Andre Mathieu: Klavierwerke
Klavierwerke
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
-
Concerto de Quebec (Version für Klavier solo);Printemps canadien; Ete canadien; Prelude Nr. 5; Berceuse; Laurentienne Nr. 2; Bagatellen Nr. 1 & 4; Les Mousettes; Tristesse; Dans la nuit; Abeilles piquantes
+Petrowski: Hommage a Mathieu in g
+Boudreau: Valse de l'Asile
- Künstler: Alain Lefevre, Klavier
- Label: Analekta, DDD
- Bestellnummer: 9617557
- Erscheinungstermin: 1.1.2014
Das Genie von André Mathieu
Ein Nachmittag, an dem man Alain Lefèvre interviewt, ähnelt einem Theaterbesuch. Man sitzt versunken da und führt eine spontane, improvisierte Ein-Mann-Show auf, wobei er abwechselnd wortreich spricht und am Klavier demonstriert. Ein Interviewer muss nicht einmal eine Eröffnungsfrage stellen. Alain Lefèvre stürzt sich impulsiv auf das Thema, das ihn gerade beschäftigt. Heutzutage sind es das Leben und die Musik des Quebecer Komponisten André Mathieu.
»Die Inkarnation puren Genies für Quebec und Kanada« ist Alain Lefèvres eindeutige Einschätzung von André Mathieu. Dieser Komponist und Pianist, ein Wunderkind, das einst als »Mozart Kanadas« bezeichnet wurde, ist weitgehend in Vergessenheit geraten, doch Lefèvres Ziel ist es, das öffentliche Interesse an André Mathieu wiederzubeleben. »Das erste Stück, das ich je von diesem Komponisten gehört habe, war sein Prélude romantique«, erzählt Lefèvre. »Ich war damals fünfzehn und war von seiner Schönheit überwältigt. André Mathieu ist seitdem meine Leidenschaft. Ich finde es fast skandalös, dass er unbekannt bleibt.«
André Mathieu wurde am 18. Februar 1929 in Montreal geboren. Wie Mozart erhielt er seinen ersten Musikunterricht von seinem Vater und komponierte bereits im Alter von vier Jahren kleine Stücke. Noêl Strauss von der New York Times schrieb, dass selbst Mozart, das größte musikalische Wunderkind aller Zeiten, erst im Alter von vier Jahren mit dem Komponieren begann und seine ersten Werke viel einfacherer Natur waren als die des jungen Kanadiers. Ebenso wie Mozart überraschte er schon in jungen Jahren das Publikum mit seinem pianistischen Können: im Ritz-Carlton Hotel in Montreal um sechs, im Salle Pleyel und Salle Gaveau in Paris um sieben, in der Carnegie Hall, New York zehn. Rachmaninow bezeichnete ihn als »ein Genie, mehr als ich es bin«.
André Mathieu studierte Komposition in Paris, später in New York und nach dem Zweiten Weltkrieg erneut in Paris. Die meisten seiner Werke sind kurze Klavierstücke, aber nur etwa ein Viertel seiner bekannten Kompositionen – weit über zweihundert – konnten bisher gefunden werden, und es bleibt noch viel Forschungsbedarf. Mathieus Ruhm erreichte um 1950 seinen Höhepunkt. Er starb am 18. April 1968, völlig vergessen, im Alter von 39 Jahren.
Alain Lefèvre spricht über André Mathieu und seine Musik:
Mit Ausnahme des Concerto de Québec (Klavier-Solo-Version), das mein Programm eröffnet, sind in diesen Noten die Klavierstücke chronologisch aufgeführt. Die Musik ist von Anfang an überraschend komplex und äußerst emotional. Einige Leute haben angemerkt, dass einige dieser Stücke von einer anderen Hand geschrieben worden sein müssen und dass André Mathieu unmöglich der wahre Komponist sein kann. Das kann ich zweifelsohne bestätigen. Ich habe viele Jahre damit verbracht, Mathieus Musik zu studieren, daher bin ich mit seinem Stil, seinen Fehlern, seinen Stärken und Schwächen bestens vertraut. Das Gleiche gilt für seinen Vater Rodolphe Mathieu, ebenfalls Komponist. Es gibt keine Möglichkeit, dass irgendjemand das Verfahren so perfekt vortäuschen konnte.
