Jeff Beck & Johnny Depp: 18
Jeff Beck braucht als Rock-Gitarrist nicht mehr vorgestellt zu werden. Johnny Depp dürfte als Schauspieler genauso bekannt sein, aber als Musiker?
Man höre und staune, und so erging es wahrscheinlich auch Beck, als sich die beiden Künstler vor ein paar Jahren kennenlernten und sich – auch musikalisch – sofort bestens verstanden. Jetzt erscheint ihr erstes gemeinsames Album »18«, betitelt nach dem spontanen Lebensgefühl der beiden während der ersten Sessions: sie fühlten sich wieder wie achtzehn.
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Label: Rhino, 2022
- Bestellnummer: 10972833
- Erscheinungstermin: 15.7.2022
Weitere Ausgaben von 18
Jeff Beck und Johnny Depp fühlten sich gemeinsam wieder wie 18
Aber der Reihe nach: Meistergitarrist und Rock-Urgestein Geoffrey »Jeff« Arnold Beck aus Großbritannien und Schauspieler Johnny Depp (Captain Jack Sparrow in »Fluch der Karibik«) begegneten sich erstmals im Jahr 2016. Letzterer ist nicht nur Schauspieler, sondern nebenbei ebenfalls Musiker, die beiden Herren verstanden sich auf Anhieb und kamen in einen kreativen Flow. Beck war sofort begeistert von Jonny Depps Songwriting. Und davon kann sich ab nun jedermann anhand der Single »This Is A Song For Miss Hedy Lamarr« überzeugen.Jetzt, im Sommer 2022, erscheint das erste Album der beiden Rockmusiker, das den schlichten Titel »18« trägt. Das Lebensalter, in das sie sich während ihrer Aufnahmen zurückversetzt fühlten.
Los geht es mit »Midnight Walker (Davy-Spillane-Cover)«, ein sphärischer Instrumental-Opener mit Gitarrenmelodien unverkennbar von Jeff Beck gespielt. Außerdem legen sich über die Synthie-Flächen noch Streicher, die dem Stück in Bezug auf die Bedeutung des Albumtitels einen schwermütigen Anstrich geben: »Weißt du noch, als wir gerade mal achtzehn waren…«
Ab den ersten Tönen des zweiten Songs, einer Cover-Version von Killing Joke’s »Death And Resurrection Show« wird der Gedanke, jemand müsste eben unbemerkt die Platte gewechselt haben, schwer auszublenden sein. Die beiden Herren geben den Industrial-Punk Hit zum Besten mit einer Prise Prodigy-Stil.
Jetzt stellt sich natürlich die spannende Frage, was einem mit dem dritten Stück »Time« von Dennis Wilson erwartet. Eine Klavierballade nah am Original und gefühlvoll gesungen von Jonny Depp.
Nun wieder ein ähnlich überraschender Umbruch: Es folgt eine Elektro-Funk-Nummer aus Depps Feder mit Text nach Art von Frank Zappa.
Daraufhin kommt wieder ein Coversong, und zwar eine instrumentale Interpretation von »Don’t Talk (Put Your Head On My Shoulder)« von den Beach Boys. Hier beweisen Beck und Depp die Kunst, das Originalstück sehr authentisch und gekonnt dezent mit eigenem Stil angereichert wiederzugeben. So auch geschehen beim siebten Song »Caroline, No«, ebenfalls von den Beach Boys.
»This Is A Song For Miss Heady Lamarr« folgt als sechster Song, eine Herzschmerz-Ballade, astrein komponiert von Jonny Depp. Diese könnte unzählige Film-Szenen untermalen. Hört man ein Album mit und von Jonny Depp »cineastisch voreingenommen« oder komponiert, musiziert und singt dieser Mann tatsächlich auch in filmischen Zügen? Diese und ähnliche Fragen dürften Depp dieser Tage laufend gestellt werden, sind wir mal gespannt auf seine Antwort.
Der achte Titel ist »Ooo Baby Baby«, den Beck und Depp von niemand geringerem als den Miracles covern. Jeff Beck soliert in diesem Klassiker wieder traumwandlerisch intuitiv, sodass man sagen darf, dieser Meistergitarrist spricht förmlich durch sein Instrument.
