Tim Berne: Diminutive Mysteries
Diminutive Mysteries
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Label: Winter & Winter, 1992
- Bestellnummer: 4584847
- Erscheinungstermin: 4.10.2004
+ David Sanborn, Marc Ducret, Hank Roberts, Joey Baron,
Herb Robertson
*** 24 Bit digitally remastered
Herb Robertson
*** 24 Bit digitally remastered
Tim Berne war nervös wie nie zuvor, noch drei Tage vor dem Studiotermin für Diminutive Mysteries (Mostly Hemphill) wollte er dieses Projekt absagen. Eigentlich verständlich wenn man bedenkt, welche Last auf seinen Schultern lag - die Aufnahme fünf neuer Arbeiten von Julius Hemphill, einem der energischsten und kreativsten Komponisten unserer Tage. Aber es war mehr als das - Tim nahm die persönliche Herausforderung an, sich mit der Musik seines wichtigsten Mentors auseinanderzusetzen.
Als Tim Berne Julius Hemphill entdeckte, verspürte er den Wunsch, Saxophon zu spielen, "Ich hatte kein Ohr für Jazz, aber als ich Julius' Album Dagon A. D. hörte, hat mich dies völlig verändert. Dieses Album offenbarte die Musik, nach der ich suchte, es hatte diese Stax / R&B Empfindsamkeit und diese etwas andere Wildheit. Unglaublich! Dies war der Auslöser für mich, Musiker zu werden."
Später zog Tim Berne nach New York und suchte Julius Hemphill auf, um eine Art Lehrzeit mit dem erfahrenen Künstler zu absolvieren. In den vielen Stunden, die sie zusammen verbrachten, wurde über Kompositionslehre, Studioaufnahmen, Promotion für Schallplattenproduktionen, über das Erstellen von Handzetteln, über Magie und geistige Natur gesprochen, und manchmal verblieb sogar etwas Zeit zum Saxophonspielen.
Nun, zwanzig Jahr später, nimmt Tim Berne seine Hommage für Julius Hemphill auf, für den Mann, der ihn inspirierte, sein Lehrmeister war, und am Ende schließlich sein Freund wurde. Soviel zu seiner Nervosität und dem Verlangen, ein großartiges Album einzuspielen.
Dieses Projekt hatte Tim Berne seit vielen Jahren im Kopf, er wußte, daß er etwas mit Hemphills Musik tun wollte, aber die Zeit war noch nicht reif. 1990 trat Tim Bernes Band in David Sanborns TV-Show 'Night Music' auf. Sanborn, von der Wildheit der Musik mitgerissen, stieg sofort mit ein. Es klingt fast unglaublich, aber Sanborn verstand Tims Konzeption von der ersten Minute an. Beide sprachen sofort über eine gemeinsame Produktion. Aber was für ein Projekt sollten sie in Angriff nehmen? Die Idee konkretisierte sich im Januar 1992.
"In einem Gespräch mit David fiel der Name Julius Hemphill und es kam heraus, daß David mit ihm 1965 und '66 gespielt hatte. Tatsächlich startete David seine Kariere in St. Louis und war eng mit Julius, Oliver Lake und Philip Wilson verbunden. Dies war seine Musik - von Anfang an. David erzählte, wie sehr er Julius Hemphills Musik liebe, und die Idee war geboren. Wie ich schon sagte, ich wollte immer Julius' Musik spielen, nun zusammen mit David war endlich der richtige Aufhänger gefunden - das gefiel mir besser, als dieses Projekt nur mit meiner Band zu spielen."
Die Kompositionen für Diminutive Mysteries sprechen für sich selbst: fünf kurze "schöpferische Episoden", eine umfassende Komposition von Tim Berne, geschrieben für Julius Hemphill, mit den Gastmusikern Mark Dresser am Bass und Herb Robertson an der Trompete, und zwei weitere ältere Arbeiten aus Julius Hemphills Feder.
Die fünf neuen Episoden, Auftragswerke für dieses Album, wurden von Julius Hemphill skizziert, und von Tim Berne für diese Aufnahme arrangiert und konzipiert. Dieser Prozeß - den Fokus einer Komposition im Arrangement und im Spiel der Musiker zu erreichen - ist Hemphills und Bernes Hauptanliegen. Tim gesteht ein, daß er sich manchmal alleingelassen fühlte, als er diese Stücke bearbeitete. "Durch meine persönliche Verbindung mit Julius wollte ich etwas Spezielles mit seiner Musik erreichen. Ich wollte eigentlich nicht, daß er mir nur Skizzen ausgehändigt. Ich wollte einfach nicht bloß die Themen runterspielen und dann improvisieren. Es machte mich nervös, daß ich einige Entscheidungen treffen mußte, obwohl ich diese Musik nicht selbst geschrieben habe. Auf der anderen Seite, wenn ich zu vorsichtig vorgehen würde, wußte ich, daß dieses Projekt durchfallen würde. Ich mußte also diesem Album meinen Stempel aufdrücken und ich denke, ich tat es auch."
