Simon Laks: Klavierwerke auf Super Audio CD

Simon Laks' Klavierwerke bilden keinen monolithischen Block, wie ihn etwa die fünf Streichquartette darstellen könnten (wenn die ersten beiden nicht verschollen wären). Es gibt keinen Korpus etwa von Klaviersonaten, keine umfangreichen Sammlungen von Préludes oder Konzertetüden. Die Stücke für Tasteninstrumente entstammen verschiedenen Phasen seines Lebens in den unterschiedlichsten Zusammenhängen; die meisten blieben zu seinen Lebzeiten ungedruckt oder sogar unaufgeführt und mögen im Einzelfall als Gelegenheitswerke eingestuft werden. In der Heterogenität dieser Werke liegt aber auch eine Stärke der vorliegenden Sammlung: Wir finden hier nämlich alle Facetten seines musikalischen Schaffens repräsentiert: Pariser Stile der 1920er-Jahre (Sonatine), Neoklassizismus und -barock (Sonate brève, Suite dans le goût ancien), Echos des Impressionismus (Prélude), Inspiration durch Unterhaltungsmusik (Blues, Polka), perfekte Einfühlung in die Klangwelt Chopins (Ballade), des 18. Jahrhunderts (Trois Polonaises) und in die jiddische Folklore (Les filles du forgeron). Simon Laks wurde 1901 in Warschau geboren, studierte Mathematik in Vilnius sowie Musik in seiner Heimatstadt und in Paris, wo er ab 1926 dauerhaft lebte und seinen Vornamen Szymon zu Simon französisierte. Das Jahr 1941 brachte den gravierenden Einschnitt in seinem Leben. Im Mai wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft im (zwischen Paris und Orléans gelegenen) Lager Beaune-la-Rolande interniert und im Juli 1942 ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Die letzten Kriegsmonate von Oktober 1944 bis zur Befreiung durch die Amerikaner verbrachte er schließlich in Sachsenhausen und Dachau. Die Zeit in Auschwitz hat er nur überleben können, weil ihm aufgrund seiner musikalischen Fähigkeiten die Leitung des Lagerorchesters übertragen wurde. Die Aufmerksamkeit, die dem Komponisten im Zusammenhang mit der Holocaust-Erinnerungskultur widerfährt, birgt jedoch eine Falle: Nur zu leicht begnügt man sich mit Aufführungen seiner Werke an den üblichen Gedenktagen oder während einschlägiger Symposien – eine erneute Ghettoisierung –, vergisst dabei jedoch, dass Musik dieser Qualität ihren Platz im ganz normalen Konzertbetrieb finden sollte.