Simona Venslovaite - Lithuanian Music for Violin and Piano auf CD

Der Dialog litauischer Komponisten aus dem 20. Jahrhundert zwischen modernen Ausdrucksformen und volkstümlichen Motiven ist in den vier Werken dieser Aufnahme gut vertreten. In der romantischen Ästhetik von Gruodis’ Werk ist ein Gefühl spielerischer Leichtigkeit zu spüren, während Banaitis in seiner Sonate nationale Lyrik mit persönlicher Trauer verbindet. Die unter den Einschränkungen der sowjetischen Besatzung komponierte Sonate op. 38 von Vainiünas ist durchdrungen von Tragik und Trauer, während der unverwechselbare Stil von Juzeliünas einen enormen Einfluss auf die Zukunft der litauischen Musik hatte. Alle diese Stücke sind Symbole des Überlebens und stehen für die Wahrhaftigkeit der eigenen kreativen Identität unter schwierigsten Bedingungen.

Rezensionen

"Im Unterschied zur Musik aus Estland und Lettland, die mit berühmten Komponistennamen wie etwa Arvo Pärt oder Pēteris Vasks aufwarten kann, ist diejenige des dritten baltischen Staates Litauen hierzulande immer noch weitgehend unbekannt, zumindest aber diskographisch unterrepräsentiert.​ Die vorliegende CD mit Violinsonaten von Juozas Gruodis (1884–1948), Kazimieras Viktoras Banaitis (1896–1963), Stasys Vainiūnas (1909–1982) und Julius Juzeliūnas (1916–2001) bietet eine gute Gelegenheit, die Gattungsbeiträge von vier (leider nur männlichen) Vertretern der Zunft und damit eine litauische Musikgeschichte des 20.​ Jahrhunderts in nuce kennenzulernen.​ Denn, so ist im Booklet zu lesen: „Diese vier Sonaten sind Zeichen der Zeit, die uns durch ein halbes Jahrhundert komplexer litauischer Geschichte führen: Eine Suche nach Identität und nach Methoden, um zu überleben und der eigenen Kreativität treu zu bleiben, sei es auch unter den härtesten Bedingungen.​“ Und so reicht das Spektrum von der allerersten Violinsonate Litauens, die Gruodis 1922 komponierte, und der romantisch-impressionistisch gefärbten Sonate Banaitis‘ (1935) über die von Trauer und Tragik gezeichnete Sonate Vainiūnas‘ (1971) bis hin zum Werk von Juzeliūnas (1972), das die Gattung unter den Bedingungen der Moderne und Wahrung der Volksmusiktradition gleichsam nochmals ganz neu erfindet.​ Die beiden litauischen Interpretinnen sind in „ihrer“ Musik so spürbar begeistert „zuhause“, dass der Funke beim Hören sofort überspringt.​ Große Klasse!" (FonoForum, Burkhard Schäfer)