Haruki Murakami: Kafka am Strand
Kafka am Strand
Buch
- Roman. Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2005, Kategorie Preis der Jugendlichen
- Originaltitel: Umibe no Kafuka
- Übersetzung: Ursula Gräfe
- btb Taschenbuch, 03/2006
- Einband: Kartoniert / Broschiert, ,
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783442733231
- Bestellnummer: 4350639
- Umfang: 640 Seiten
- Copyright-Jahr: 2006
- Gewicht: 515 g
- Maße: 191 x 121 mm
- Stärke: 45 mm
- Erscheinungstermin: 6.3.2006
- Serie: btb - Band 73323
Weitere Ausgaben von Kafka am Strand
Kurzbeschreibung
Dieses Buch ist der ungewöhnlichste Entwicklungs- und Liebesroman, den wir bisher von Japans Kultautor gelesen haben: zeitlos und ortlos, voller Märchen und Mythen, zwischen Traum und Wirklichkeit - und dabei voller Weisheit. Kafka am Strand ist in Japan seit seinem Erscheinen ein Bestseller.Rezension
Ein außergewöhnliches Leseerlebnis, voll Abenteuer, Magie und Sehnsucht. FreundinKlappentext
Der 15-jährige Kafka Tamura reißt von zu Hause aus und flüchtet vor einer düsteren Prophezeiung seines Vaters auf die Insel Shikoku. Seine abenteuerliche Reise führt ihn in eine fremde Stadt, wo er der faszinierenden Bibliotheksleiterin Saeki begegnet und ihr verfällt. Er macht die Bekanntschaft mit einem geheimnisvollen alten Mann, der mit Katzen sprechen kann, und gleitet ab in eine fremde, seltsame Welt. Was ist Traum, was ist Wirklichkeit? Wo endet diese Reise voller rätselhafter Begegnungen und labyrinthischer Wege?Auszüge aus dem Buch
Der Junge namens Krähe"An Geld bist du jetzt auch irgendwie gekommen, ja?", sagt der Junge namens Krähe in seiner üblichen, etwas schwerfälligen Sprechweise, als wäre er gerade aus dem Tiefschlaf erwacht und als funktionierten seine Sprechmuskeln noch nicht richtig. Aber das ist reine Attitüde, in Wirklichkeit ist er hellwach. Wie immer. Ich nicke.
"Wie viel ungefähr?"
Ich überschlage die Summe noch einmal im Kopf. "Ungefähr 400 000 in bar. Außerdem kann ich noch ein bisschen mit der Karte vom Bankkonto ziehen. Natürlich wird das nicht ewig reichen, aber für den Anfang geht's doch, oder?"
"Nicht schlecht", sagt Krähe. "Für den Anfang ..." Ich nicke.
"Aber das ist doch nicht das Geld, das dir der Weihnachtsmann letztes Jahr gebracht hat, oder?" "Nein", sage ich.
Krähe verzieht ironisch die Lippen und sieht sich um. "Es stammt aus irgendjemandes Schublade hier - könnte das sein?"
Ich gebe keine Antwort. Natürlich weiß er ganz genau, woher das Geld kommt. Er braucht gar nicht so drumherum zu reden. Das tut er nur, um mich aufzuziehen.
"Schon gut", sagt Krähe. "Du brauchst ja Geld. Dringend. Irgendwie musstest du es ja in die Finger bekommen. Leihen, erschwindeln, stehlen ... egal wie. Es gehört doch sowieso deinem Vater. Für den Anfang wirst du schon zurechtkommen. Aber was gedenkst du zu tun, wenn die 400 000 aufgebraucht sind? Geld wächst nicht von alleine im Portemonnaie nach wie Pilze im Wald. Du musst essen und irgendwo schlafen. Irgendwann ist es dann alle."
"Das überlege ich mir, wenn es so weit ist", sage ich. "Das überlege ich mir, wenn es so weit ist", äfft Krähe mich nach und breitet die Handflächen aus, wie um das Gewicht meiner Worte zu ermessen. Ich nicke.
"Zum Beispiel Arbeit suchen oder was?" "Vielleicht."
