Judith Tellado & Paulo Pereira: Galego
Galego
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Label: Timezone, 2020
- Bestellnummer: 10284635
- Erscheinungstermin: 2.10.2020
*** Digipack
Galego (Galizier) lautet ein in Brasilien gängiger Ausdruck für die Bewohner Portugals. Und bisweilen ziehen solche Galegos räumlich wie auch musikalisch größere Kreise: In Hamburg trifft der Saxophonist Paulo Pereira, als Sohn portugiesischer Eltern in Emden geboren, auf die puertorikanische Sängerin Judith Tellado. Ein gemeinsames Album scheint nur eine Frage der Zeit, nun legen es beide im Jahre 2020 vor: Galego – mit Musik von Paulo Pereira, die changierend zwischen verschiedenen Jazzstilen, Samba und Calypso-Anklängen die Brücke zum weiten amerikanischen Kontinent schlägt. Und mit Texten von Judith Tellado, die der musikalischen Reichhaltigkeit das große Spektrum ihres Gesangs auf Englisch, Portugiesisch und Spanisch sowie ihrer improvisierten Scat-Silbensprache entgegensetzt.
Dabei fing alles eher norddeutsch-nüchtern an: was er davon hielte, wenn sie, Judith Tellado, Texte für seine Jazzkompositionen schriebe? „Klar mach“, war Paulo Pereiras ermutigende, aber knappe Antwort, die dann doch eher seine ostfriesische Seite anklingen ließ. Die Eltern kamen in den sechziger Jahren als (wie man damals so sagte) Gastarbeiter zu den Thyssen-Nordseewerken nach Emden. Paulo verbringt seine ersten Lebensjahre teils dort, teils in Portugal, und erlebt als kleiner Junge 1974 die Demonstrationen der Nelkenrevolution in Lissabon auf den Schultern seines Vaters sitzend.
Überhaupt Lissabon: Auch als Erwachsenen zieht es Pereira immer wieder in die „Stadt des Lichts“. Schließlich widmet er ihr das Titelstücks des Albums „Nobreza Silenciosa“, welches er mit seinem Quintett im Jahre 2009 veröffentlicht. Der Name ist einem Zitat aus Pascal Merciers Erfolgsroman „Nachtzug nach Lissabon“ entlehnt. Danach seien die entscheidenden Momente des Lebens, in denen sich die Richtung für immer ändert, nicht von lauter und greller Dramatik. Vielmehr entfalteten sie ihre revolutionäre Wirkung lautlos, und gerade darin läge ihr stiller Adel, ihre „Nobreza Silenciosa“.
Durch Judith Tellados Liedtext wird der Titel endgültig zur Hommage an Lissabon: In die strahlende Weite des behutsamen Arrangements um Paulo Pereiras klangmalerisches Sopransaxophon singt Tellado die Worte „Lisboa é luz“ – Lissabon ist Licht. Sie singt nun erstmals portugiesisch, nachdem ihre Vorgängeralben bereits mehrsprachig auf Englisch, Spanisch und mit deutschen Satzfragmenten gehalten waren.
Auf Tellados „Under Neon Stars“ (2014) und „Yerba Mala“ (2019) prägte Paulo Pereira mit seinem Saxophonspiel den Sound beider Alben entscheidend mit. Eines Tages drückt er der Sängerin („Hör doch mal rein!“) CDs mit seinen eigenen Kompositionen in die Hand. Ihr Entschluss, Liedtexte für die Werke des Kollegen zu schreiben, ist schnell gefasst. „Mir gefielen die Stücke und ihr Sound sofort. Ich habe während meiner Zeit an der Uni in Puerto Rico meine Liebe zum Jazz entdeckt, und gleich gemerkt, dass Paulo tolle Kompositionen gelungen sind. Man kann seine große musikalische Erfahrung und die Liebe zum Detail deutlich hören. Ich mische in meinen Songs selbst gerne Jazz-Sounds mit Latin-Einflüssen, und Paulo macht das auch so. Vielleicht ist es bei mir etwas mehr Karibik und bei ihm etwas mehr Brasilien, aber der Ansatz ist sehr ähnlich.“
