Georg Philipp Telemann: Brockes Passion (1719)
Brockes Passion (1719)
Birgitte Christensen, Lydia Teuscher, Marie-Claude Chappuis, Donat Havar, Daniel Behle, Johannes Weisser, RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, Rene Jacobs
2
CDs
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Künstler: Birgitte Christensen, Lydia Teuscher, Marie-Claude Chappuis, Donat Havar, Daniel Behle, Johannes Weisser, RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, Rene Jacobs
- Label: harmonia mundi, DDD, 2008
- Bestellnummer: 11155215
- Erscheinungstermin: 17.3.2023
Großbürger und Dichter – Barthold Heinrich Brockes
Zu den Hauptfiguren der deutschen Dichtung des Spätbarocks gehört der aus einer Hamburger Patrizierfamilie stammende Barthold Heinrich Brockes (1680–1747). Die Passionsdichtung Der für die Sünde der Welt leidende und sterbende Jesus begründete 1712 den literarischen Ruhm des durch seinen Reichtum stets unabhängigen Brockes. Mit dem hochemotionalen Text traf er ebenso den Geschmack seiner Zeitgenossen wie mit seinem Hauptwerk, der immensen neunbändigen Gedichtsammlung Irdisches Vergnügen in Gott. Bald nach seinem Tod erhob sich Kritik an seiner ausufernden dichterischen Sprache, und so ist sein Riesenwerk bei der Nachwelt schnell in Vergessenheit geraten.
Brockes Lebensweg verlief in den Spuren, die für Bürgersöhne aus begüterten Häusern vorgesehen waren und denen auch noch zwei Generationen später Johann Wolfgang Goethe folgte: Nach der höheren Schulausbildung am Akademischen Gymnasium seiner Vaterstadt Hamburg ging Brockes zunächst zur Vervollständigung seiner Lateinkenntnisse nach Dresden. Dort freundete er sich mit einem jungen Adligen an, mit dem er einen Abstecher nach Prag unternahm, ehe er in die Heimat zurückkehrte, um sich dort in den adligen Künsten des Fechtens, Reitens und in der französischen Sprache zu vervollkommnen. So mit den Fertigkeiten eines jungen Edelmannes ausgestattet, begab er sich zum Jurastudium an die Universität Halle, um von 1700 bis 1702 Vorlesungen bei dem Rechtsgelehrten Christian Thomasius zu hören, der mit einer der neuen Geisteshaltung der Aufklärung verpflichteten Rechtsauffassung von sich reden machte. In Halle begegnete er auch dem fünf Jahre jüngeren Georg Friedrich Händel, der zweifellos an den musikalischen Unterhaltungen teilnahm, die Brockes in seiner Wohnung veranstaltete. An die juristische Ausbildung schloss sich ein halbjähriges Praktikum am Reichskammergericht in Wetzlar an; eine Auslandsreise nach Sitte der Kavalierstour junger Adliger führte ihn dann nach Genf, und über Italien und Frankreich an die Universität Leiden, wo er 1704 zum Lizensiaten der Rechte promoviert wurde.
Nach Hamburg zurückgekehrt und durch den Tod beider Eltern inzwischen finanziell völlig unabhängig geworden, hätte er zukünftig von seinem Vermögen leben und sich einzig seiner wachsenden Familie und seinen literarischen Interessen widmen können – er hatte 1714 die ebenfalls wohlhabende Anna Ilsabe Lehmann geheiratet, der er bis zu ihrem Tod 1741 in glücklicher, mit zwölf Kindern gesegneter Ehe verbunden blieb. 1720 gab er schließlich dem Drängen seiner Mitbürger nach und ließ sich in den Senat wählen; sein diplomatisches Geschick brachte Hamburg auf verschiedenen Missionen beträchtlichen Nutzen. Von 1735 bis 1740 residierte Brockes als Amtmann der Hamburger Besitzungen an der Elbmündung auf Schloss Ritzbüttel (heute ein Ortsteil von Cuxhaven). Nach dem Tod seiner Frau kehrte er nach Hamburg zurück. Dort blieb er unermüdlich literarisch und in verschiedenen offiziellen Funktionen seiner Vaterstadt tätig, bis er 1747 nach nur dreiwöchiger Krankheit starb.