Krähe schüttelt den Kopf. "Dazu musst du das Leben erst mal besser kennen. Wie soll denn ein fünfzehnjähriger Junge in einer fremden Gegend einen Job finden? Du hast ja nicht mal die Schule abgeschlossen. Wer wird so jemanden schon einstellen?"
Ich erröte ein bisschen. Ich werde immer gleich rot. "Ist ja schon gut", sagt Krähe. "Außerdem bringt die ganze Schwarzseherei nichts, wenn man noch nicht mal angefangen hat. Du hast dich entschieden, jetzt musst du deinen Entschluss in die Tat umsetzen. Schließlich ist es dein Leben. Konkret bleibt dir nichts anderes übrig, als das zu tun, was du vorhast." Genau, immerhin ist das mein Leben. "Aber vor allem musst du jetzt stark werden." "Ich gebe mir Mühe."
"Stimmt", sagt Krähe. "In den letzten Jahren bist du ganz schön kräftig geworden. Das kann ich nicht leugnen." Ich nicke.
"Allerdings bist du erst fünfzehn", sagt Krähe. "Dein Leben hat, gelinde ausgedrückt, gerade erst begonnen. Die Welt ist voll von Dingen, denen du noch nie begegnet bist. Von denen du überhaupt noch keine Vorstellung hast."
Wie üblich sitzen wir nebeneinander auf dem alten Ledersofa im Arbeitszimmer meines Vaters. Krähe schätzt diesen Raum sehr. Er liebt die kleinen Gegenstände, die es hier gibt. Gerade spielt er mit einem gläsernen Briefbeschwerer, der die Form einer Biene hat. Natürlich lässt er sich nicht blicken, wenn mein Vater zu Hause ist.
"Eins steht jedenfalls fest", sage ich, "ich muss hier raus. Daran ist nicht zu rütteln."
"Mag sein", pflichtet Krähe mir bei. Er legt den Briefbeschwerer auf den Tisch und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. "Aber das ist keine Lösung für alles. Ich will deinen Entschluss nicht ins Wanken bringen, aber ich weiß nicht, ob du dem Ganzen wirklich entkommen kannst, auch wenn du noch so weit fährst. Du solltest dir nicht allzu viel von der Entfernung versprechen."
Ich denke über die Entfernung nach. Krähe drückt sich seufzend die Fingerkuppen auf beide Augenlider. Dann spricht er mich aus dem Dunkel seiner geschlossenen Augen an. "Spielen wir unser Spiel?"
"Einverstanden." Ich schließe ebenfalls die Augen und atme langsam und tief ein.
"Also gut, ste
Biografie (Haruki Murakami)
Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, die Eltern sind Lehrer für japanische Literatur. Studium der Theaterwissenschaften und des Drehbuchschreibens in Tokyo, aufkeimendes Interesse an amerikanischer Literatur und Musik. 1974 Gründung des Jazzclubs 'Peter Cat', den er bis 1982 betreibt. 1978 erste erfolgreiche Buchveröffentlichung. In den 80er Jahren dauerhaft in Europa ansässig (u.a. in Frankreich, Italien und Griechenland), geht er 1991 in die USA, ehe er 1995 nach Japan zurückkehrt. 2006 erhielt Haruki Murakami den Franz-Kafka-Literaturpreis. 2009 wurde ihm der Jerusalem Prize für sein literarisches Werk verliehen und 2014 wurde Haruki Murakami mit dem "Welt"-Literaturpreis ausgezeichnet.Biografie (Ursula Gräfe)
Ursula Gräfe, geboren 1956 in Frankfurt am Main, studierte Japanologie und Anglistik und arbeitet seit 1988 als Literaturübersetzerin. Sie hat u.a. Werke von R.K. Narayan, Haruki Murakami, Yasushi Inoue und Kenzaburo Oe ins Deutsche übertragen, ist Autorin einer Buddha-Biographie und Herausgeberin mehrerer Anthologien. Jedes Jahr verbringt sie einige Zeit in Asien, vor allem in Indien. Ursula Gräfe lebt in Frankfurt am Main.Anmerkungen:
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