Pietro Scarpini - Discovered Tapes Bach auf 6 CDs

Der italienische Pianist Pietro Scarpini, geboren 1911 in Rom, ging mit zwölf Jahren an die Accademia di Santa Cecilia. Dort waren seine Lehrer Alfredo Casella für Klavier, Bernardino Molinari fürs Dirigieren, Alessandro Bustini und Ottorino Respighi für Komposition und Fernando Germani für Orgel. Seit seinem Italien-Debüt (2.XI. 1936), bei dem er unter Bernardino Molinari mit dem Orchestra Stabile della Regia Accademia di Santa Cecilia im Teatro Adriano in Rom das Mozart-Konzert KV 271, das Mario Medici-Klavierkonzert und die Rachmaninoff-Paganini-Rhapsodie spielte, folgten Auftritte mit den Berliner Philharmonikern, die ihn in ganz Europa bekannt machten. In den 1930er Jahren arbeitete er auch mit Paul Hindemith während dessen Italien-Tournées zusammen. Er gründete 1947 das "Pierrot Lunaire Ensemble", das dreißig Konzerte mit Werken Schönbergs in Salzburg, Mailand, Rom, Florenz und in anderen musikalischen Zentren Europas gab. Während des Zweiten Weltkriegs weigerte er sich, unter dem faschistischen und nationalsozialistischen Regime zu spielen. 1954 unternahm er seine erste Reise nach Amerika, um mit dem New York Philharmonic Symphony Orchestra unter Dimitri Mitropoulos aufzutreten und das 2. Konzert von Prokofjew zu spielen, gefolgt von einer zweiten Tournee im Jahr 1955, auf der er Mozarts Klavierkonzert Nr. 22 KV 482 spielte (Rhine Classics RH-010). Er gab viele Uraufführungen von Werken moderner Komponisten, darunter Ghedini, Dallapiccola, Sessions, R. Malipiero, Peragallo und Petrassi, und 1948 die erste italienische Aufführung von Schönbergs Klavierkonzert in Turin.

Scarpinis Vielseitigkeit entzieht sich jeder Klassifizierung: Zuhörer, die ihn das Beethoven-Konzert Nr. 4 unter Furtwängler spielen hörten, sahen in ihm den wahren Interpreten der Klassiker; diejenigen, die seinen Aufführungen zeitgenössischer Musik beiwohnten, glaubten, dass er vielleicht der einzige Pianist war, der den Modernen voll gerecht werden konnte. Er hat Werke wie Bachs "Das Wohltemperierte Klavier", "Die Kunst der Fuge" und die "Goldberg-Variationen" (in Busonis Fassung) oder Beethovens "Diabelli-Variationen" gemeistert und gleichzeitig dem Werk von Busoni und Skrjabin ganze Liederabende gewidmet.