Eine Möglichkeit, etwas mehr Würze in dieses Projekt zu streuen, erreichte Tim Berne dadurch, daß er und David nicht ausschließlich auf ihrem Hauptinstrument, dem Altsaxophon spielen, sondern auch ihr Zweitinstrument einsetzen: in Tims Fall das Baritonsaxophone und das Sopraninosaxophon für David. Tims Baritonspiel ist keine große Überraschung, da er dieses Horn bereits seit drei Jahren spielt und es auf der letzten Miniature Aufnahmen I Can't Put My Finger On It eingesetzt hat. Aber Sanborn auf dem Sopranino? Julius Hemphill kommentiert Davids Spiel mit den Worten: "Es gibt Momente, wo du sagen kannst, wenn du eine bestimmte Phrase vom Altsaxophon hörst 'Yeah, that's Sanborn', aber auf dem Sopranino klingt David wie niemand sonst. Er spielt fast unmenschlich. Aufregend. Atemberaubend."
Tim stimmt zu, "Ich wollte einfach nicht, daß zwei Altsaxophone sich gegenseitig wegblasen. Dieses Projekt würde man anders wahrnehmen, wenn wir beide die ganze Zeit Alt spielen würden, wäre es wahrscheinlich eine wilde Schlacht geworden. Durch das Sopranino und das Bariton kommen erstaunliche Farben mit ins Spiel. Somit ist es mehr musikalisch und weniger Saxophon orientiert. Ich wollte sowieso nie als Saxophonist vor einer Rhythmusgruppe stehen, sondern mit der Band spielen, für mich muß alles zusammenarbeiten."
Was für eine Band! Cellist Hank Roberts und Schlagzeuger Joey Baron sind schon fast so etwas wie eine Institution in Bernes Gesamtheit. Alle drei zusammen bilden das Trio Miniature, und ihr Spiel auf Diminutive Mysteries reflektiert Jahre kreativer Zusammenarbeit. Roberts hat mit unorthodoxer Technik und feinsinniger Elektronik das Klangbild des Cellos neu bestimmt. Mit einer fast schon dominanten Rolle in den Arrangements und einem unheimlichen Gespür für Improvisation legt die Stimme des Cellos - mehr als alle anderen Instrumente - den Tenor der Musik fest.
Baron beeinflußt das Spiel in einer umfassenden Art mit seiner durchdringenden Kraft - polyrhythmisch, wie pulsierendes Blut. Ganz einfach gesagt, Joey Baron ist der wohl kreativste Drummer in der zeitgenössischen Szene, diese Tatsache unterstreicht er auch in seinem Soloalbum Tongue In Groove.
Marc Ducret aus Frankreich, auch ein regelmäßiges Mitglied in Tim Bernes Band, ist ein Meister der musikalischen Strukturen, der Noten mit einem weit offenen und einzigartigen Konzept spielt, Klänge, die nur seine Gitarre erzeugen kann. Ducret hat bereits sein eigenes Album News From The Front veröffentlicht und ist auf Bernes letzter Produktion Pace Yourself zu hören.
David Sanborn ist der große 'Unbekannte' - sein Spiel ist das Geheimnis dieses Projekts. In der Tat wer ihn noch nie in einem dynamischen Zusammenspiel mit freien Passagen gehört hat, diese Aufnahme ist eine intensive Lernerfahrung. Seine wilden Klänge sind weit entfernt vom Instrumentalpop, der ihn weltbekannt gemacht hat, seine Fertigkeit mit diesen Kompositionen, seine Offenheit und der Ideenreichtum seiner Soli zeigen wie sehr Sanborns Herz an dieser Musik hängt.
"David liebt diese Musik und das Zusammenspiel mit der Band. Ich möchte dies betonen, da man annehmen wird, daß Sanborn als eine Art Stargast oder Primadonna aufgetreten ist. Nichts von dem entspricht der Wirklichkeit. Er gab absolut keine Allüren. Die Zusammenarbeit mit ihm verlief völlig normal, kein Unterschied zu Joey oder Hank, er spielte nur für die Musik, wie alle Anderen auch." Das Resultat spricht für sich selbst.
Nachdem Julius Hemphill das fertige Band gehört hatte, meinte er: "Ich bin sehr positiv überrascht. Die Musiker haben Elemente meiner Kompositionen benützt, jedoch was viel wichtiger ist, die Gruppendynamik ist phantastisch. Dies ist Musik von sehr hohem Kaliber."
