Boston Symphony Orchestra & Michael Tilson Thomas
Boston Symphony Orchestra & Michael Tilson Thomas
Konzertmitschnitte aus der Symphony Hall Boston, 13. Januar & 10. März 1970
Mitwirkende:
Boston Symphony Orchestra, Michael Tilson Thomas
DVD
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Charles Ives: Orchestral Set Nr. 1 "Three Places in New England"
+Jean Sibelius: Symphonie Nr. 4 a-moll op. 63
+Richard Wagner: Morgendämmerung und Siegfrieds Rheinfahrt aus "Die Götterdämmerung"
+Bonus: Interviews mit Michael Tilson Thomas - Laufzeit: 104 Min.
- Tonformat: mono
- Bild: 4:3 (NTSC)
- Künstler: Boston Symphony Orchestra, Michael Tilson Thomas
- Label: ICA, 1970
- FSK ab 0 freigegeben
- Bestellnummer: 2891343
- Erscheinungstermin: 2.9.2013
Am 22. Oktober 1969 ersetzte Michael Tilson Thomas William Steinberg mitten in einem Konzert des Boston Symphony Orchestra in der Philharmonic Hall in New York. Steinberg, der neu ernannte Musikdirektor des Orchesters, erkrankte während der Leitung von Brahms' Zweiter Symphonie, und der 24-jährige, neu ernannte stellvertretende Dirigent wurde gebeten, nach der Pause einzuspringen und ein kompliziertes neues Doppelkonzert von Robert Starer und Strauss' Till Eulenspiegel zu dirigieren. »Ein großer, dünner junger Mann betrat die Bühne mit einer Ausstrahlung von enormem Selbstvertrauen und Autorität und zeigte, dass sein Selbstvertrauen nicht fehl am Platz war«, schrieb Harold C. Schonberg am folgenden Tag in der New York Times. Es war »seine goldene Chance«, erklärte Schonberg. »Herr Thomas versteht sein Geschäft, und wir werden noch von ihm hören.« Es besteht kein Zweifel, dass die Publizität, die ein so hochkarätiges, außerplanmäßiges New Yorker Debüt erzeugte, Thomas' Karriere erheblichen Auftrieb gab. Doch in einem kurzen Interview, das einige Tage später in der Times erschien, bemerkte Allen Hughes, dass Thomas »keineswegs ein staunender Unbekannter war, der seine erste große Chance bekam«. Tatsächlich hatte er sich sogar in New York bereits einen Ruf als »Dirigent komplizierter Avantgardemusik« erworben – oder zumindest wurde er so in einer Kritik eines Town Hall-Konzerts beschrieben, das er einige Monate zuvor mit dem Cellisten Laurence Lesser gegeben hatte. Schon in diesem relativ jungen Alter hatte Thomas eng mit einer Vielzahl der hellsten Musikstars der Zeit zusammengearbeitet, darunter Strawinsky, Copland, Boulez und Heifetz.
Tilson Thomas' Verbindung mit dem Boston Symphony Orchestra begann 1968 in Tanglewood, dem Sommersitz des Orchesters, wo er mit dem renommierten Koussevitzky-Preis ausgezeichnet wurde. Im folgenden Sommer gab er sein Debüt in Boston als Gastdirigent mit der Boston Philharmonia, einem kooperativen Ensemble, das mit der Harvard University verbunden ist. Steinberg besuchte diese Aufführung und war beeindruckt. Er ernannte Thomas zu seinem Assistenten, als er im Herbst jenes Jahres die Leitung des BSO übernahm. (Das Boston Philharmonia war nach allen Berichten ein hervorragendes Ensemble; auch Seiji Ozawa, Claudio Abbado und Alexander Schneider dirigierten dieses Orchester etwa zur selben Zeit als Gäste.) Die hier vorgestellte Aufführung von Ives' Three Places in New England stammt von einem Konzert, das am 13. Januar 1970 in der Symphony Hall in Boston aufgezeichnet wurde, und war die Wiederholung eines Programms, das im Oktober zuvor in Boston und dann eine Woche nach Thomas' Überraschungsdebüt in der Carnegie Hall aufgeführt worden war. Haydns Sinfonie Nr. 98 in B-Dur eröffnete das Programm. In einem ausführlichen Profil von Thomas im Boston Globe vom November 1969 wurde vermerkt, dass er »in wissenschaftlichen Angelegenheiten, soweit sie sich auf Probleme der Aufführungspraxis beziehen, weitaus besser informiert ist als die meisten seiner Kollegen« – eine Bemerkung, die wahrscheinlich daher rührt, dass er die Sinfonie erst kurz zuvor vom Cembalo aus dirigiert hatte. Ives' Werk folgte auf Haydn; Variations (Aldous Huxley in memoriam), Stravinskys letztes Orchesterwerk, und Debussys La Merf bildeten die zweite Hälfte.