Als Pianist war André Mathieu ebenso außergewöhnlich. Seine Technik war schon in jungen Jahren erstaunlich. Er hatte erstaunlich große Hände, fast so groß wie die von Rachmaninow; er konnte eine Oktave und eine Quinte strecken. Es gibt ein Video, in dem er spielt, um das zu beweisen. Auf demselben Video können Sie sehen, dass er die Geschwindigkeit eines Horowitz hatte. Die Technik ist fabelhaft. Eigentlich sieht ein Großteil seiner Musik für das Auge ziemlich unschuldig aus – es gibt selten Seiten, die mit Noten schwarz sind, wie man sie bei Komponisten wie Rachmaninow, Skrjabin oder Alkan findet – aber wenn man versucht, sie zu spielen, erkennt man schnell die enormen Schwierigkeiten, die damit verbunden sind.
Concerto de Québec (Klavier-Solo-Version)
Dies ist eine einsätzige Version des Concerto de Québec. Es handelt sich im Wesentlichen um den zentralen langsamen Satz plus Fragmente des ersten und dritten Satzes. Möglicherweise handelte es sich um eine Skizze oder ein Vormodell für das vollständige, dreisätzige Werk.
Dans la nuit (In der Nacht)
Dies ist offenbar André Mathieus erste Komposition, die er im Alter von vier Jahren begann und mit fünf Jahren vollendete. Wenn man es mit der Art von Stücken vergleicht, die Mozart in einem vergleichbaren Alter schrieb, erkennt man, dass Mathieus musikalischer Geist bereits weiter fortgeschritten war als der Mozarts. Die Materie weist eine Komplexität auf, die sich jeder Erklärung entzieht. Die Musik strahlt eine rauchige Skrjabineskigkeit aus. Wie kann ein fünfjähriges Kind die Fantasie aufbringen, solche Musik zu schreiben? Es gibt sicherlich Schwächen. André Mathieu ist jederzeit bereit, auch innerhalb einer einzigen Komposition impulsiv von einer Stilrichtung zur nächsten zu springen. Da ist ein bisschen Skrjabin, dann ein bisschen Debussy, dann ein bisschen Gershwin usw. Das ist zweifellos eine Schwäche, aber gleichzeitig ist es faszinierend zu beobachten, was ein Fünfjähriger leisten kann.
Abeilles piquantes (Stechbienen)
Musikalisch ist dieses Stück etwas weniger beeindruckend, aber es zeigt einmal mehr Mathieus kompositorisches Können und seine pianistische Technik im Alter von fünf Jahren. Interessant ist, dass es sich um sein Op. 17. Was ist mit Opp passiert? 2-16?
Tristesse (Traurigkeit)
Für mich ist das eines der wichtigsten Stücke. Mathieu ist jetzt sieben. Es gibt keine Opusnummer. Warum? Ein weiteres Rätsel ist die schiere Tiefe der Traurigkeit, die hier dargestellt wird. Wie kann ein Siebenjähriger so traurig sein? Tristesse ist Dr. J. E. Dubé gewidmet, der offenbar der persönliche Arzt des Jungen war. Welches Leiden erforderte die ärztliche Behandlung? Die Fragen häufen sich.
Les Mouettes (Die Möwen)
1938, im Alter von sieben Jahren, unternahm André seine erste Seereise nach Europa. Während der Überfahrt auf der S. S. Richmond komponierte er »Les Mouettes« und widmete es dem Präsidenten der Canadian Pacific Co., einem Sir Edward Beatty, der dem Jungen offenbar einen persönlichen Gefallen getan hatte. Die äußeren Abschnitte sind repräsentativ für die große Beweglichkeit, die André am Klavier besaß, während die mittlere Episode den Einfluss von Debussy und Ravel offenbart, deren Musik Andres Vater Rodolphe dem Jungen bereits zu Hause in Montreal vorgestellt hatte.
Berceuse (Wiegenlied)
Dieses zarte kleine Stück wurde »meinem lieben Lehrer«, dem französischen Komponisten Jacques de La Presle (1888-1969), gewidmet.
