Simin Tander: The Wind auf LP

Die deutsch-afghanische und international gefeierte Sängerin und Komponistin Simin Tander, bekannt für ihre ausdrucksstarke und emotionsgeladene Stimme, erhielt 2016 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für ihr ECM-Album mit dem Pianisten Tord Gustavsen. Kürzlich für den Deutschen Jazzpreis 2024 in der Kategorie „Gesang“ nominiert, begeistert Tander das Publikum weiterhin mit ihrem kraftvollen und doch zarten Timbre.

Auf ihrem neuen Album „The Wind“, das beim norwegischen Label Jazzland Recordings erschienen ist, arbeitet sie mit dem schwedischen Bassisten Björn Meyer, dem Schweizer Schlagzeuger Samuel Rohrer und der indischen Geigerin Harpreet Bansal aus Oslo zusammen. Gemeinsam webt das Quartett einen reichhaltigen, globalen musikalischen Teppich, der von Tanders afghanischem Erbe (über ihren Vater) und ihrer multikulturellen Erziehung beeinflusst ist und eine ätherische, aber dennoch geerdete Klangwelt schafft.

Um ihre klangliche Vision zum Leben zu erwecken, arbeitete Tander mit dem zweifach für den Grammy nominierten Joshua Valleau zusammen, der das Album in New York abmischte, und mit dem Grammy-Gewinner Daddy Key, der dem Album in Los Angeles den letzten Schliff gab. Der Titel des Albums, The Wind, der sich auf die Folklore und Poesie Afghanistans, Spaniens, Italiens, Englands und Norwegens stützt, symbolisiert die Verschmelzung von Gegensätzen - sanfte Brisen und Stürme gleichermaßen - und beschwört gleichzeitig Transformation, Freiheit und Einheit.

The Wind stellt sowohl eine Fortsetzung als auch eine Weiterentwicklung von Tanders künstlerischer Reise dar. Es balanciert ein Spektrum an Dynamik und Stimmungen aus, von weichen, fließenden Harmonien bis hin zu energiegeladenen, tanzbaren Rhythmen, die alle durch Themen wie Hingabe und Sehnsucht vereint werden. Tanders unverwechselbare Stimme geht nahtlos von dunkel und zart zu verspielt und frech über, während Meyers resonante Basslinien, Rohrers vertrackte Grooves und Bansals von Ragas inspirierte Geigenlinien Schichten von Textur und Emotion hinzufügen.

Das Album beginnt mit „Meena“ („Love“), einem mystischen Stück, das auf einem mehrere hundert Jahre alten Gedicht in der afghanischen Sprache Paschtu basiert und einen weiten, einladenden Ton setzt. Zu den Höhepunkten gehören die Originalkomposition „Woken Dream“, die zwischen verträumten Harmonien und mitreißenden Grooves wechselt, und Tanders reduzierte Interpretation des neapolitanischen Klassikers „I Te Vurria Vasà“, die subtile Intensität über Melodramatik stellt. Andere Eigenkompositionen wie „The Wind Within Her“ zelebrieren Widerstandsfähigkeit und Licht, während Stücke wie „Nursling of the Sky“, inspiriert von Percy Bysshe Shelleys Poesie, und „My Weary Heart“, verwurzelt in der norwegischen Tradition, die feurige Live-Energie offenbaren, die Tanders Auftritte auszeichnet. Rohrers feinfühliger Einsatz von Elektronik fügt eine schimmernde, moderne Dimension hinzu, die den erzählerischen Bogen des Albums subtil erweitert.

Der abschließende Track „Outro - The Wind“ dient als nachdenkliches Finale und bringt Tanders genreübergreifende musikalische Philosophie auf den Punkt. Indem er „I am the wind“ mit ergreifender Intensität singt, verkörpert Tander die zeitlose und verbindende Kraft des Windes, ein Element, das Grenzen überschreitet und Kulturen und Epochen in einem nahtlosen, magischen Fluss verbindet.