Viele Titel haben biografische Bezüge zur Studienzeit Pereiras, der 1997 ein Stipendium für Saxophon, Arrangement und Komposition am renommierten Berklee College of Music in Boston erhält. „Es war musikalisch eine sehr prägende Zeit, mit Unterricht bei Jerry Bergonzi und Workshops von Saxophon-Größen wie Dave Liebman oder Charlie Mariano. Titel wie ‚Back Bay Blues‘, welcher sich auf die Jazzclubszene in der Bostoner Back Bay Area bezieht, stammen aus der Zeit. Es ist ziemlich cool, wie Judith mit ihrem Liedtext und auch ihrer gesanglichen Neuinterpretation dieses Flair eingefangen und dem Stück noch mal eine ganz neue Dimension verliehen hat.“
„Rooftop Groove“ schreibt er aus der Erfahrung heraus, dass aus Mangel an Proberäumen über den Dächern Bostons geprobt werden muss. Den Proben schließen sich dann oft abendliche Open-End-Sessions hoch oben auf dem Flachdach an – man muss unwillkürlich an das legendäre letzte Konzert der Beatles auf dem Gebäude von Apple Records in London denken. Für Paulo Pereira markieren seine Rooftop Concerts aber einen Anfang. Zurück in Hamburg formiert er sein Quintett und veröffentlicht seine Kompositionen auf CD. „Heute freue ich mich, dass mit Judiths Texten ein neues Kapitel meiner Titel geschrieben wird. Die Stücke haben sich über die Jahre verändert, und das ist gut so. Ich habe einige davon neu arrangiert für die Big Band, die ich in Oldenburg leite. Auch durch Judiths Input und Ideen ist nochmal einiges neu gewachsen. Es ist ein spannender und dynamischer Prozess, der auch eine Art Neugeburt meiner Stücke darstellt.“
So markiert „Galego“ für Judith Tellado und Paulo Pereira ein gemeinsames Ankommen. Ein Ankommen in einer neuen Zeit, einem neuen Sound, der in seiner Mischung einzigartig sein dürfte. So perlt beim Titelsong das Fender Rhodes herrlich frisch, und Paulo Pereiras Querflöte jubiliert neben Judith Tellados Stimme in bester Manier des Bossa Nova der sechzigerJahre. In „Merlin" und „Nobreza Silenciosa“ strahlt der Gesang über einen spacig-mysteriösen Vibe, der an Veröffentlichungen des berühmten ECM-Labels denken lässt. Mit „Back Back Blues“ und „Cyprine“ erklingt klassischer Jazzsound mit auf den Punkt arrangierten Bläsersätzen um Paulo Pereiras Tenorsaxophon und Gunnar Kockjoys Trompete. „We will take it all down home“: So beschließt Judith Tellado bei „Down Home“ das Album mit viel Soul in der Stimme, während die Band eine ausgedehnte Improvisation zum Slow-Blues im 3 / 4-Takt zelebriert.
Dabei fing alles eher norddeutsch-nüchtern an: was er davon hielte, wenn sie, Judith Tellado, Texte für seine Jazzkompositionen schriebe? „Klar mach“, war Paulo Pereiras ermutigende, aber knappe Antwort, die dann doch eher seine ostfriesische Seite anklingen ließ. Die Eltern kamen in den sechziger Jahren als (wie man damals so sagte) Gastarbeiter zu den Thyssen-Nordseewerken nach Emden. Paulo verbringt seine ersten Lebensjahre teils dort, teils in Portugal, und erlebt als kleiner Junge 1974 die Demonstrationen der Nelkenrevolution in Lissabon auf den Schultern seines Vaters sitzend.
Überhaupt Lissabon: Auch als Erwachsenen zieht es Pereira immer wieder in die „Stadt des Lichts“. Schließlich widmet er ihr das Titelstücks des Albums „Nobreza Silenciosa“, welches er mit seinem Quintett im Jahre 2009 veröffentlicht. Der Name ist einem Zitat aus Pascal Merciers Erfolgsroman „Nachtzug nach Lissabon“ entlehnt. Danach seien die entscheidenden Momente des Lebens, in denen sich die Richtung für immer ändert, nicht von lauter und greller Dramatik. Vielmehr entfalteten sie ihre revolutionäre Wirkung lautlos, und gerade darin läge ihr stiller Adel, ihre „Nobreza Silenciosa“.
Durch Judith Tellados Liedtext wird der Titel endgültig zur Hommage an Lissabon: In die strahlende Weite des behutsamen Arrangements um Paulo Pereiras klangmalerisches Sopransaxophon singt Tellado die Worte „Lisboa é luz“ – Lissabon ist Licht. Sie singt nun erstmals portugiesisch, nachdem ihre Vorgängeralben bereits mehrsprachig auf Englisch, Spanisch und mit deutschen Satzfragmenten gehalten waren.