Nicht weniger als 13 nachweisbare Vertonungen der Passionsdichtung Der für die Sünde der Welt leidende und sterbende Jesus – neben dieser von Telemann unter anderem auch von Händel, Fasch und den Hamburgern Keiser und Mattheson – belegen ihre immense Popularität; sie hat auch im Textbuch zu Bachs Johannes-Passion Spuren hinterlassen. In einer für heutige Zeitgenossen kaum noch nachvollziehbar poetischen Sprache sollte das Werk in den Zuhörern eine tiefe Erschütterung auslösen, die sie in ihrem religiösen Empfinden die Leiden des für ihr Heil gestorbenen Jesus gewissermaßen am eigenen Leib erleben lassen sollte. Die Passionsberichte des Neuen Testaments werden zu diesem Zweck von Dichter und Komponist mit musikalischen Mitteln der Affektschilderung, wie sie sonst nur in der Barockoper zu finden sind, dramatisch aufgeladen. »Das Blut fließt in Strömen!«, beschrieb René Jacobs in einem Interview diesen Vorgang der Umsetzung der Passionsgeschichte in einen szenischen Ablauf.
Zu den Hauptfiguren der deutschen Dichtung des Spätbarocks gehört der aus einer Hamburger Patrizierfamilie stammende Barthold Heinrich Brockes (1680–1747). Die Passionsdichtung Der für die Sünde der Welt leidende und sterbende Jesus begründete 1712 den literarischen Ruhm des durch seinen Reichtum stets unabhängigen Brockes. Mit dem hochemotionalen Text traf er ebenso den Geschmack seiner Zeitgenossen wie mit seinem Hauptwerk, der immensen neunbändigen Gedichtsammlung Irdisches Vergnügen in Gott. Bald nach seinem Tod erhob sich Kritik an seiner ausufernden dichterischen Sprache, und so ist sein Riesenwerk bei der Nachwelt schnell in Vergessenheit geraten.
Brockes Lebensweg verlief in den Spuren, die für Bürgersöhne aus begüterten Häusern vorgesehen waren und denen auch noch zwei Generationen später Johann Wolfgang Goethe folgte: Nach der höheren Schulausbildung am Akademischen Gymnasium seiner Vaterstadt Hamburg ging Brockes zunächst zur Vervollständigung seiner Lateinkenntnisse nach Dresden. Dort freundete er sich mit einem jungen Adligen an, mit dem er einen Abstecher nach Prag unternahm, ehe er in die Heimat zurückkehrte, um sich dort in den adligen Künsten des Fechtens, Reitens und in der französischen Sprache zu vervollkommnen. So mit den Fertigkeiten eines jungen Edelmannes ausgestattet, begab er sich zum Jurastudium an die Universität Halle, um von 1700 bis 1702 Vorlesungen bei dem Rechtsgelehrten Christian Thomasius zu hören, der mit einer der neuen Geisteshaltung der Aufklärung verpflichteten Rechtsauffassung von sich reden machte. In Halle begegnete er auch dem fünf Jahre jüngeren Georg Friedrich Händel, der zweifellos an den musikalischen Unterhaltungen teilnahm, die Brockes in seiner Wohnung veranstaltete. An die juristische Ausbildung schloss sich ein halbjähriges Praktikum am Reichskammergericht in Wetzlar an; eine Auslandsreise nach Sitte der Kavalierstour junger Adliger führte ihn dann nach Genf, und über Italien und Frankreich an die Universität Leiden, wo er 1704 zum Lizensiaten der Rechte promoviert wurde.
Nach Hamburg zurückgekehrt und durch den Tod beider Eltern inzwischen finanziell völlig unabhängig geworden, hätte er zukünftig von seinem Vermögen leben und sich einzig seiner wachsenden Familie und seinen literarischen Interessen widmen können – er hatte 1714 die ebenfalls wohlhabende Anna Ilsabe Lehmann geheiratet, der er bis zu ihrem Tod 1741 in glücklicher, mit zwölf Kindern gesegneter Ehe verbunden blieb. 1720 gab er schließlich dem Drängen seiner Mitbürger nach und ließ sich in den Senat wählen; sein diplomatisches Geschick brachte Hamburg auf verschiedenen Missionen beträchtlichen Nutzen. Von 1735 bis 1740 residierte Brockes als Amtmann der Hamburger Besitzungen an der Elbmündung auf Schloss Ritzbüttel (heute ein Ortsteil von Cuxhaven). Nach dem Tod seiner Frau kehrte er nach Hamburg zurück. Dort blieb er unermüdlich literarisch und in verschiedenen offiziellen Funktionen seiner Vaterstadt tätig, bis er 1747 nach nur dreiwöchiger Krankheit starb.
