Giacomo Puccini: La Boheme (Deluxe-SACD-Ausgabe im Leinenschuber)

Die Anziehungskraft von Giacomo Puccinis La Bohème ist ungebrochen, ein Meisterwerk des Opernrepertoires, in dem sowohl die Ekstase als auch die Qualen der Verliebten das Publikum über Generationen hinweg ansprechen. Indem er diese Emotionen durch eine Musik von unvergleichlicher Schönheit und Sensibilität vermittelte, schuf Puccini ein Werk, das unendliche Freude bereitet und den Zuhörer am tragischen Ende tief bewegt zurücklässt. Im Laufe der Geschichte des Werks sind nur wenige Künstler so eng mit der Bohème verbunden wie Luciano Pavarotti. Der unvergleichliche italienische Tenor, der sein Operndebüt als Rodolfo gab, machte die Rolle später weltweit zu seiner eigenen. Sie passte ideal zu ihm und erlaubte es ihm, alles auszudrücken, was er als Künstler zu geben hatte. Die Bohème-Aufnahme von Decca aus dem Jahr 1973 zeigt ihn in seiner glorreichen stimmlichen Blütezeit, zusammen mit seiner liebsten Partnerin, Mirella Freni, unter der Leitung von Herbert von Karajan, einem der berühmtesten Dirigenten des 20.Jahrhunderts. Das Ergebnis ist eine Aufführung, die den romantischen Geist dieser Oper wie keine andere Aufnahme zum Ausdruck bringt. Während der gesamten Aufnahme kann sich der Hörer an der Frische, der Leichtigkeit und dem Klang von Pavarottis Stimme erfreuen, zu der er eine erfrischende Klarheit bei der Gestaltung des Textes hinzufügt. Schon in der ersten Szene ist die schiere Vitalität der Darstellung ansteckend. Rodolfos erstaunter Ausruf "Una donna!", als Mimìs Stimme zum ersten Mal aus dem Off erklingt, ist von einer fesselnden, atemlosen Erregung. Wir hören seine rührend sanfte Sorge um sie, mit einer einzigartigen, offenherzigen Aufrichtigkeit, die in "Che gelida manina" zum Vorschein kommt. Während ihres kurzen Duetts am Ende des ersten Akts sind es sicherlich Pavarottis Bühnenauftritte gegenüber Freni, die einen großen Teil ihres außergewöhnlichen musikalischen Verhältnisses ausmachen, das sogar in der Einheitlichkeit ihrer Atmung in der letzten Phrase des "Liebesthemas" deutlich wird. Während Pavarotti sich durch die Rolle bewegt, registriert er lebhaft jeden Schritt in Rodolfos emotionaler Reise von verliebtem Überschwang zu quälender Angst und süßer nostalgischer Traurigkeit. Im Gegensatz zu den meisten Interpreten dieser Rolle schreit Pavarotti die letzten gesprochenen Zeilen nicht, sondern er keucht sie in wachsender Beklemmung, was seine gequälten "Mimì!"-Rufe umso bewegender macht.(au dem Essay von Roger Pines)