Auf den nächsten vier Stücken wird ebenfalls gecovert. Weiter geht es mit »What’s Going On«, im Original von Marvin Gaye. Die beiden Musiker tricksen mit diesem Soul-Hit ein wenig, aber elegant rum: sie vertauschen Chor- und Instrumental-Parts in der Wiederholung, damit durch diese Abwechslung der Song in einem Flow bleibt, dass seine knapp viereinhalb Minuten Länge kaum mehr wahrnehmbar sind.
»Venus In Furs« folgt als zehnte Nummer. Diese Cover-Version steht in einem deutlichen Kontrast zum Original von The Velvet Underground, das magisch experimentelle Rock-Quartett um Lou Reed. Der leicht Country-eingefärbte Klassiker lebt hier in einer düsteren Pop-Rock-Version wieder auf, die bestimmt auch dem ekstatischen Düsterrocker Reed gefallen hätte.
Ein Gitarren-Intro, unüberhörbar von Meister Jeff Beck gespielt, stimmt den nächsten Song »Let It Be Me« an. Mit Jonny Depps empathischem Gesang über einem wunderschönen Klavierspiel, dezenten Streichern und Becks facettenreichen Gitarrenparts ist dieses Stück ein musikalisches Erlebnis und eine gelungene Huldigung an die Brüder Isaac Donald »Don« Everly und Philip Jason »Phil« Everly.
Auf sehr ähnlich kunstvolle Weise covern die beiden Musiker »Stars« von Janis Ian, eine ebenfalls anspruchsvolle Herausforderung. Und vielleicht wird die amerikanische Queen des Songwritings uns ihre Meinung über diese Interpretation ihres Klassikers wissen lassen. Eine Wette darauf, dass Jeff Beck und Jonny Depp ihr Lob finden und Bestätigung erfahren, wäre verlockend.
Jetzt kommen wir zum 13. und letzten Lied auf »18«: »Isolation« von John Lennon! Leider ist dieser Bonus-Track nur auf CD enthalten und wird nicht auf der LP erscheinen. Nichtsdestotrotz, zum Schluss des Albums wird mit diesem Song noch einmal alles in Grund und Boden gerockt. Die Cover-Version holt den Lennon-Hit hörbar ins Jahr 2022, aber die einmalige Songdynamik des Ex-Beatles aus balladesker Ruhe und sich tosend aufschaukelnden wie eingängigen Stadionrock-Refrains haben Beck und Depp geschafft einzufangen. Hier kommt zu guter Letzt auch noch einmal das Schlagzeug eindrucksvoll zum Vorschein, das für alle Songs wie auch diesen Vinnie Colaiuta eingespielt hat: ein entspannt kraftvoller Groove schiebt den Song an und wird ganz passend zur Komposition hier und da mit virtuosen Snare-Tom-Wirbeln und vereinzelt sogar Doublebass-Rolls aufgepflügt.
Alles in allem bleibt festzuhalten, dass »18« ein sensationelles und musikalisch gehaltvolles Album ist, welches seinen Platz in der Rock-Geschichte einnehmen wird. Ein oder zweimal Hören reicht nicht, von diesem Album hat man noch viel mehr, denn in den Arrangements, die von einer Top-Bandbesetzung eingespielt wurden, gibt es bei jedem Hören noch mehr zu entdecken.
»18« kann als CD ab sofort bestellt werden, die LP wird voraussichtlich Ende September 2022 erscheinen.
Rezensionen
»Viele Gitarrensoli und Instrumentalpassagen runden das Werk ab. Es gibt viele gute Gründe, das Album zu hören.« (Good Times, Oktober/November 2022)- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Midnight Walker (Davy Spillane cover)
- 2 Death And Resurrection Show (Killing Joke cover)
- 3 Time (Dennis Wilson cover)
- 4 Sad Motherfuckin’ Parade (Johnny Depp original)
- 5 Don’t Talk (Put Your Head On My Shoulder) (Beach Boys cover)
- 6 This Is A Song For Miss Heady Lamarr (Johnny Depp original)
- 7 Caroline, No (Beach Boys cover)
- 8 Ooo Baby Baby (The Miracles cover)
- 9 What’s Going On (Marvin Gaye cover)
- 10 Venus In Furs (The Velvet Underground cover)
- 11 Let It Be Me (The Everly Brothers cover)
- 12 Stars (Janis Ian cover)
- 13 Isolation (John Lennon cover) (Bonus Track)