Jeder, der mit diesem Projekt involviert war, von Tim Berne und David Sanborn bis zu Produzenten Stefan Winter, stimmt überein, Diminutive Mysteries ist einer, der ganz seltenen Erfolge, die - in Winters Worten - es lohnend machen, in der Musikbranche zu arbeiten.
Als Tim Berne Julius Hemphill entdeckte, verspürte er den Wunsch, Saxophon zu spielen, "Ich hatte kein Ohr für Jazz, aber als ich Julius' Album Dagon A. D. hörte, hat mich dies völlig verändert. Dieses Album offenbarte die Musik, nach der ich suchte, es hatte diese Stax / R&B Empfindsamkeit und diese etwas andere Wildheit. Unglaublich! Dies war der Auslöser für mich, Musiker zu werden."
Später zog Tim Berne nach New York und suchte Julius Hemphill auf, um eine Art Lehrzeit mit dem erfahrenen Künstler zu absolvieren. In den vielen Stunden, die sie zusammen verbrachten, wurde über Kompositionslehre, Studioaufnahmen, Promotion für Schallplattenproduktionen, über das Erstellen von Handzetteln, über Magie und geistige Natur gesprochen, und manchmal verblieb sogar etwas Zeit zum Saxophonspielen.
Nun, zwanzig Jahr später, nimmt Tim Berne seine Hommage für Julius Hemphill auf, für den Mann, der ihn inspirierte, sein Lehrmeister war, und am Ende schließlich sein Freund wurde. Soviel zu seiner Nervosität und dem Verlangen, ein großartiges Album einzuspielen.
Dieses Projekt hatte Tim Berne seit vielen Jahren im Kopf, er wußte, daß er etwas mit Hemphills Musik tun wollte, aber die Zeit war noch nicht reif. 1990 trat Tim Bernes Band in David Sanborns TV-Show 'Night Music' auf. Sanborn, von der Wildheit der Musik mitgerissen, stieg sofort mit ein. Es klingt fast unglaublich, aber Sanborn verstand Tims Konzeption von der ersten Minute an. Beide sprachen sofort über eine gemeinsame Produktion. Aber was für ein Projekt sollten sie in Angriff nehmen? Die Idee konkretisierte sich im Januar 1992.
"In einem Gespräch mit David fiel der Name Julius Hemphill und es kam heraus, daß David mit ihm 1965 und '66 gespielt hatte. Tatsächlich startete David seine Kariere in St. Louis und war eng mit Julius, Oliver Lake und Philip Wilson verbunden. Dies war seine Musik - von Anfang an. David erzählte, wie sehr er Julius Hemphills Musik liebe, und die Idee war geboren. Wie ich schon sagte, ich wollte immer Julius' Musik spielen, nun zusammen mit David war endlich der richtige Aufhänger gefunden - das gefiel mir besser, als dieses Projekt nur mit meiner Band zu spielen."
Die Kompositionen für Diminutive Mysteries sprechen für sich selbst: fünf kurze "schöpferische Episoden", eine umfassende Komposition von Tim Berne, geschrieben für Julius Hemphill, mit den Gastmusikern Mark Dresser am Bass und Herb Robertson an der Trompete, und zwei weitere ältere Arbeiten aus Julius Hemphills Feder.
Die fünf neuen Episoden, Auftragswerke für dieses Album, wurden von Julius Hemphill skizziert, und von Tim Berne für diese Aufnahme arrangiert und konzipiert. Dieser Prozeß - den Fokus einer Komposition im Arrangement und im Spiel der Musiker zu erreichen - ist Hemphills und Bernes Hauptanliegen. Tim gesteht ein, daß er sich manchmal alleingelassen fühlte, als er diese Stücke bearbeitete. "Durch meine persönliche Verbindung mit Julius wollte ich etwas Spezielles mit seiner Musik erreichen. Ich wollte eigentlich nicht, daß er mir nur Skizzen ausgehändigt. Ich wollte einfach nicht bloß die Themen runterspielen und dann improvisieren. Es machte mich nervös, daß ich einige Entscheidungen treffen mußte, obwohl ich diese Musik nicht selbst geschrieben habe. Auf der anderen Seite, wenn ich zu vorsichtig vorgehen würde, wußte ich, daß dieses Projekt durchfallen würde. Ich mußte also diesem Album meinen Stempel aufdrücken und ich denke, ich tat es auch."