Été canadien (Kanadischer Sommer)
André Mathieu hatte eine starke nationalistische Gesinnung, was sich in seiner Darstellung der vier Jahreszeiten in Kanada zeigte. Leider sind die beiden Jahreszeiten, die meiner Meinung nach für dieses Land am speziellsten sind, Herbst und Winter, verloren gegangen. Mathieu schrieb seine vier Jahreszeitenbeschwörungen in den Jahren 1939 und 1940, Jahre bevor die Begeisterung für Vivaldis Vier Jahreszeiten begann. Été canadien ist »meinem Land« gewidmet. Ich denke, das ist die erste Mathieu-Komposition, die wir als Meisterwerk bezeichnen können.
Printemps canadien (Kanadischer Frühling)
Dies ist kein so starkes Stück wie Été canadien, aber es ist der wesentliche Stil des zweiten Satzes von Mathieus Concerto de Québec, das zwei Jahre später geschrieben wurde.
Laurentienne Nr. 2
Wir springen jetzt sechs Jahre vorwärts zu André Mathieu im Alter von siebzehn Jahren. Von seinen sechs »Laurentienne«-Stücken ist nur das zweite erhalten. Ich würde sagen, es ist ein bemerkenswert gutes Werk für einen Komponisten jeden Alters, geschweige denn für siebzehn. Darin habe ich etwas gefunden, was ich sonst nirgendwo gesehen habe: Triller in der rechten Hand für die inneren Finger, während die äußeren Finger (Daumen und kleiner Finger) mit anderem Material involviert sind.
Bagatellen Nr. 1 und 4
In den Jahren 1946 und 1947 in Frankreich geschrieben. In Nr. 4 sind Anklänge an Ravels Pavane für eine tote Prinzessin deutlich zu erkennen. Mathieu war kürzlich auf dieses Werk gestoßen, und das sieht man. Aber im Gegensatz zu Ravels Klavierstück erfordert Mathieus Werk enorme, fast unmögliche Anstrengungen für die Hände.
Präludium Nr. 5 (Prélude romantique)
Das war das erste Stück, das ich je von André Mathieu gehört habe. Ich war damals fünfzehn und war von seiner Schönheit überwältigt. Wohin können wir von hier aus gehen?
Nach dem 21. Lebensjahr verläuft die Spur kalt. Alain Lefèvre hat sein Thema mit der Hartnäckigkeit eines Bullterriers und dem scharfen Gespür eines Bluthundes verfolgt, doch weitere Beweise blieben ihm bisher verborgen.
Boris Petrowski: Fantasie »Hommage an Mathieu« in g-Moll
Das nächste Kapitel im Leben des »kanadischen Mozart« muss noch geschrieben werden. Inzwischen ist Lefèvre auf eine neuartige Idee gekommen. Er bat den talentierten jungen Komponisten Boris Petrowski aus Montreal, sich von André Mathieus Musik in einer »Hommage« an das inspirieren zu lassen, was der verstorbene Komponist möglicherweise geschrieben hätte, wenn er ein viel längeres Leben gelebt hätte. Petrowski hat, in den Worten von Alain Lefèvre, »die riesige Farbpalette, nach der Mathieu schon als Kind strebte, aber aufgrund seines frühen Todes im Alter von 39 Jahren nie die Möglichkeit hatte, sie zu entwickeln, erfolgreich verwirklicht.«
Walter Boudreau: La Valse de l'asile
Das letzte Werk auf Alain Lefèvres Programm wurde von einem weiteren Montrealer und einem der führenden Komponisten Kanadas, Walter Boudreau, komponiert. Sein Walzer ist Teil der Bühnenmusik, die er für Claude Gauvreaus Theaterstück L'Asile de la pureté (Das Asyl der Reinheit) vorbereitete, das 1948 geschrieben wurde, als der Autor gerade 23 Jahre alt war. Wie Mathieu starb Gauvreau jung unter tragischen Umständen. »Beide gehörten zu einer Zeit – den 1940er, 1950er und 1960er Jahren –, in der Genies in Kanada oft unerkannt blieben«, sagt Lefèvre. »Die Präsenz dieses Stücks auf dem Programm ist meine Art, André Mathieu in einen historischen Kontext zu stellen. Die Zuhörer werden intuitiv spüren, dass dieser schmerzlich traurige, fast surrealistische kleine Walzer nicht nur als eine Art Segen für alles dient, wofür André Mathieu stand, sondern auch.« was noch wichtiger ist, was aus ihm hätte werden können.
