Ruperto Chapi: Streichquartette Nr.1 & 2 auf CD

Die Geschichte des Streichquartetts in Spanien beginnt wohl mit den leuchtenden und klaren Quartetten von Luigi Boccherini (1743-1805), einem Komponisten, der zwar gebürtiger Italiener, aber Spanier im Herzen, im Geist und in der Sprache war. Ein halbes Jahrhundert später erlebten wir die drei bahnbrechenden Quartette, die von diesem erstaunlichen und vielversprechenden jungen Kometen namens Juan Crisóstomo Arriaga (1806-1826) geschrieben wurden. Doch seit dem tragischen und frühen Tod des »spanischen Mozart« schien die Schaffung von Streichquartetten in Spanien in eine Lethargie zu versinken, die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts anhalten sollte.

Im Jahr 1901 wurde in Madrid das Cuarteto Francés gegründet. Dieses Streichquartett ermutigte lokale Komponisten, Quartette zu schreiben, von denen einige bei seinen Konzerten uraufgeführt wurden. Diese Initiative löste das Schreiben der ersten spanischen postromantischen Meisterwerke für Quartett aus. Darunter waren die vierzehn Quartette von Conrado del Campo (selbst Mitglied des Cuarteto Francés), die Quartette von Tomás Bretón, das Streichquartett (»de la guitarra«) von Joaquín Turina und natürlich die vier Streichquartette von Ruperto Chapí, damals ein etablierter und erfolgreicher Komponist, der noch nie Kammermusik geschrieben hatte.

Die vier Quartette von Chapí brachen wie eine frische Brise in die spanische Kammermusiklandschaft ein. Hier ist ein Komponist, der den spanischen Charakter meisterhaft einfängt; die Ausgeglichenheit, die Aufrichtigkeit und vor allem die einfache Freude einer Nation, die zu viel gelitten hatte. Chapí überträgt die Farbe und das rein spanische Drama der Zarzuela auf brillante Weise in das fast abstrakte und mitteleuropäische Genre des Streichquartetts.

Das 1982 gegründete Cuarteto Latinoamericano ist weltweit als führender Vertreter lateinamerikanischer Musik für Streichquartett bekannt. Dieses mit einem Latin GRAMMY® ausgezeichnete Ensemble aus Mexiko besteht aus den drei Bitrán-Brüdern, den Geigern Saúl und Arón und dem Cellisten Alvaro sowie dem Bratschisten Javier Montiel. Das Cuarteto hat den Großteil des lateinamerikanischen Repertoires für Streichquartett aufgenommen, und der sechste Band ihres Villa-Lobos-Zyklus mit 17 Quartetten, aufgenommen für Dorian, wurde 2002 für einen GRAMMY®-Award im Bereich »Beste Kammermusikaufnahme« sowie für einen Latin GRAMMY® nominiert. Ihre vorherige CD »Brasileiro: Works of Francisco Mignone« gewann 2012 einen Latin GRAMMY® für die beste klassische Aufnahme.