Nicht weniger als 13 nachweisbare Vertonungen der Passionsdichtung Der für die Sünde der Welt leidende und sterbende Jesus – neben dieser von Telemann unter anderem auch von Händel, Fasch und den Hamburgern Keiser und Mattheson – belegen ihre immense Popularität; sie hat auch im Textbuch zu Bachs Johannes-Passion Spuren hinterlassen. In einer für heutige Zeitgenossen kaum noch nachvollziehbar poetischen Sprache sollte das Werk in den Zuhörern eine tiefe Erschütterung auslösen, die sie in ihrem religiösen Empfinden die Leiden des für ihr Heil gestorbenen Jesus gewissermaßen am eigenen Leib erleben lassen sollte. Die Passionsberichte des Neuen Testaments werden zu diesem Zweck von Dichter und Komponist mit musikalischen Mitteln der Affektschilderung, wie sie sonst nur in der Barockoper zu finden sind, dramatisch aufgeladen. »Das Blut fließt in Strömen!«, beschrieb René Jacobs in einem Interview diesen Vorgang der Umsetzung der Passionsgeschichte in einen szenischen Ablauf.
Rezensionen
FonoForum 06/09: "Und genau diesen theatralischen Ansatz verfolgt René Jacobs mit seiner Einspielung. Gleich mit den ersten Akkorden, mit dem sehrenden Auskosten der Harmonie, gehüllt in spröden Streicherklang, zieht er den Hörer direkt hinein in das Drama der Leidensgeschichte Jesu. Bildhaft sprechend wird hier musiziert, rhetorisch eindringlich wie zum Beispiel die Solooboe in der eröffnenden Sinfonia. Jacobs hält seine Musiker zu derart stimmmugsvollem Spiel an, die beim Hörer wahre Bilderfluten assoziieren. Das tadellose Solistenensemble folgt Jacobs dabei ohne Wenn und Aber."- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 2 (CD)
Brockes-Passion (Passionsoratorium) Twv 5:1
- 1 Sinfonia (Abendmahl) (1. Teil)
- 2 Chor: Mich vom Stricke meiner Sünden
- 3 Rezitativ: Als Jesu nun zu Tische saße -
- 4 Arie: Der Gott, dem alle Himmelskreise
- 5 Rezitativ: Und bald hernach nahm er den Kelch - Arioso: Das ist mein Blut
- 6 Arie: Gott selbst, die Brunnquell' aller Guten
- 7 Choral: Ach, wie hungert mein Gemüte
- 8 Rezitativ: Drauf sagten sie dem Höchsten Dank - Accompagnato: Ihr werdet... (Wechselrede Jesus / Jünger - Gebetsszene)
- 9 Arie: Mein Vater - Accompagnato: Mich drückt der Sünden Zentnerlast - Arie: Ist's möglich, daß dein Zorn sich stille
- 10 Arioso: Sünder, schaut mit Furcht und Zagen - Rezitativ: Die Pein vermehrte sich
- 11 Arie: Brich, mein Herze, zerfließ in Tränen
- 12 Rezitativ: Ein Engel aber kam von den gestirnten Bühnen - Chor: Erwachet doch! - Rezitativ: Und eh' die Rede noch...
- 13 Rezitativ: Petrus zog sogleich sein Schwert hervor - Chor: O weh, sie binden ihn
- 14 Accompagnato: Wo flieht ihr hin? - Arie: Nehmt mich mit, verzagte Scharen
- 15 Rezitativ: Und Jesus ward zum Palast Kaiphas' (Verleugnung des Petrus und Reue des Petrus)
- 16 Arie: Was Bärentatzen, Löwenklauen
- 17 Rezitativ: Dies sahe Petrus an - Arioso: Ich will versinken und vergehn - Rezitativ: Drauf krähete der Hahn
- 18 Accompagnato: Welch ungeheuerer Schmerz - Arie: Heul, du Schaum der Menschenkinder - Rezitativ: Doch wie, will ich...
