John Cage: Cheap Imitations für Akkordeon auf CD
Cheap Imitations für Akkordeon
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
+Souvenir; Dream
- Künstler:
- Teodoro Anzellotti, Akkordeon
- Label:
- Winter & Winter
- Aufnahmejahr ca.:
- 2002
- Artikelnummer:
- 9973028
- UPC/EAN:
- 0025091008025
- Erscheinungstermin:
- 14.4.2003
John Cage (05.09.1912 – 12.08.1992), der bedeutende amerikanische Komponist, strebte danach, eine Musik zu hören, die er noch nie zuvor erlebt hatte. Zu diesem Zweck erschuf er sie selbst. Als einstiger Schüler Arnold Schönbergs, der Cage eher als genialen Erfinder denn als klassischen Komponisten würdigte, gilt er als einer der radikalsten Neuerer des musikalischen Denkens im 20. Jahrhundert.
Während seine frühen Werke noch im konventionellen Stil notiert waren (wenngleich seine Instrumentierungen oft ungewöhnlich anmuteten), suchte er im Laufe seiner Karriere zunehmend nach einer Befreiung seiner Musik von persönlicher Intention und Schöpferwille. Diese Suche nach dem »perfekten Zufallssystem« fand durch seine intensive Auseinandersetzung mit dem Zen-Buddhismus eine Lösung, indem Cage das I-Ging als Leitfaden für einen aleatorischen Ansatz entdeckte.
Dieses Zufallssystem spielte auch bei der Entstehung von »Cheap Imitation« (1969) eine zentrale Rolle. Sein Ursprung lag in einem Problem: Cage sollte für Merce Cunninghams Tanz eine Umsetzung von Erik Saties symphonischem Werk »Socrate« vorbereiten. Doch als ihm die Erlaubnis zur Transkription für zwei Klaviere in letzter Minute verweigert wurde, reagierte Cage spontan. Um die Choreografie nicht zu gefährden, komponierte er eine neue Musik, die den Rhythmus von »Socrate« genau nachempfand.
Mit Hilfe des Zufallssystems zerlegte und rekonstruierte er Saties Werk vollständig und erschuf dabei etwas Eigenes: Eine schlichte und ausdrucksstarke musikalische Linie über drei Sätze, die dennoch Saties Geist treu blieb. So fand Cage nicht nur eine praktische Lösung für sein Problem, sondern entwickelte auch eine neue Technik der Imitation, die er später erneut verwenden sollte.
1983 erhielt Cage von der American Guild of Organists den Auftrag, eine Variation seines eigenen Werkes »Dream« (1948) zu erschaffen. Doch zunächst lehnte er ab. Erst als die Gilde ihm völlige kompositorische Freiheit zusicherte, nahm er den Auftrag an und komponierte mit »Souvenir« schließlich doch ein Stück, das »Dream« zwar ähnelte, aber zugleich neue Wege beschritt.
In »Souvenir«, dessen Titel bereits viel verrät, wird der interpretierende Musiker zum Co-Autor gemacht. Mit nur minimalem musikalischen Material ausgestattet, darf er die notierten Töne frei verlängern und so seine persönliche Note einbringen. Diese Freiheit fordert den Künstler heraus und lässt jede Aufführung einzigartig werden.
Ähnlich verhält es sich mit »Dream«: Auch hier können die Noten ad libitum ausgedehnt werden, wodurch harmonische Überlagerungen entstehen, die die Melodie um vielfältige Resonanzen bereichern. Jede Interpretation gleicht somit einer neuen Komposition. Ursprünglich für einen Tanz von Merce Cunningham geschrieben, folgt das Stück der rhythmischen Struktur der Choreografie. Dennoch bleibt die Musik in sich autonom – ein Prinzip, das Cage selbst hervorhob: Musik und Tanz sind unabhängig, jedoch koexistierend.
In seinem Streben nach Distanz zu seinem eigenen schöpferischen Einfluss übertrug Cage die Verantwortung für das Gelingen seiner Werke auf die Interpreten – eine Herausforderung, der sich nur wenige stellen. Zu diesen Ausnahmekünstlern zählt Teodoro Anzellotti, der bereits durch seine einfühlsamen Interpretationen von Saties Klaviermusik seine musikalische Offenheit und Präzision bewiesen hat.
Auch auf der vorliegenden Aufnahme führt uns Anzellotti in die vielfältigen Klangwelten des Akkordeons: Vom zarten Pianissimo bis hin zu dramatischen Klangwolken, von orgelähnlichen Akkorden bis zu introspektiven Melodielinien. Seine Spielweise bleibt – ganz im Sinne von John Cages Ästhetik – objektiv und klar. Ohne sentimentalen Überschuss oder gezwungene Lyrik bringt Anzellotti die Essenz von Cages kompositorischem Denken meisterhaft zur Geltung.
Rezensionen
FonoForum 9/2003: »Das ist sicher eine der schönsten Einspielungen des Akkordeon-Virtuosen Teodoro Anzellotti, der nicht aufhören will, uns seine ganz persönliche Sicht der Dinge zu erzählen - immer aus dem musikalischen Blickwinkel seines Instruments. John Cage schuf ein eigenwertiges feines Tongebilde, dessen fast naive Einstimmigkeit durch ruhige Klarheit geadelt wird. Auch ›Souvenir‹ und ›Dream‹, die diese Aufnahme komplettieren, stellen, in sich gekehrt, einfache - wenn auch keine einstimmigen - Formen zur Disposition. Einmal mehr macht uns Anzellotti träumen.«Disk 1 von 1 (CD)
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1 Cheap Imitation I
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2 Cheap Imitation Ii
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3 Cheap Imitation Iii
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4 Souvenir
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5 Dream
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