Ives' Musik hat in Thomas' Karriere eine zentrale Rolle gespielt und ist in seiner umfangreichen Diskographie prominent vertreten. Tatsächlich entstand die erste Orchesteraufnahme des Dirigenten bei einem Major-Label – eine hochgelobte und vielgeschätzte Kopplung von Three Places in New England und Carl Ruggles' Sun-treader (1970) für die Deutsche Grammophon – kurz nach diesen BSO-Konzerten. Diese Live-Aufführung ist geringfügig freier und lockerer als die Studioaufnahme, aber beide Interpretationen bevorzugen langgezogene Lyrik gegenüber synkopierter Rauheit. In seiner Times-Rezension von Thomas' Konzert in der Carnegie Hall fasst Allen Hughes die Herangehensweise des Dirigenten an Ives' Stücke prägnant zusammen: »Für Mr. Thomas sind sie keine Kuriositäten und auch keine Neuheiten, die man mit einem Augenzwinkern aufführen könnte, sondern einfach wunderschöne Musik.« In derselben Rezension beschreibt Hughes auch Thomas' kristallklare Dirigiertechnik treffend als »geschäftsmäßig«. Hughes fährt fort: »Seine Gesten waren in den meisten Fällen präzise und sparsam, er blieb so ziemlich an einer Stelle auf dem Podium, er benutzte einen Taktstock und dirigierte nach Partituren.«
Diese Live-Übertragung von Ives' Three Places vermittelt anschaulich Thomas' frühe Begeisterung für einen Komponisten, den er seit Jahrzehnten unermüdlich unterstützt, während die Aufnahmen von Sibelius' Vierter Symphonie und »Dawn and Siegfried's Rhine Journey« aus Wagners Götterdämmerung wertvoll sind, da sie in Thomas' Diskografie und Videografie völlig neu sind. Beide stammen aus demselben Konzert vom 10. März 1970. Der Sinfonie von Sibelius ging Beethovens Egmont-Ouvertüre voraus; der von Wagner folgten Schönbergs Fünf Stücke für Orchester op. 16.
Sibelius' Vierte Symphonie war schon immer schwer zu verkaufen. William Pierce merkt in seinem Kommentar vor der Aufführung an, dass die letzte Aufführung des BSO (unter der Leitung von Kussewitzky) dreißig Jahre her sei. Wie bei Ives ist Thomas' Ansatz hauptsächlich lyrisch. Der Beginn ist eher grübelnd als straff, obwohl die Interpretation auf dem aufgeregten Höhepunkt des zentralen Durchführungsabschnitts des ersten Satzes Feuer fängt. Craig Smith, der das erste Konzert der Reihe im Boston Globe rezensierte, erklärte, Thomas sei »den Anforderungen des schwierigen Werks in jeder Hinsicht gewachsen«. Smith fuhr fort: »Wenn der Aufführung auch die absolute rhythmische Beständigkeit fehlte, die ein diffuses Werk wie dieses vollständig zusammenfließen lassen kann, so hatte sie doch die Vorzüge außerordentlicher Sorgfalt bei der Klärung der interessanten Texturen, die Sibelius erdacht hatte.« Nach dem Unterricht bei Wagners Enkelin Friedelind verbrachte Thomas den Sommer 1966 als stellvertretender Dirigent bei den Bayreuther Festspielen. Karl Böhms kontrovers diskutierte, rasante Aufführung von Tristan und Isolde wurde im selben Jahr von der Deutschen Grammophon aufgenommen, und Thomas' ausdrucksstarke Interpretation von »Dawn and Siegfried's Rhine Journey« ist von ähnlich treibender Intensität.
Tatsächlich lobte Craig Smith in seiner Globe-Rezension das »brillante Blechbläserspiel« des Orchesters und die »rhythmische Vitalität der Interpretation [die] ›Siegfried's Rhine Journey‹ zu einem spannenden Abschluss eines großartigen Konzerts machte«.
Tilson Thomas' Verbindung mit dem Boston Symphony Orchestra begann 1968 in Tanglewood, dem Sommersitz des Orchesters, wo er mit dem renommierten Koussevitzky-Preis ausgezeichnet wurde. Im folgenden Sommer gab er sein Debüt in Boston als Gastdirigent mit der Boston Philharmonia, einem kooperativen Ensemble, das mit der Harvard University verbunden ist. Steinberg besuchte diese Aufführung und war beeindruckt. Er ernannte Thomas zu seinem Assistenten, als er im Herbst jenes Jahres die Leitung des BSO übernahm. (Das Boston Philharmonia war nach allen Berichten ein hervorragendes Ensemble; auch Seiji Ozawa, Claudio Abbado und Alexander Schneider dirigierten dieses Orchester etwa zur selben Zeit als Gäste.) Die hier vorgestellte Aufführung von Ives' Three Places in New England stammt von einem Konzert, das am 13. Januar 1970 in der Symphony Hall in Boston aufgezeichnet wurde, und war die Wiederholung eines Programms, das im Oktober zuvor in Boston und dann eine Woche nach Thomas' Überraschungsdebüt in der Carnegie Hall aufgeführt worden war. Haydns Sinfonie Nr. 98 in B-Dur eröffnete das Programm. In einem ausführlichen Profil von Thomas im Boston Globe vom November 1969 wurde vermerkt, dass er »in wissenschaftlichen Angelegenheiten, soweit sie sich auf Probleme der Aufführungspraxis beziehen, weitaus besser informiert ist als die meisten seiner Kollegen« – eine Bemerkung, die wahrscheinlich daher rührt, dass er die Sinfonie erst kurz zuvor vom Cembalo aus dirigiert hatte. Ives' Werk folgte auf Haydn; Variations (Aldous Huxley in memoriam), Stravinskys letztes Orchesterwerk, und Debussys La Merf bildeten die zweite Hälfte.
