Arturo Fuentes: Kammermusik "Space Factory"
Kammermusik "Space Factory"
CD
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- Dunkelkammermusik für Bassflöte, Bassklarinette, Viola, Cello; Skifir für Flöte, Bassklarinete, Streichtrio; Space Factory III– VI
- Künstler: PHACE, Ensemble Recherche
- Label: Neos, DDD, 2013
- Bestellnummer: 5246951
- Erscheinungstermin: 13.6.2014
unkelkammermusik
für Bassflöte, Bassklarinette, Viola und Violoncello (2013)
Der Titel dieser Komposition ist für mich sehr suggestiv: Dunkelkammermusik. In Konzerten schließe ich manchmal die Augen. Die entstehende Dunkelheit erlaubt mir, andere (neue) Klangräume zu entdecken. Mit anderen Worten: Meine Wahrnehmung bewegt sich in einem anderen Kontext und findet so neue Matrizen. Dem Publikum, das Dunkelkammermusik hört, empfehle ich, es mir gleich zu tun und die Augen zu schließen. Beim Komponieren des Stücks stellte ich mir vor, dass ich eine Dunkelkammer in Form eines Labyrinths durchwandere, in dem ich Texturen und Objekte, die aus dem Nichts erscheinen, entdecke. Ich denke, dass sich etwas von dieser Idee in meiner Musik findet, in den Figuren, Geräuschen und Bewegungen, die sich spontan entwickeln. Dunkelkammermusik ist ein Auftragswerk des Ensembles PHACE, das denselben Titel wie ein Bild des österreichischen Künstlers Günter Brus von 1993 trägt. Mit ihm und seiner Frau Anna Brus verbindet mich eine enge Freundschaft, ihnen ist die Komposition mit viel Liebe gewidmet.
Skifir
für Flöte, Bassklarinette, Klavier, Violine, Viola und Violoncello (2010, rev. 2013)
Zu Beginn des Stücks ist ein Arpeggio im Klavier zu hören, ein Zitat aus den Françoise Variationen (1983–1996) meines Lehrers Franco Donatoni. Skifir wurde 2010 komponiert, als Hommage innerhalb des 10. Todesjahres Donatonis; 2013 habe ich die Komposition überarbeitet. Donatoni hat einige seiner Träume im Buch Antecedente X (1980) niedergeschrieben. Über einen schreibt er: »In einer Vielzahl von konfusen Ereignissen spricht A. C. unverständliche Worte aus. Nur SKIFIR ist klar verständlich«. Dieser Satz ist nicht nur der Titelgeber meines Stücks, sondern zeigt auch, wie ich meine Musik denke: »eine Vielzahl von konfusen Ereignissen«. In Antecedente X entwickelt Donatoni den entgegengesetzten Aspekt der Kompositionsanalyse: »Traum, Intuition, Bild, Vision, Idee, Fantasie, Geschichte…«; alle diese Komponenten binde ich in meine Komposition ein.
Space Factory III – from the Children Cycle
für Oboe, Schlagzeug und Klavier (2011)
Zwei Ideen haben sich beim Komponieren dieses Stücks verbunden: die Entstehung eines sehr starken Halls im Raum und der kindliche Charakter. Für mich war es sehr schwer, den zweiten Gedanken umzusetzen: eine Komposition für Kinder oder in gewisser Weise einen Stil, der uns an die Kindheit erinnert, zu schaffen. Generell denkt man meist, dass »Schlichtheit« und »einfacher Humor« für das Kindliche stehen; Ideen, die ich nicht teile. Musik für Kinder bedeutet auch Komplexität und sehr viel Phantasie. Ich habe einen Zyklus von Stücken geschrieben, die mit diesen Konzepten arbeiten. Mich interessiert das Thema »Musik für Kinder«, da ich denke, dass ich beim Komponieren andere klangliche Aspekte meiner Musik betrachten kann. Den nachhallenden Raum betreffend möchte ich sagen, dass beim Definieren die Mischung an harmonischen Klangfarben explodiert (weniger kontrollierbar ist) und als Konsequenz die Form der Komposition sich verändert. In der Verbindung dieser Spannung zwischen Widerhall und dem Kindlichen in der Musik entwickelt sich eine neue Form, die sich in meiner Musik widerspiegelt.