© Robert Markow
Ein Nachmittag, an dem man Alain Lefèvre interviewt, ähnelt einem Theaterbesuch. Man sitzt versunken da und führt eine spontane, improvisierte Ein-Mann-Show auf, wobei er abwechselnd wortreich spricht und am Klavier demonstriert. Ein Interviewer muss nicht einmal eine Eröffnungsfrage stellen. Alain Lefèvre stürzt sich impulsiv auf das Thema, das ihn gerade beschäftigt. Heutzutage sind es das Leben und die Musik des Quebecer Komponisten André Mathieu.
»Die Inkarnation puren Genies für Quebec und Kanada« ist Alain Lefèvres eindeutige Einschätzung von André Mathieu. Dieser Komponist und Pianist, ein Wunderkind, das einst als »Mozart Kanadas« bezeichnet wurde, ist weitgehend in Vergessenheit geraten, doch Lefèvres Ziel ist es, das öffentliche Interesse an André Mathieu wiederzubeleben. »Das erste Stück, das ich je von diesem Komponisten gehört habe, war sein Prélude romantique«, erzählt Lefèvre. »Ich war damals fünfzehn und war von seiner Schönheit überwältigt. André Mathieu ist seitdem meine Leidenschaft. Ich finde es fast skandalös, dass er unbekannt bleibt.«
André Mathieu wurde am 18. Februar 1929 in Montreal geboren. Wie Mozart erhielt er seinen ersten Musikunterricht von seinem Vater und komponierte bereits im Alter von vier Jahren kleine Stücke. Noêl Strauss von der New York Times schrieb, dass selbst Mozart, das größte musikalische Wunderkind aller Zeiten, erst im Alter von vier Jahren mit dem Komponieren begann und seine ersten Werke viel einfacherer Natur waren als die des jungen Kanadiers. Ebenso wie Mozart überraschte er schon in jungen Jahren das Publikum mit seinem pianistischen Können: im Ritz-Carlton Hotel in Montreal um sechs, im Salle Pleyel und Salle Gaveau in Paris um sieben, in der Carnegie Hall, New York zehn. Rachmaninow bezeichnete ihn als »ein Genie, mehr als ich es bin«.
André Mathieu studierte Komposition in Paris, später in New York und nach dem Zweiten Weltkrieg erneut in Paris. Die meisten seiner Werke sind kurze Klavierstücke, aber nur etwa ein Viertel seiner bekannten Kompositionen – weit über zweihundert – konnten bisher gefunden werden, und es bleibt noch viel Forschungsbedarf. Mathieus Ruhm erreichte um 1950 seinen Höhepunkt. Er starb am 18. April 1968, völlig vergessen, im Alter von 39 Jahren.
Alain Lefèvre spricht über André Mathieu und seine Musik:
Mit Ausnahme des Concerto de Québec (Klavier-Solo-Version), das mein Programm eröffnet, sind in diesen Noten die Klavierstücke chronologisch aufgeführt. Die Musik ist von Anfang an überraschend komplex und äußerst emotional. Einige Leute haben angemerkt, dass einige dieser Stücke von einer anderen Hand geschrieben worden sein müssen und dass André Mathieu unmöglich der wahre Komponist sein kann. Das kann ich zweifelsohne bestätigen. Ich habe viele Jahre damit verbracht, Mathieus Musik zu studieren, daher bin ich mit seinem Stil, seinen Fehlern, seinen Stärken und Schwächen bestens vertraut. Das Gleiche gilt für seinen Vater Rodolphe Mathieu, ebenfalls Komponist. Es gibt keine Möglichkeit, dass irgendjemand das Verfahren so perfekt vortäuschen konnte.
Als Pianist war André Mathieu ebenso außergewöhnlich. Seine Technik war schon in jungen Jahren erstaunlich. Er hatte erstaunlich große Hände, fast so groß wie die von Rachmaninow; er konnte eine Oktave und eine Quinte strecken. Es gibt ein Video, in dem er spielt, um das zu beweisen. Auf demselben Video können Sie sehen, dass er die Geschwindigkeit eines Horowitz hatte. Die Technik ist fabelhaft. Eigentlich sieht ein Großteil seiner Musik für das Auge ziemlich unschuldig aus – es gibt selten Seiten, die mit Noten schwarz sind, wie man sie bei Komponisten wie Rachmaninow, Skrjabin oder Alkan findet – aber wenn man versucht, sie zu spielen, erkennt man schnell die enormen Schwierigkeiten, die damit verbunden sind.