Ives' Musik hat in Thomas' Karriere eine zentrale Rolle gespielt und ist in seiner umfangreichen Diskographie prominent vertreten. Tatsächlich entstand die erste Orchesteraufnahme des Dirigenten bei einem Major-Label – eine hochgelobte und vielgeschätzte Kopplung von Three Places in New England und Carl Ruggles' Sun-treader (1970) für die Deutsche Grammophon – kurz nach diesen BSO-Konzerten. Diese Live-Aufführung ist geringfügig freier und lockerer als die Studioaufnahme, aber beide Interpretationen bevorzugen langgezogene Lyrik gegenüber synkopierter Rauheit. In seiner Times-Rezension von Thomas' Konzert in der Carnegie Hall fasst Allen Hughes die Herangehensweise des Dirigenten an Ives' Stücke prägnant zusammen: »Für Mr. Thomas sind sie keine Kuriositäten und auch keine Neuheiten, die man mit einem Augenzwinkern aufführen könnte, sondern einfach wunderschöne Musik.« In derselben Rezension beschreibt Hughes auch Thomas' kristallklare Dirigiertechnik treffend als »geschäftsmäßig«. Hughes fährt fort: »Seine Gesten waren in den meisten Fällen präzise und sparsam, er blieb so ziemlich an einer Stelle auf dem Podium, er benutzte einen Taktstock und dirigierte nach Partituren.«
Diese Live-Übertragung von Ives' Three Places vermittelt anschaulich Thomas' frühe Begeisterung für einen Komponisten, den er seit Jahrzehnten unermüdlich unterstützt, während die Aufnahmen von Sibelius' Vierter Symphonie und »Dawn and Siegfried's Rhine Journey« aus Wagners Götterdämmerung wertvoll sind, da sie in Thomas' Diskografie und Videografie völlig neu sind. Beide stammen aus demselben Konzert vom 10. März 1970. Der Sinfonie von Sibelius ging Beethovens Egmont-Ouvertüre voraus; der von Wagner folgten Schönbergs Fünf Stücke für Orchester op. 16.
Sibelius' Vierte Symphonie war schon immer schwer zu verkaufen. William Pierce merkt in seinem Kommentar vor der Aufführung an, dass die letzte Aufführung des BSO (unter der Leitung von Kussewitzky) dreißig Jahre her sei. Wie bei Ives ist Thomas' Ansatz hauptsächlich lyrisch. Der Beginn ist eher grübelnd als straff, obwohl die Interpretation auf dem aufgeregten Höhepunkt des zentralen Durchführungsabschnitts des ersten Satzes Feuer fängt. Craig Smith, der das erste Konzert der Reihe im Boston Globe rezensierte, erklärte, Thomas sei »den Anforderungen des schwierigen Werks in jeder Hinsicht gewachsen«. Smith fuhr fort: »Wenn der Aufführung auch die absolute rhythmische Beständigkeit fehlte, die ein diffuses Werk wie dieses vollständig zusammenfließen lassen kann, so hatte sie doch die Vorzüge außerordentlicher Sorgfalt bei der Klärung der interessanten Texturen, die Sibelius erdacht hatte.« Nach dem Unterricht bei Wagners Enkelin Friedelind verbrachte Thomas den Sommer 1966 als stellvertretender Dirigent bei den Bayreuther Festspielen. Karl Böhms kontrovers diskutierte, rasante Aufführung von Tristan und Isolde wurde im selben Jahr von der Deutschen Grammophon aufgenommen, und Thomas' ausdrucksstarke Interpretation von »Dawn and Siegfried's Rhine Journey« ist von ähnlich treibender Intensität.
Tatsächlich lobte Craig Smith in seiner Globe-Rezension das »brillante Blechbläserspiel« des Orchesters und die »rhythmische Vitalität der Interpretation [die] ›Siegfried's Rhine Journey‹ zu einem spannenden Abschluss eines großartigen Konzerts machte«.
- Inhalt
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (DVD)
- 1 Vorspann
Three places in New England
- 2 Nr. 1: The 'St. Gaudens' in Boston Common (Col. Shaw and his Colored Regiment)
- 3 Nr. 2: Putnam's Camp, Redding, Connecticut
- 4 Nr. 3: The Housatonic at Stockbridge
Sinfonie Nr. 4 a-moll op. 63
- 5 1. Tempo molto moderato, quasi adagio
- 6 2. Allegro molto vivace
- 7 3. Il tempo largo
- 8 4. Allegro
Götterdämmerung (Oper in 1 Vorspiel und 3 Akten) (Auszug)
- 9 Dawn - Sigfrieds Rhine Journey