Eine Möglichkeit, etwas mehr Würze in dieses Projekt zu streuen, erreichte Tim Berne dadurch, daß er und David nicht ausschließlich auf ihrem Hauptinstrument, dem Altsaxophon spielen, sondern auch ihr Zweitinstrument einsetzen: in Tims Fall das Baritonsaxophone und das Sopraninosaxophon für David. Tims Baritonspiel ist keine große Überraschung, da er dieses Horn bereits seit drei Jahren spielt und es auf der letzten Miniature Aufnahmen I Can't Put My Finger On It eingesetzt hat. Aber Sanborn auf dem Sopranino? Julius Hemphill kommentiert Davids Spiel mit den Worten: "Es gibt Momente, wo du sagen kannst, wenn du eine bestimmte Phrase vom Altsaxophon hörst 'Yeah, that's Sanborn', aber auf dem Sopranino klingt David wie niemand sonst. Er spielt fast unmenschlich. Aufregend. Atemberaubend."
Tim stimmt zu, "Ich wollte einfach nicht, daß zwei Altsaxophone sich gegenseitig wegblasen. Dieses Projekt würde man anders wahrnehmen, wenn wir beide die ganze Zeit Alt spielen würden, wäre es wahrscheinlich eine wilde Schlacht geworden. Durch das Sopranino und das Bariton kommen erstaunliche Farben mit ins Spiel. Somit ist es mehr musikalisch und weniger Saxophon orientiert. Ich wollte sowieso nie als Saxophonist vor einer Rhythmusgruppe stehen, sondern mit der Band spielen, für mich muß alles zusammenarbeiten."
Was für eine Band! Cellist Hank Roberts und Schlagzeuger Joey Baron sind schon fast so etwas wie eine Institution in Bernes Gesamtheit. Alle drei zusammen bilden das Trio Miniature, und ihr Spiel auf Diminutive Mysteries reflektiert Jahre kreativer Zusammenarbeit. Roberts hat mit unorthodoxer Technik und feinsinniger Elektronik das Klangbild des Cellos neu bestimmt. Mit einer fast schon dominanten Rolle in den Arrangements und einem unheimlichen Gespür für Improvisation legt die Stimme des Cellos - mehr als alle anderen Instrumente - den Tenor der Musik fest.
Baron beeinflußt das Spiel in einer umfassenden Art mit seiner durchdringenden Kraft - polyrhythmisch, wie pulsierendes Blut. Ganz einfach gesagt, Joey Baron ist der wohl kreativste Drummer in der zeitgenössischen Szene, diese Tatsache unterstreicht er auch in seinem Soloalbum Tongue In Groove.
Marc Ducret aus Frankreich, auch ein regelmäßiges Mitglied in Tim Bernes Band, ist ein Meister der musikalischen Strukturen, der Noten mit einem weit offenen und einzigartigen Konzept spielt, Klänge, die nur seine Gitarre erzeugen kann. Ducret hat bereits sein eigenes Album News From The Front veröffentlicht und ist auf Bernes letzter Produktion Pace Yourself zu hören.
David Sanborn ist der große 'Unbekannte' - sein Spiel ist das Geheimnis dieses Projekts. In der Tat wer ihn noch nie in einem dynamischen Zusammenspiel mit freien Passagen gehört hat, diese Aufnahme ist eine intensive Lernerfahrung. Seine wilden Klänge sind weit entfernt vom Instrumentalpop, der ihn weltbekannt gemacht hat, seine Fertigkeit mit diesen Kompositionen, seine Offenheit und der Ideenreichtum seiner Soli zeigen wie sehr Sanborns Herz an dieser Musik hängt.
"David liebt diese Musik und das Zusammenspiel mit der Band. Ich möchte dies betonen, da man annehmen wird, daß Sanborn als eine Art Stargast oder Primadonna aufgetreten ist. Nichts von dem entspricht der Wirklichkeit. Er gab absolut keine Allüren. Die Zusammenarbeit mit ihm verlief völlig normal, kein Unterschied zu Joey oder Hank, er spielte nur für die Musik, wie alle Anderen auch." Das Resultat spricht für sich selbst.
Nachdem Julius Hemphill das fertige Band gehört hatte, meinte er: "Ich bin sehr positiv überrascht. Die Musiker haben Elemente meiner Kompositionen benützt, jedoch was viel wichtiger ist, die Gruppendynamik ist phantastisch. Dies ist Musik von sehr hohem Kaliber."
Jeder, der mit diesem Projekt involviert war, von Tim Berne und David Sanborn bis zu Produzenten Stefan Winter, stimmt überein, Diminutive Mysteries ist einer, der ganz seltenen Erfolge, die - in Winters Worten - es lohnend machen, in der Musikbranche zu arbeiten.
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Sounds in the fog
- 2 Serial abstractions
- 3 Out, the regular
- 4 The unknown
- 5 Writhing love lines
- 6 Rites
- 7 The maze (for Julius)
- 8 Mystery to me
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Diminutive Mysteries
EUR 11,99*