej Pivec.
»Take Me To The Alley« beginnt mit dem hymnischen Song »Holding On«, den Porter mit dem britischen Electronica-Duo Disclosure für dessen 2015er-Album »Caracal« schrieb und aufnahm. Die Nummer war die erste Single-Auskopplung des Albums und hatte einen deutlichen EDM-Einschlag. Sie erreichte letzten Sommer Platz 1 der Ibiza-Charts von Shazam. Porter knüpfte damit an den Erfolg des Claptone-Remixes von »Liquid Spirit« an. Bei der hier zu hörenden neuen Albumversion von »Holding On« ersetzte er die dahinjagenden Beats und den wummernden Bass durch ein offeneres Arrangement, das von Crawfords elegischer Klavierbegleitung, James’ trügerisch leichten Basslinien und Harrolds prägnantem, mit Dämpfer gespielten Trompetensolo charakterisiert wird.
Es folgt das bluesige »Don’t Lose Your Steam«, einer von zwei Songs, die Porter mit seinem dreijährigen Sohn Demyan im Hinterkopf schrieb. Vorwärtsgetrieben von einem Orgel-verstärkten Groove, schmettert Porter aufmunternde Zeilen darüber hinaus, dass man seinen Zielen allen Widerständen zum Trotz treu bleiben soll. Das zweite Stück, das er Demyan widmete, ist »Day Dream«. Die Lyrics, in denen Porter von Demyans lebhafter Fantasie beim Spielen singt, werden von einem geschmeidigen, vom Klavier vorgegebenen Beat und einem luftigen Tenorsaxsolo begleitet.
Inspiriert haben Porter auch noch andere Mitglieder seiner Familie. Die unglaubliche Liebe, Aufmerksamkeit und Ermunterung, die Gregory stets von seiner verstorbenen Mutter Ruth zuteil wurde, prägt die heitere Ballade »More Than A Woman«. »In Heaven«, geschrieben von Gregorys Kusine Darlene Andrews, ist ein optimistisches Lied, das die Porters oft sangen, wenn sie von einem verstorbenen Familienmitglied Abschied nehmen mussten.
Aber auch gesellschaftspolitische Kommentare, wie sie Porter früher schon in Songs wie »1960 What?« und »Musical Genocide« abgegeben hatte, spielen in der Arbeit des Sängers nach wie vor eine integrale Rolle. »Take Me To The Alley« bietet dafür gleich einige Beispiele, darunter das atemberaubende Titelstück, das von Alicia Olatujas schmeichelndem Background-Gesang veredelt wird. Teilweise motiviert wurde Porter zu der Nummer, die er während des New-York-Besuchs von Papst Franziskus schrieb, einmal mehr durch seine Mutter, die Bedürftigen oft Essen und Unterkunft bot. Porter singt, dass man die kollektive Energie, die man in den Empfang solcher Würdenträger steckt, besser den Armen und Unterdrückten widmen sollte. In der schneidenden Hardbop-Nummer »Fan The Flames« ruft Porter wiederum zum energischen, aber gewaltfreien Protest gegen die vielen Ungerechtigkeiten auf.
Auch das zugegebenermaßen etwas kess und kokett daherkommende »French African Queen« bringt clever gesellschaftspolitische Themen der panafrikanischen Diaspora zur Sprache. Über einen lebhaften, von nigerianischen Rhythmen inspirierten Jazzgroove besingt Porter eine wunderschöne frankoafrikanische Dame. »Was ich ihr sage, ist, dass wir vom selben Baum abstammen«, erläutert Porter. »Mein Traum ist, ihr Geschenke und meine Musik zu bringen. Und ich möchte nicht, dass sie mir diesen Traum abschlägt.«
Seine romantische Ader lebt Porter auf »Take Me To The Alley« noch in einigen anderen Songs aus. Etwa in dem schwelenden Stück »Consequence Of Love«, einer Midtempo-Ballade, die von der Kraft und Irrationalität der Liebe handelt. »Liebe hat ihre eigenen Regeln. Aber manchmal stellen wir uns ihr, beeinflusst von politischen und ethnischen Differenzen oder pubertärem Denken, in den Weg. Wann immer zwei Menschen sich lieben, sollte man sie einfach lassen«, sagt Porter.
Der sardonische Song »In Fashion« erinnert thematisch ein wenig an das Stück »Bling Bling«, das Porter 2011 für sein Album »Be Good« eingesungen hatte. Porter warnt hier nicht nur vor den Gefahren der Ichbezogenheit, sondern auch vor der obsessiven Verehrung solcher Egozentriker. In der glimmenden Ballade »Don't Be A Fool« gibt Porter allen romantischen Luftikussen weise Ratschläge und gesteht dabei auch seine eigenen Unzulänglichkeiten auf dem Gebiet ein. Ernstere Töne schlägt er hingegen in der düsteren Ballade »Insanity« an.
Neben der Standard-CD und der Doppel-LP gibt es »Take Me To The Alley« für echte Porter-Fans und Jazzliebhaber in der Collector’s Deluxe Edition. Diese enthält das Album auf CD sowie eine zusätzliche DVD mit Liveaufnahmen, einem Interview und weitere Videos.
Auf »Take Me To The Alley« präsentiert sich Gregory Porter als einfühlsamer Sänger und Songwriter, der mit beiden Beinen fest im Hier und Heute steht, dabei aber gleichzeitig das Erbe des klassischen Jazz und Soul pflegt.
Rezensionen
»... der profundeste Soul-Sänger, den die Musikwelt derzeit bewundern kann.« (stereoplay, Juni 2016)»Wann hat die Welt schon einmal eine solche Stimme gehört? Einen derart samtenen Bariton? So unwahrscheinlich lässige wie präzise Phrasierungen? Solche Souveränität?« (Audio, Juni 2016)
»Vor allem aber kann der 44-Jährige einmal mehr mit jenem Pfund wuchern, das ihm in den letzten Jahren weltweite Anerkennung eingebracht hat: einer exzellenten gesanglichen Performance, mit der er den zwölf Eigenkompositionen seinen absolut unverwechselbaren musikalischen Stempel aufzudrücken versteht.« (Good Times, August/September 2016)
- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Holding On
- 2 Don't Lose Your Steam
- 3 Take Me To The Alley
- 4 Day Dream
- 5 Consequence Of Love
- 6 In Fashion
- 7 More Than A Woman
- 8 In Heaven
- 9 Insanity
- 10 Don't Be A Fool
- 11 Fan The Flames
- 12 French African Queen