Dmytro Choni - Pilgrimage auf CD

Was für eine Wallfahrt! Ausgebildet in Kiew, seiner Heimatstadt, dann in Österreich, wo er heute lebt: Dmytro Choni - Bronzemedaillengewinner 2022 beim Van Cliburn Wettbewerb - gestaltet für sein Debüt bei naive einen genialen wie spitzbübischen Dialog zwischen Paradies und Hölle, in direkter Anlehnung an die Göttlichen Komödie von Dante Aligheri. Die leuchtenden Stücke mit beruhigenden Melodien verkörpern das Paradies in den »3 Bagatelles« seines Landsmanns Valentyn Silvestrov, deren Ästhetik an die stille Schönheit Kiews erinnert, wo hingegen die erschreckende Dunkelheit aus Liszts »Après une lecture de Dante« hervorbricht. Dann ein neuer Kontrast: das Kernstück des zweiten Teils von Debussys Images für Klavier, »Et la lune descend sur le temple qui fut«, imaginiert ein anderes Paradies, wo der Orient auf das antike Griechenland trifft. Der Kulminationspunkt des Programms: Debussys »L'Isle Joyeuse« spricht mehr von der Freude, die mit einer aufkeimenden Liebe verbunden ist. Dagegen jedoch erwecken die »Gargoyles«, die fratzenhaften Steinfiguren an den Kathedralen, die bösen Geister in einem leicht perkussiven Stil, wobei der amerikanische Komponist Lowell Liebermann vier kurze, hochexpressive Stücke miteinander verknüpft. Die sanfte Lockerheit von Silvestrovs »Postludium« beendet schließlich dieses Programm, bei dem DMYTRO CHONI mit seinen stets lebendigen und prägnanten Fingern wie ein Fährmann zwischen den Welten agiert.