Space Factory IV
für Flöte, Oboe, Klarinette, Kalimba, Klavier, Violine, Viola und Violoncello (2012)
In dieser Komposition suche ich nach einer Sättigung des Klangraumes. Die Kalimba, in Vierteltönen gestimmt, baut die harmonische Klangfarbe des Stücks auf (die anderen Instrumente wiederholen die Vierteltöne); zeitweise tritt Chaos aus dem Ensemble hervor; dann wieder verliert sich das Ensemble in demselben. Das Werk ist ein Versuch, einen kompakten Block zu erschaffen, suspendiert und monolithisch, der wie Nebel aus einem Lichtkegel bricht. Die monolithische Eigenschaft wird von der Klarinette vorgegeben, die die ganze Komposition hindurch ein Glissando spielt. Diese Linie ist wie ein »harmonisches Garn«, mit dem die Klangfarbe des Ensembles genäht wird. In Space Factory IV hat die Soloklarinette für mich etwas Poetisches und Komplexes: Sie kreuzt das Chaos mit einer sehr langsamen Bewegung, in sich ein Labyrinth bergend. Dieses wiederum erinnert mich an Jorge Luis Borges, der sagt: »Ich habe von einem griechischen Labyrinth gehört, das aus einer einzigen Linie besteht, einer geraden».
Space Factory V
für Bassklarinette, Violine, Viola, Violoncello und Elektronik (2012)
Die Kraft der Elektronik ist ein Element, das ich von Beginn der Komposition an ins Auge fassen wollte. In unterschiedlichen Teilen befinden sich die Instrumente hinter einem akustischen Vorhang. Es interessiert mich, Kurven an Wahrnehmung entstehen zu lassen: Zeitweise tauchen die Instrumente auf, zeitweise gehen sie in der Elektronik unter. Bis zu einem gewissen Punkt entwickelt dieses Öffnen und Schließen des akustischen Vorhangs, welches die Instrumente teilweise sichtbar macht, dramaturgische Kurven innerhalb des Stücks. Wir sehen die Instrumentalisten spielen, obwohl wir nicht genau hören können, was sie spielen (provoziert dies Anspannung, Interesse…?). Die Elektronik mischt sich mit den Instrumenten derart, dass keine hörbare Verbindung des Klangursprungs definiert werden kann. Diese vollkommene Mischung zwischen dem Akustischen und dem Elektronischen verwende ich des Öfteren, um einen Raum eines elektroakustischen Stückes zu »fabrizieren«. Diese Qualität des Klangraums findet sich auch in den Werken meines Lehrers, Horacio Vaggione, dem ich dieses Werk in großer Verehrung widme.
Space Factory VI
für Flöte, Violine und Elektronik (2012)
In Space Factory VI setzt, wie in anderen meiner Werke, die Flöte gleichzeitig unabhängige Aktionen um, die in einer Klangfülle vereint werden: auf der einen Seite die perkussiven Klänge der Klappen, auf der anderen Seite die Abstrahlung der Luft. Das Resultat ist eine komplexe Klangfülle, die aus Rhythmus, Luft, Obertönen und Glissandi besteht. Meiner Meinung nach benötigt die Musik Flüssigkeit und Leichtigkeit (zwei Aspekte, die ich stets in meiner Musik suche). Geige und Elektronik verstärken diese Klängfülle und vervielfältigen sie. Mein Interesse während des Komponierens für die Flöte (und generell für alle Instrumente) ist es, das Geräusch in Klang zu verwandeln: vom Chaos zur Ordnung, vom Regulären zum Irrregulären, von der Einzigartigkeit zur Vielfältigkeit. Man könnte jetzt meinen, dass meine Musik aus Unbestimmtheit besteht, aber dem ist nicht so: Um Unbestimmtheit zu komponieren, muss man präzise sein. Jedes Instrument ist in seiner Einzigartigkeit fähig, vielzählige Klangräume zu schaffen. Innerhalb des kreativen Prozesses finde ich es sehr anregend, die Unsicherheit als Aspekt der Komposition zu verwenden.
Rezensionen
»Das Ensemble Recherche und PHACE widmen sich mit Verve und Ernsthaftigkeit ihren Aufgaben, lassen es aber nicht an der nötigen Leichtigkeit fehlen.« (Fono Forum, Dezember 2014)- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Dunkelkammermusik (für Flöte, Klarinette, Viola und Violoncello) (2013)
- 2 Skifir (für Flöte, Klarinette, Violine, Viola und Violoncello) (2010/13)
Children Cyle (für Oboe, Percussion und Klavier) (2011) (Auszug)
- 3 Nr. 3 Space Factory
- 4 Space Factory Nr. 4 (für Flöte, Oboe, Klarinette, Kalimba, Klavier, Violine, Viola und Violoncello) (2012)
- 5 Space Factory Nr. 5 (für Klarinette, Violone, Viola, Violoncello und Elektronik) (2012)
- 6 Space Factory Nr. 6 (für Flöte, Violine und Elektronik) (2012)