Auf Tellados „Under Neon Stars“ (2014) und „Yerba Mala“ (2019) prägte Paulo Pereira mit seinem Saxophonspiel den Sound beider Alben entscheidend mit. Eines Tages drückt er der Sängerin („Hör doch mal rein!“) CDs mit seinen eigenen Kompositionen in die Hand. Ihr Entschluss, Liedtexte für die Werke des Kollegen zu schreiben, ist schnell gefasst. „Mir gefielen die Stücke und ihr Sound sofort. Ich habe während meiner Zeit an der Uni in Puerto Rico meine Liebe zum Jazz entdeckt, und gleich gemerkt, dass Paulo tolle Kompositionen gelungen sind. Man kann seine große musikalische Erfahrung und die Liebe zum Detail deutlich hören. Ich mische in meinen Songs selbst gerne Jazz-Sounds mit Latin-Einflüssen, und Paulo macht das auch so. Vielleicht ist es bei mir etwas mehr Karibik und bei ihm etwas mehr Brasilien, aber der Ansatz ist sehr ähnlich.“
Viele Titel haben biografische Bezüge zur Studienzeit Pereiras, der 1997 ein Stipendium für Saxophon, Arrangement und Komposition am renommierten Berklee College of Music in Boston erhält. „Es war musikalisch eine sehr prägende Zeit, mit Unterricht bei Jerry Bergonzi und Workshops von Saxophon-Größen wie Dave Liebman oder Charlie Mariano. Titel wie ‚Back Bay Blues‘, welcher sich auf die Jazzclubszene in der Bostoner Back Bay Area bezieht, stammen aus der Zeit. Es ist ziemlich cool, wie Judith mit ihrem Liedtext und auch ihrer gesanglichen Neuinterpretation dieses Flair eingefangen und dem Stück noch mal eine ganz neue Dimension verliehen hat.“
„Rooftop Groove“ schreibt er aus der Erfahrung heraus, dass aus Mangel an Proberäumen über den Dächern Bostons geprobt werden muss. Den Proben schließen sich dann oft abendliche Open-End-Sessions hoch oben auf dem Flachdach an – man muss unwillkürlich an das legendäre letzte Konzert der Beatles auf dem Gebäude von Apple Records in London denken. Für Paulo Pereira markieren seine Rooftop Concerts aber einen Anfang. Zurück in Hamburg formiert er sein Quintett und veröffentlicht seine Kompositionen auf CD. „Heute freue ich mich, dass mit Judiths Texten ein neues Kapitel meiner Titel geschrieben wird. Die Stücke haben sich über die Jahre verändert, und das ist gut so. Ich habe einige davon neu arrangiert für die Big Band, die ich in Oldenburg leite. Auch durch Judiths Input und Ideen ist nochmal einiges neu gewachsen. Es ist ein spannender und dynamischer Prozess, der auch eine Art Neugeburt meiner Stücke darstellt.“
So markiert „Galego“ für Judith Tellado und Paulo Pereira ein gemeinsames Ankommen. Ein Ankommen in einer neuen Zeit, einem neuen Sound, der in seiner Mischung einzigartig sein dürfte. So perlt beim Titelsong das Fender Rhodes herrlich frisch, und Paulo Pereiras Querflöte jubiliert neben Judith Tellados Stimme in bester Manier des Bossa Nova der sechzigerJahre. In „Merlin" und „Nobreza Silenciosa“ strahlt der Gesang über einen spacig-mysteriösen Vibe, der an Veröffentlichungen des berühmten ECM-Labels denken lässt. Mit „Back Back Blues“ und „Cyprine“ erklingt klassischer Jazzsound mit auf den Punkt arrangierten Bläsersätzen um Paulo Pereiras Tenorsaxophon und Gunnar Kockjoys Trompete. „We will take it all down home“: So beschließt Judith Tellado bei „Down Home“ das Album mit viel Soul in der Stimme, während die Band eine ausgedehnte Improvisation zum Slow-Blues im 3 / 4-Takt zelebriert.
Rezensionen
»Mit Band-Unterstützung haben die beiden Musiker jetzt ein tolles, swingendes Werk aufgenommen, das zwischen Jazz, Samba und Calypso hin- und herwandert.« (Audio, Dezember 2020)- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Back Bay Blues
- 2 Galego
- 3 Nobreza Silenciosa
- 4 Right Said Eddy
- 5 Rooftop Groove
- 6 Samba Para Dagmar
- 7 Merlin
- 8 Cyprine
- 9 Chega de neve
- 10 Down Home
Judith Tellado & Paulo Pereira
Galego
EUR 16,99*