Thomas Quendler: Awaking (Jazz Thing Next Generation Vol. 109) auf CD
Awaking (Jazz Thing Next Generation Vol. 109)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Label:
- Double Moon
- Aufnahmejahr ca.:
- 2024
- Artikelnummer:
- 12346298
- UPC/EAN:
- 0608917146523
- Erscheinungstermin:
- 29.8.2025
- Serie:
- Jazz thing Next Generation
*** Digipack
Warum ein Debütalbum mit einem Jazzstandard beginnen, wenn es eine Reihe eigener Stücke zu entdecken gibt? Wer Thomas Quendlers Version von Duke Ellingtons „It Don’t Mean a Thing“ hört, versteht schnell, was den Grazer Pianisten, Komponisten und Arrangeur zu dieser Idee inspiriert hat. In seiner unkonventionellen, aber zutiefst respektvollen Version kommt vieles zusammen, was den Österreicher ausmacht: Freude an Jazztraditionen, ein origineller, völlig eigener Ansatz, technische Klasse, ein packendes Energielevel und das perfekte Ineinandergreifen einer exzellenten, rhythmisch einfallsreichen Gruppe. Das Ellington-Stück eröffnet „Awaking“ mit einem initialen Ausrufezeichen. Es folgen weitere, meist eigene Stücke, von rockig-energetisch über emotional-romantisch bis hin zur spritzig-gradlinigen Komposition. Als zweiten Klassiker reproduziert das Trio später eine Version von „Yatra-Ta“, dem furiosen brasilianischen Jazzstück von Tania Maria; es hat zudem einen ungewöhnlich verzerrten Sound, manchmal sogar mit R&B-Grooves versetzt.
„Ein, zwei Jazzstandards musste ich einfach einbauen“, schrieb Thomas Quendler in den Linernotes, vor allem als kleine Hommage an all die inspirierenden Vorbilder der Jazzgeschichte. Eine konventionelle, originalgetreue Interpretation kam für ihn allerdings nicht in Frage. Für ihn bedeutet die Auseinandersetzung mit Stücken wie Ellingtons Swing-Hymne, „einen eigenen Zugang zu finden, um dem Song so einen besonderen Dreh zu geben“. Diese Haltung, diese Lust am Anderen, begegnet einem auf „Awaking“ immer wieder. Quendlers Gruppe ist keines der üblichen Klaviertrios der klassischen Schule. So sehr sich der gebürtige Kärntner mit der Tradition auseinandergesetzt hat, reichen die Einflüsse, die in seinem Spiel und seiner Haltung zusammenkommen, weit in andere Stilbereiche hinein.
Thomas Quendler war zum Zeitpunkt der Aufnahmen 23 Jahre alt. Dies ist das erste Album seines Akustik-Trios. Newcomer sind die drei jedoch nicht. Im Gegenteil: Sie bilden beispielsweise seit langem den Kern zweier etablierter Fusion-Bands. Bei Origina1Nerd begegnet man raffiniert komplexen Fusion-Formen, die Band Kernfusion ist eher rockig ausgerichtet. Thomas Quendler spielt in beiden Bands vorwiegend Keyboard, Jacob Gönitzer meist E-Bass. Schlagzeuger Jonas Kočnik beweist stets enorme Flexibilität und Power, starken Groove und Präzision.
Die Band Kernfusion war die erste der ersten Stunde. Sie entstand 2017 aus einem Ensemble der Musikschule Wolfsberg. Der kleine Ort in Kärnten, auf halbem Weg zwischen Klagenfurt und Graz gelegen, ist die Heimat von Quendler und Gönitzer. Kočnik stammt aus dem weiter südlich gelegenen St. Michael ob Bleiberg. Als Kernfusion bereits bekannter wurde, wurden Gönitzer, Quendler und Kočnik nach und nach Mitglieder von Origina1Nerd, der Gruppe des Saxophonisten Max Glanz (der auch Alben produziert). Gönitzer und Kočnik studieren derzeit im nordösterreichischen Linz, Quendler in Graz. Kein Problem! Thomas Quendler: „Wir kennen uns schon so lange und sind ständig im Austausch. Und wir sehen uns oft, schon durch die Aktivitäten der verschiedenen Bands.“ Diese gewachsene Verbundenheit, die Tatsache, dass sie sich über die Jahre Seite an Seite entwickelt haben, kommt nun auch Quendlers Trio zugute. Dieses entstand anlässlich seines Bachelor-Abschlusses an der renommierten Kunstuniversität Graz. „Ich wollte etwas anderes machen als Sound und Vibe anderer Bands. Aber man hört durchaus gewisse Parallelen. Zum Beispiel ist vieles viel strenger arrangiert, als es bei Jazz-Pianotrios oft der Fall ist.“
Thomas Quendler begann überraschend spät mit dem Klavierspiel. Sein erstes Instrument war die Steirische Harmonika, ein diatonisches Akkordeon mit Knopftastatur. Dieses spielt in der Volksmusik der Region eine zentrale Rolle. Quendlers Eltern führten ein beliebtes Gasthaus in der Saualpe oberhalb von Wolfsberg. Mit acht Jahren begann er, Akkordeon zu lernen und gemeinsam mit seiner Mutter, die zuvor in Unterhaltungsbands gesungen hatte, zu musizieren. „Ich wollte unbedingt ein Instrument lernen. Es hat mir Spaß gemacht. Das hat mir schon früh viel Energie gegeben.“ Er spielte auch noch Mundharmonika, als er das Klavier längst für sich entdeckt hatte. Durch die musikalischen Vorlieben seiner Mutter entdeckte er übrigens Musiker wie Stevie Wonder, bis heute eines seiner großen Vorbilder.
Die natürlichen Grenzen des diatonischen Instruments führten ihn schließlich zum Klavier. Zunächst spielte er auf dem Klavier seines Cousins. Er lernte nach Gehör und mithilfe von Online-Videos. Mit 13 Jahren erhielt Thomas Quendler klassischen Unterricht an einer Musikschule, mit 15 entdeckte er das Jazzklavier: ein Durchbruch für seine weitere Entwicklung. Sein herausragendes musikalisches Talent offenbarte sich innerhalb kürzester Zeit. Parallel zur Regelschule absolvierte er ein Vorstudium in Klagenfurt. Das bereits erwähnte Ensemble der Musikschule Wolfsberg spielte zunächst Jazzstandards. Dann entdeckten Quendler & Co. die große Jazzrock / Fusion-Tradition: Joe Zawinul, Herbie Hancocks Headhunters und Chick Coreas Electric Band. Andererseits lernte Quendler in diesen Jahren auch Oscar Peterson, Bill Evans, Wynton Kelly sowie Brad Mehldau und Shai Maestro schätzen.
Mit dem Trio „Awaking“ hat der exzellente Pianist nun ein weiteres Ensemble am Sprungbrett. Er wird nicht müde zu betonen, wie wichtig ihm der Schulterschluss mit seinen Mitmusikern ist. Und dass Musik für ihn keine Spielwiese für Egos, sondern eine Herzensangelegenheit ist. Sein Masterstudium wird er in Wien absolvieren, ohne seinen Standort Graz aufzugeben. Im Frühjahr 2025 gewann Thomas Quendler das Ö1 Jazzstipendium des Österreichischen Rundfunks, das ihm eine weitere Albumproduktion ermöglicht. „Awaking“ ist ein riesiger Schritt auf einem vielversprechenden Weg.
Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
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1 It don't mean a thing
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2 Madness
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3 Flow
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4 Racso
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5 Horizon
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6 Yatra-ta
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7 Awaking
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8 Myosotis
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