Iiro Rantala: Mozart, Bernstein, Lennon
Was haben Wolfgang Amadeus Mozart, Leonard Bernstein und John Lennon gemeinsam? Abgesehen davon, dass es sich bei allen um musikalische Genies handelt, wenn auch um völlig unterschiedliche, dienten sie als Vorlage für Iiro Rantalas 2018er-Livealbum.
Gemeinsam mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen spielte der finnische Pianist im letzten Jahr ein Galakonzert auf der Jazzahead-Messe. Mit »Mozart, Bernstein, Lennon« gibt es jetzt den beeindruckenden Mitschnitt.
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Label: ACT, 2018
- Bestellnummer: 8153135
- Erscheinungstermin: 27.4.2018
*** Digipack
- Gesamtverkaufsrang: 12558
- Verkaufsrang in CDs: 6144
Kein Wunder also, dass der auch klassisch ausgebildete Pianist schon immer davon geträumt hat, dieses Klavierkonzert auch einmal selbst aufzuführen – und voller Begeisterung zugriff, als sich im vergangenen Jahr auf der Jazzahead in Bremen die Gelegenheit bot, als prominenter Vertreter des Partnerlandes Finnland die Gala zu gestalten: Nun liegt das gefeierte Konzert-Erlebnis als Live-Mitschnitt vor. Dass seine Orchesterwahl dabei auf die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen (DKPB) fiel, hatte weniger etwas mit der örtlichen Verbundenheit des Ensembles zu tun als vielmehr mit der Tatsache, dass Rantala das Orchester seit 35 Jahren kennt, daheim diverse DKPB-Aufnahmen seine CD-Sammlung schmücken und er keinen Hehl aus seiner Wertschätzung macht: »In Deutschland sind die Bremer das Top-Kammerensemble.« Wobei es ihn auch nicht weiter stört, dass »die Musiker mich vorher bestimmt nicht gekannt haben…«
Was für die Neugier und Offenheit auf beiden Seiten indes nur von Vorteil gewesen ist, wie das Resultat eines leuchtenden, bemerkenswert deutlichen Mozarts offenbart. Rantala wie auch die Bremer wissen um die Gegensätze und Spannungen im Dialog – etwa wenn der Pianist das Thema im marschmäßig gegliederten Allegro maestoso vom Orchester übernimmt und immer stärker profiliert bis hinein in die ausgreifenden Passagen der Durchführung und der Kadenz.
Beide erkennen die Abgründe und Energieverdichtungen im Finale, lassen die Reibungen und harmonischen Abenteuer hervortreten – und finden trotzdem gleichzeitig jene Ruhe, die der Lyrik seines geliebten »Bond-Andantes« innewohnt und die doch so schwer zu treffen ist.
Dass der Jazz-Pianist in der Kadenz »naturgemäß« mit einer eigenen Improvisation aufwartet – und nicht auf Vorhandene seiner »klassischen« Tasten-Kollegen zurückgreift – hat DKPB-Konzertmeister Florian Donderer nicht weiter überrascht, zumal das Ergebnis zeige: »Iiro Rantala improvisiert zwar in seinem Stil, aber in seiner Kadenz finden sich durchaus auch klassische Elemente.«
Ein Kompliment, das den so Gelobten freut, geht es dem Finnen doch über diese(s) Konzert(aufnahme) hinaus auch um etwas Grundsätzliches: »Ich würde gern jene Grenze weiter einreißen, die Jazz und Klassik nach wie vor trennt – und ich bin überzeugt, mit solchen gemeinsamen Projekten sind wir auf dem richtigen Weg.« Ja, in einigen Jahrzehnten werde es diese Trennung zwischen den Genres nicht mehr geben, prophezeit Rantala – und geht auf dieser Aufnahme auch über Mozarts Klavierkonzert hinaus mit gutem Beispiel voran: Finden sich doch unter den weiteren Stücken des Albums ebenso Solointerpretationen von Leonard Bernsteins »Candide Overture« und John Lennons »Imagine«, sowie auch Werke, die Rantalas eigenen Klangideen entsprungen sind und hier mit Orchesterbegleitung erklingen. Ein kunterbuntes Sammelsurium? Der für seinen Witz und sein ironisches Spiel bekannte Pianist schmunzelt: »Das ist ein Mix, den ich so auch gern in meinen Konzerten präsentiere – und dort scheint es auf jeden Fall zu funktionieren.«
Nun, nicht nur dort, wie dieser Brückenschlag zwischen den Musik-Welten offenbart: Einfach weil der Mann am Klavier zwar seinen ganz eigenen, sich Melodien hingebenden Jazz-Stil in Stücken wie »Freedom« oder »Tears For Esbjörn« pflegt, »doch gleichzeitig in seinen Kompositionen auch immer die Klassik durchscheint«, wie Donderer beobachtet hat. Ein Weltenbummler eben, der auf seinen Reisen nur zu gern ebenso neugierige Künstlerkollegen mitnimmt – und so im besten Fall neue Hör-Horizonte eröffnet.
Rezensionen
»... eine bildungsbürgerlich verschmitzte Mischung, die humorvolles Phrasing mit brillantem Spiel und reichlich Rantala-Pathos verknüpft.« (Jazzthing, Juni/ August 2018)- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Pekka Pohjola
- 2 Freedom
- 3 Piano Concerto No.21, C Major, KV 467: I Allegro Maestoso
- 4 Piano Concerto No.21, C Major, KV 467: II Andante
- 5 Piano Concerto No.21, C Major, KV 467: III Allegro vivace
- 6 Candide Overture
- 7 Karma / Everyone With A Heart
- 8 Tears For Esbjörn
- 9 Imagine