- 19 choral: Ach, Gott und Herr, wie groß und schwer
- 20 Rezitativ: Als Jesus nun, wie hart man ihn... (Jesu Verhör vor dem Hohen Rat - Judas Verzweiflung - Reue und Tod)
- 21 Arie: Erwäg, ergrimmte Natterbrut
- 22 Rezitativ: Die Nacht war kaum vorbei - Rezitativ: Hat dies mein Heiland leiden müssen? - Arie: Meine Laster sind die...
- 23 Rezitativ: Oh, was hab' ich verfluchter Mensch getan! - Arie: Laßt diese Tat nicht ungerochen!...
- 24 Arie: Die ihr Gottes Gnad' versäumet
Disk 2 von 2 (CD)
- 1 Rezitativ: Wie nun Pilatus Jesum fragt - Chor: Bestrafe diesen Übeltäter... (Verurteilung Jesu) (2. Teil)
- 2 Duett: Sprichst du denn auf dies Verklagten
- 3 Rezitativ: Pilatus wunderte sich sehr - Chor: Nein, diesen nicht, den Barrabas gib frei! - Rezitativ: Was fang' ich...
- 4 Rezitativ: Besinne dich, Pilatus - Arie: Dein Bärenherz ist felsenhart - Rezitativ: Drauf führten ihn...
- 5 Arioso: Ich seh' an einen Stein gebunden
- 6 Rezitativ: Drum, Seele, schau mit ängstlichem Vergnügen - Arie: Dem Himmel gleicht sein blutgefärbter Rücken...
- 7 Rezitativ: Verwegner Dorn, barbarsche Spitzen! ...
- 8 Arie: Jesu! Jesu, dich mit unsern Seelen
- 9 Rezitativ: Drauf beugten sie aus Spott vor ihm die Knie - Chor: Ein jeder sei ihm untertänig! - Arie: Ja, scheuten...
- 10 Arie: Schäumest du, du Schaum der Welt - Rezitativ: Worauf sie mit dem Rohr...
- 11 Arie: Heil der Welt, dein schmerzlich Verspottung
- 12 Rezitativ: Wie man ihn nun genug Verspottung (Kreuzigungsszene)
- 13 Arie und Chor: Eilt, ihr angefochtnen Seelen
- 14 Rezitativ: Ach Gott, ach Gott! Mein Sohn - Duett: Soll mein Kind, mein Leben sterben
- 15 Rezitativ: Und er trug selbst sein Kreuz - Arie: Es scheint, da den zerklebten Rücken - Rezitativ: Wie sie nun...
- 16 Arie: Hier erstarrt mein Herz und Blut
- 17 Choral: O Menschenkind, nun deine Sünd
- 18 Rezitativ: Sobald er nun gekreuzigt war - Chor: Pfui, seht mir doch den neuen König an! (Jesu Tod)
- 19 Arie: Was Wunder, daß der Sonnen Pracht
- 20 Rezitativ: Und um die neunte Stund' - Accompagnato: Eli! Lama Asaphtani! - Accompagnato: Das ist, in unserer Sprach'...
- 21 Arie: Mein Heiland, Herr und Fürst!
- 22 Rezitativ: Drauf lief ein Kriegknecht hin - Accompagnato: Es ist vollbracht
- 23 Terzett: O Donnerwort! O schrecklich Schreien!
- 24 Arie: O sel'ges Wort, o heilsam Schreien! - Rezitativ: O selig, wer dies glaubt
- 25 Duett: Sind meiner Seelen tiefe Wunden - Rezitativ: O Großmut! o erbarmendes Gemüt!
- 26 Accompagnato: Ja, ja, es brüllet schon (nach Jesu Tod)
- 27 Arioso: Bei Jesu Tod und Leiden
- 28 Chor: Mein' Sünd' mich werden kränken sehr
- 29 Arie: Wisch ab der Tränen bittre Ströme
- 30 Chor: Ich bin ein Glied an deinem Leib
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