Concerto de Québec (Klavier-Solo-Version)
Dies ist eine einsätzige Version des Concerto de Québec. Es handelt sich im Wesentlichen um den zentralen langsamen Satz plus Fragmente des ersten und dritten Satzes. Möglicherweise handelte es sich um eine Skizze oder ein Vormodell für das vollständige, dreisätzige Werk.
Dans la nuit (In der Nacht)
Dies ist offenbar André Mathieus erste Komposition, die er im Alter von vier Jahren begann und mit fünf Jahren vollendete. Wenn man es mit der Art von Stücken vergleicht, die Mozart in einem vergleichbaren Alter schrieb, erkennt man, dass Mathieus musikalischer Geist bereits weiter fortgeschritten war als der Mozarts. Die Materie weist eine Komplexität auf, die sich jeder Erklärung entzieht. Die Musik strahlt eine rauchige Skrjabineskigkeit aus. Wie kann ein fünfjähriges Kind die Fantasie aufbringen, solche Musik zu schreiben? Es gibt sicherlich Schwächen. André Mathieu ist jederzeit bereit, auch innerhalb einer einzigen Komposition impulsiv von einer Stilrichtung zur nächsten zu springen. Da ist ein bisschen Skrjabin, dann ein bisschen Debussy, dann ein bisschen Gershwin usw. Das ist zweifellos eine Schwäche, aber gleichzeitig ist es faszinierend zu beobachten, was ein Fünfjähriger leisten kann.
Abeilles piquantes (Stechbienen)
Musikalisch ist dieses Stück etwas weniger beeindruckend, aber es zeigt einmal mehr Mathieus kompositorisches Können und seine pianistische Technik im Alter von fünf Jahren. Interessant ist, dass es sich um sein Op. 17. Was ist mit Opp passiert? 2-16?
Tristesse (Traurigkeit)
Für mich ist das eines der wichtigsten Stücke. Mathieu ist jetzt sieben. Es gibt keine Opusnummer. Warum? Ein weiteres Rätsel ist die schiere Tiefe der Traurigkeit, die hier dargestellt wird. Wie kann ein Siebenjähriger so traurig sein? Tristesse ist Dr. J. E. Dubé gewidmet, der offenbar der persönliche Arzt des Jungen war. Welches Leiden erforderte die ärztliche Behandlung? Die Fragen häufen sich.
Les Mouettes (Die Möwen)
1938, im Alter von sieben Jahren, unternahm André seine erste Seereise nach Europa. Während der Überfahrt auf der S. S. Richmond komponierte er »Les Mouettes« und widmete es dem Präsidenten der Canadian Pacific Co., einem Sir Edward Beatty, der dem Jungen offenbar einen persönlichen Gefallen getan hatte. Die äußeren Abschnitte sind repräsentativ für die große Beweglichkeit, die André am Klavier besaß, während die mittlere Episode den Einfluss von Debussy und Ravel offenbart, deren Musik Andres Vater Rodolphe dem Jungen bereits zu Hause in Montreal vorgestellt hatte.
Berceuse (Wiegenlied)
Dieses zarte kleine Stück wurde »meinem lieben Lehrer«, dem französischen Komponisten Jacques de La Presle (1888-1969), gewidmet.
Été canadien (Kanadischer Sommer)
André Mathieu hatte eine starke nationalistische Gesinnung, was sich in seiner Darstellung der vier Jahreszeiten in Kanada zeigte. Leider sind die beiden Jahreszeiten, die meiner Meinung nach für dieses Land am speziellsten sind, Herbst und Winter, verloren gegangen. Mathieu schrieb seine vier Jahreszeitenbeschwörungen in den Jahren 1939 und 1940, Jahre bevor die Begeisterung für Vivaldis Vier Jahreszeiten begann. Été canadien ist »meinem Land« gewidmet. Ich denke, das ist die erste Mathieu-Komposition, die wir als Meisterwerk bezeichnen können.
Printemps canadien (Kanadischer Frühling)
Dies ist kein so starkes Stück wie Été canadien, aber es ist der wesentliche Stil des zweiten Satzes von Mathieus Concerto de Québec, das zwei Jahre später geschrieben wurde.
