Jörg Herchet: Komposition 1 für 2 Violinen,Viola,Cello auf CD

Bei der Benennung seiner Werke vermeidet Jörg Herchet traditionelle Gattungsbezeichnungen oder bildhafte Titel. Seine Werke sind schlicht mit »Komposition« überschrieben und mit der Besetzung versehen. Herchets Wahl neutraler Titel ist bezeichnend für eine grundsätzliche Haltung. Sie stellen seine Werke in die Tradition der absoluten Musik, also einer Musik, die frei von außermusikalischen Bezügen ist, sondern allein durch ihre Form und Struktur kommuniziert und ihre Autonomie als reine Musik bewahrt.

Herchets hermetische Musiksprache ist auch in direktem Zusammenhang mit den beschränkten künstlerischen Entfaltungsmöglichkeiten in der ehemaligen DDR zu sehen. Während seines Studiums in Dresden und Ostberlin geriet er in Konflikt mit den politischen Erwartungen der Schulbehörden und durfte sein Abitur nicht ablegen, mit der Begründung, seine Diplomarbeit sowie seine Kompositionen seien eines zukünftigen sozialistischen Komponisten unwürdig.

Auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs weigerte sich Herchet, sich den Trends der Zeit und den hochdramatischen Ansprüchen des westlichen Musikmarktes anzupassen. Seine Werke sind weder leicht zu konsumieren noch leicht zu spielen. Sie fordern heraus und haben etwas zu sagen für jene aufgeschlossenen Zuhörer, die bereit sind, sich der Musik hinzugeben und sich mitreißen zu lassen.

»Composition 1« für zwei Violinen, Viola und ist Herchets Lehrer Paul Dessau in Verehrung und Dankbarkeit gewidmet; »Composition« für Oboe, Englischhorn, Posaune, Schlagzeug, Viola und Kontrabass wurde eigens für die Stammmitglieder der Leipziger Avantgarde-Formation Neue Musik »Hanns Eisler« komponiert.