Michael Wollny, Emile Parisien, Tim Lefebvre & Christian Lillinger: XXXX
Vor zwei Jahren trafen sich vier Hochkaräter des internationalen Jazz für eine Woche kollektiver und völlig freier Improvisation: der deutsche Pianist Michael Wollny, der französische Saxofonist Émile Parisien, der US-amerikanischer Bassgitarrist Tim Lefebvre und der deutsche Schlagzeuger Christian Lillinger.
Das Ergebnis ihrer Zusammenkünfte ist ein ganz besonderes, intensives Album: Hier ist »XXXX«.
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Label: ACT, 2021
- Bestellnummer: 10430871
- Erscheinungstermin: 30.4.2021
- Gesamtverkaufsrang: 10037
- Verkaufsrang in CDs: 4831
Am Anfang steht nur ein Klang. Er bereitet die Bühne, bildet die Leinwand. Im Dezember 2019 wird Berlins Jazz-Wohnzimmer, das „A-Trane“, für acht Sets an vier Abenden zum Forschungslabor für vier Charakterköpfe der aktuellen improvisierten Musik: Piano-Grenzgänger Michael Wollny, Sopransaxofon-Neudenker Emile Parisien, E-Bass-Ikone Tim Lefebvre und Schlagzeug-Freigeist Christian Lillinger. Vier Unikate. Ein Treffen ohne Absprachen, Kompositionen oder Arrangements.
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Das, was hier erklingt, lässt sich nicht in eine Kategorie fassen. 100% Neuland. Am ehesten kann man diese Musik greifbar machen, wenn man sie in ihre Bestandteile zerlegt. Michael Wollny, zum ersten Mal ausschließlich an elektronischen Tasteninstrumenten, der hier eine eigene Welt aus retro-futuristischen Sounds erzeugt. Eine Verneigung an den frühen Jean-Michel Jarre; Referenzen an Science-Fiction und Horror, und ein ordentlicher Schuss avantgardistischer Krautrock à la „Can“, Irmin Schmidt und Klaus Schulze. Tim Lefebvre, Kollaborateur von Stars wie David Bowie, Tedeschi Trucks Band, John Mayer, Knower, Steely Dan, Elvis Costello oder Wayne Krantz. Ein Fels in der fiebrigen Brandung, der an Bass und Effekten die Musik vorantreibt, strukturiert, bändigt und gnadenlos zum Grooven bringt. Die Gegenpole: Das explosive, zugleich hochsensible Spiel von Drummer Christian Lillinger, der Schichten um Schichten von Rhythmen und Texturen stapelt. Und die federnden, mit unzähligen Melodien aufgeladenen und vor Energie berstenden Linien von Emile Parisien am Sop-ransaxofon, der wirkt, als würde er jeden Moment abheben und davonfliegen.
eXploit
Alle vier Musiker waren sich vor dem Treffen der Fallhöhe der Idee, der Verschiedenheit ihres musikalischen Vokabulars und dem damit verbundenen Risiko ihrer Begegnung bewusst. Eine Anspannung, die vielleicht eine Viertelstunde bedurfte, um sich zu lösen. An ihre Stelle tritt: Ein kollektiver Rausch. Die Neugier auf die nächste Wendung, den nächsten Impuls, den nächsten Schub. Das Schwelgen im Spannungsfeld zwischen dem Aufbauen von Formen, Linien, Grooves, Harmonien, Texturen und der diebischen Freude daran, diese fragilen Gebilde ein paar Schritte später wieder einzureißen. 90ies, 80ies, 70ies, Beats und Patterns, cineastische Klangorgien. Vier Meister-Improvisatoren und Echtzeit-Komponisten, die die Regeln, welche in ihrer musikalischen Welt gelten mit jeder Note neu verhandeln.
eXterminate
Und so entstehen immer neue Instrumentarien und Collagen zwischen den Menschen und Maschinen auf der Bühne. Am Ende der Woche stehen gute acht Stunden Musik. Und der feste Entschluss, aus diesen Aufnahmen ein Album zu extrahieren, welches mehr ist, als ein Dokument einer Serie von Livekonzerten. Den zündenden Impuls für den Weg dahin liefert Tim Lefebvre: Im Februar 2020 treffen er und Michael Wollny in Atlanta auf den Produzenten und Toningenieur Jason Kingsland. Dieser vereint einen Background aus der Zusammenarbeit mit namhaften Indie Rock- & Pop-Künstlern mit einer Leidenschaft fürs Experiment. Die Herausforderung: Aus der Fülle der Möglichkeiten eines von vielen denkbaren Alben zu produzieren, das den Rausch und die Euphorie dieser vier Berliner Nächte in ein geschlossenes Ganzes bringt. Und so entsteht in mehreren Tagen und Nächten ein Destillat aus zehn, mit Blick auf die Ausgangslage, überraschend kompakten Tracks. Eine Live-Aufnahme, die nach Studio klingt und doch Ton für Ton im Club improvisiert wurde. Ein Album voller Lust, Emotion, Witz und einer fast schon kindlich-naiven Freude am „Spielen“. Und nicht zuletzt: ein transatlantisches Quartett, wie es es im Moment nur einmal auf der Welt gibt.
Rezensionen
»Diese Musik versteht sich als Collage. Und so kleben die Musiker Stück für Stück ihrer musikalischen Trips zusammen, als abstraktes Gewirr, als Klangrausch – dass es eine reine Freude ist.« (Stereo, Juni 2021)»Ein Quartett sprengt Genregrenzen. Mit Synthesizer und Rhodes ein bisschen ›retro‹ im Sound, blicken Wollny-Parisien-Lefebvre-Lillinger in Richtung Noise-Music und entfachen einen abstrakten, kollektiv improvisierten Klangrausch. Das groovt wie der Teufel.« (›Empfehlung des Monats‹ in Fono Forum, Juni 2021)
- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Somewhere Around Barstow
- 2 Dick Laurent Is Dead
- 3 Too Bright in Here
- 4 Grandmother’s Hammer
- 5 The Haul
- 6 Find the Fish
- 7 Doppler FX
- 8 Michael vs. Michael
- 9 Nörvenich Lounge
- 10 Nostalgia for the Light