Uri Caine: The Sidewalks Of New York: Tin Pan Alley Live auf CD
The Sidewalks Of New York: Tin Pan Alley Live
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Label:
- Winter & Winter
- Aufnahmejahr ca.:
- 1999
- Artikelnummer:
- 1002537
- UPC/EAN:
- 0025091003822
- Erscheinungstermin:
- 3.6.1999
Die Tin Pan Alley existierte tatsächlich, entstanden nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg in einem Abschnitt der 28. Straße in Manhattan, zwischen der Fifth Avenue und dem Broadway, später berühmt als die »Straße der Lieder«. Dieser Ort entwickelte sich schnell zur Brutstätte für Melodien, die zunächst die Saloons und Varietés der Bowery erreichten, bald jedoch auch die Theater am Broadway und schließlich weit über die Grenzen New Yorks hinaus bekannt wurden. Tin Pan Alley markierte nicht nur den Beginn der Popmusik in industrieller und geografischer Hinsicht, sondern bereitete auch den Weg für den Erfolg von Rundfunk und Schallplatte. Musikalisch spiegelte sie die Welt des amerikanischen Fin de Siècle wider.
Geld spielte eine zentrale Rolle. Der Verkauf von Notenblättern wurde profitabel, da der Besitz neuer Songs bedeutete, diese unter die Menschen zu bringen. Kreative Köpfe und geschäftstüchtige Werber, die sowohl ein Gespür für Melodien als auch einen Sinn fürs Geschäft hatten, trieben den Erfolg der Tin Pan Alley voran. Einer dieser Pioniere war Charles K. Harris aus Milwaukee, der 1885 sein eigener Verleger wurde und ein Lied an seinem Geschäft ausstellte, das jeder bestellen konnte. Sein größter Hit »After The Ball« erzielte erst breite Aufmerksamkeit, nachdem Harris den Entertainer J. Aldrich Libbey für 500 Dollar engagiert hatte und ihm Gewinnbeteiligung bot, um den Song in der Produktion »A Trip to Chinatown« (1892) aufführen zu lassen. Das Lied wurde schnell ein Bestseller, und Harris lehnte sogar ein Angebot von 10.000 Dollar für sämtliche Urheberrechte ab – eine weitsichtige Entscheidung angesichts der mehr als fünf Millionen verkauften Notenblätter.
Der Erfolg der Tin Pan Alley war jedoch nicht immer garantiert. Paul Dresser, Bruder des Schriftstellers Theodore Dreiser und »Haus- und Hofkomponist« New Yorks, erkannte früh den Nutzen eines eigenen Musikverlags. Trotz einiger finanzieller Fehler schrieb er später »My Gal Sal«, seinen größten Hit. Dresser verstarb allerdings, bevor er von dessen Erfolg profitieren konnte. Der Titel wurde später zum Titelsong seiner Filmbiografie. Ein ähnliches Schicksal ereilte Joe E. Howards Film-Lied »I Wonder Who's Kissing Her Now«. Komponist Harold Orlob trat rechtlich gegen Howard an und gewann die Rechte an der Melodie, die er ursprünglich als Angestellter in Howards Verlag geschrieben hatte.
Noch vor »My Gal Sal« arbeitete Dresser als Musiker bei Howley, Haviland & Company, dem Verlag hinter dem Erfolgsstück »The Sidewalks of New York«. Dieses Lied wurde gemeinschaftlich vom Vaudeville-Künstler Charles Lawlor und dem Geschäftsmann James W. Blake verfasst und von Lottie Gibson im Old London Theater aufgeführt. Ein weiterer Meilenstein war »In the Good Old Summertime«, ein Millionenhit von George »Honey« Evans, der anfänglich skeptisch gegenüber dessen Marktpotenzial war. Andere Verleger sahen das Lied ebenfalls kritisch, da es zu stark an eine Jahreszeit gebunden schien. Dennoch verhalf ihm Howley, Haviland & Company zum Durchbruch.
Das Verlagshaus T. B. Harms legte mit »The Bowery« und weiteren Songs aus »A Trip to Chinatown« neue Vermarktungstrends für Bühnenshowsongs fest. Ein besonders großer Erfolg war »Daisy Bell« von Harry Dacre. Dacre schrieb das Stück kurz nach seiner Ankunft in New York; doch zunächst reagierten die Amerikaner aufgrund mangelnder Interesse fürs Fahrradfahren kaum darauf. Erst im Heimatland England wurde »Daisy Bell« populär, bevor es schließlich aufgrund des steigenden Fahrrad-Trends in New York zurückkehrte und von Künstlern wie Tony Pastor in dessen Music Hall aufgeführt wurde.
Auch George M. Cohan machte früh auf sich aufmerksam. Mit gerade mal 13 Jahren veröffentlichte er 1891 sein erstes Lied und trat in der Vaudeville-Show seiner Familie auf. Seine Innovationskraft lag darin, Songs szenisch zu präsentieren und sie aktiv zu bewerben. Ab 1898 schrieb Cohan Hits, die durch seine Bühnenpräsenz oft große Erfolge wurden. Mit Stücken wie »Little Johnny Jones« ab 1904 etablierte er ein Format, das perfekt zu seinem Showtalent passte. Patriotismus war dabei ein fester Bestandteil seiner Werke, darunter das legendäre »You're A Grand Old Flag«.
Rezensionen
W. Kampmann in Scala 9/99: "Der Hörer wird in eine gleichermaßen schrille wir mondän-laszive Atmosphäre entführt, in der das Entertainment über allem anderen steht. Ein Trip in eine schillernde Vergangenheit, so kurzweilig wie liebenswert schrullig."Disk 1 von 1 (CD)
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1 Overture: The Sidewalks Of New York / I Wonder Who's Kissing Her Now?
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2 Too Much Mustard
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3 Has Anybody Here Seen Kelly?
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4 Life's A Very Funny Proposition After All
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5 Sidewalk Story: Daisy Bell / My Wild Irish Rose / Sugar Cane...
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6 Charleston Rag
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7 Take Me Out To The Ball Game
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8 Everybody's Doin' It
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9 How'd You Like To Spoon With Me?
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10 Cohen Owes Me Ninety Seven Dollars
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11 By The Light Of The Silvery Moon
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12 Nobody
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13 Waiting For The Robert E. Lee
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14 Interlude: The Sidewalks Of New York
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15 By The Beautiful Sea
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16 In The Good Old Summertime
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17 Some Of These Days - The Rehearsal
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18 Some Of These Days - The Show
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19 Castle Walk
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20 They Didn't Believe Me
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21 Memphis Blues
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22 After The Ball
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23 You're A Grand Old Flag
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24 The Bowery
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25 When I Leave The World Behind
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26 Finale: The Sidewalks Of New York
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27 Coda: In The Good Old Summertime
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