Laurentienne Nr. 2
Wir springen jetzt sechs Jahre vorwärts zu André Mathieu im Alter von siebzehn Jahren. Von seinen sechs »Laurentienne«-Stücken ist nur das zweite erhalten. Ich würde sagen, es ist ein bemerkenswert gutes Werk für einen Komponisten jeden Alters, geschweige denn für siebzehn. Darin habe ich etwas gefunden, was ich sonst nirgendwo gesehen habe: Triller in der rechten Hand für die inneren Finger, während die äußeren Finger (Daumen und kleiner Finger) mit anderem Material involviert sind.
Bagatellen Nr. 1 und 4
In den Jahren 1946 und 1947 in Frankreich geschrieben. In Nr. 4 sind Anklänge an Ravels Pavane für eine tote Prinzessin deutlich zu erkennen. Mathieu war kürzlich auf dieses Werk gestoßen, und das sieht man. Aber im Gegensatz zu Ravels Klavierstück erfordert Mathieus Werk enorme, fast unmögliche Anstrengungen für die Hände.
Präludium Nr. 5 (Prélude romantique)
Das war das erste Stück, das ich je von André Mathieu gehört habe. Ich war damals fünfzehn und war von seiner Schönheit überwältigt. Wohin können wir von hier aus gehen?
Nach dem 21. Lebensjahr verläuft die Spur kalt. Alain Lefèvre hat sein Thema mit der Hartnäckigkeit eines Bullterriers und dem scharfen Gespür eines Bluthundes verfolgt, doch weitere Beweise blieben ihm bisher verborgen.
Boris Petrowski: Fantasie »Hommage an Mathieu« in g-Moll
Das nächste Kapitel im Leben des »kanadischen Mozart« muss noch geschrieben werden. Inzwischen ist Lefèvre auf eine neuartige Idee gekommen. Er bat den talentierten jungen Komponisten Boris Petrowski aus Montreal, sich von André Mathieus Musik in einer »Hommage« an das inspirieren zu lassen, was der verstorbene Komponist möglicherweise geschrieben hätte, wenn er ein viel längeres Leben gelebt hätte. Petrowski hat, in den Worten von Alain Lefèvre, »die riesige Farbpalette, nach der Mathieu schon als Kind strebte, aber aufgrund seines frühen Todes im Alter von 39 Jahren nie die Möglichkeit hatte, sie zu entwickeln, erfolgreich verwirklicht.«
Walter Boudreau: La Valse de l'asile
Das letzte Werk auf Alain Lefèvres Programm wurde von einem weiteren Montrealer und einem der führenden Komponisten Kanadas, Walter Boudreau, komponiert. Sein Walzer ist Teil der Bühnenmusik, die er für Claude Gauvreaus Theaterstück L'Asile de la pureté (Das Asyl der Reinheit) vorbereitete, das 1948 geschrieben wurde, als der Autor gerade 23 Jahre alt war. Wie Mathieu starb Gauvreau jung unter tragischen Umständen. »Beide gehörten zu einer Zeit – den 1940er, 1950er und 1960er Jahren –, in der Genies in Kanada oft unerkannt blieben«, sagt Lefèvre. »Die Präsenz dieses Stücks auf dem Programm ist meine Art, André Mathieu in einen historischen Kontext zu stellen. Die Zuhörer werden intuitiv spüren, dass dieser schmerzlich traurige, fast surrealistische kleine Walzer nicht nur als eine Art Segen für alles dient, wofür André Mathieu stand, sondern auch.« was noch wichtiger ist, was aus ihm hätte werden können.
© Robert Markow
- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Concerto De Quebec (Version Pour Paino Seul, Revisee Par A. Lefevre)
- 2 Printemps Canadien (Canadian Spring)
- 3 Ete Canadien (Canadian Summer)
- 4 Prelude No. 5 (Prelude Romantique)
- 5 Berceuse (Lullaby)
- 6 Laurentienne No. 2
- 7 Bagaelle No. I
- 8 Mouettes (The Seagulls)
- 9 Tristesse (Sadness)
- 10 Bagatelle No. 4
- 11 Dans La Nuit ( In The Night)
- 12 Abeilles Piquantes (Stinging Bees)
- 13 Fantaisie << Hommage A Mathieu>> En Sol Mineur (Fantasia ''tribute To Mathieu''
- 14 Valse De L' Asile (Asylum Waltz)
Andre Mathieu (1929-1968)
Klavierwerke
EUR 19,99*