Martin Sasse: Longing
Longing
CD
CD (Compact Disc)
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- Label: JazzJazz, 2023
- Bestellnummer: 11627145
- Erscheinungstermin: 3.11.2023
# Martin Gjakonovski, Joost Van Schaik
*** Digipack
*** Digipack
Alles, so schreibt die Lyrikerin Nelly Sachs in ihrem Gedicht, beginnt mit Sehnsucht: »Alles beginnt mit der Sehnsucht, / Immer ist im Herzen Raum für mehr, / für Schöneres, für Größeres.« Sehnsucht heißt ihm Englischen »Longing«, und »Longing« lautet der Titel des neuen Albums von Pianist Martin Sasse, das er mit Bassist Martin Gjakonovski und Schlagzeuger Joost van Schaik eingespielt hat.
Endlich gibt es wieder ein Trio-Album von Martin-Sasse, in jener konzentrierten, intimen Formation, die so viele melodische und rhythmische Ausdrucksformen, Variationen, Stimmungen, Atmosphären und Emotionen möglich macht. Und Martin Sasse schöpft sie alle aus, tiefgründig, elegant und mit einer unfassbaren Leichtigkeit, als sei es nicht die geringste Anstrengung, all die wunderbaren Klänge, Melodien und Harmonien so federleicht zum Swingen, Singen, zum Perlen und Tanzen zu bringen.
Seit mehr als 25 Jahren besteht Martins Sasses Trio in wechselnden Formationen, das erste Trio-Album erschien 2000 unter dem programmatischen Titel »Here We Come«. Seitdem ist das Trio nicht mehr aus Sasses Schaffen verschwunden: In der aktuellen Besetzung Martin Sasse, Martin Gjakonovski und Joost van Schaik spielt es nun schon seit geraumer Zeit zusammen. Deutlich spürt und hört man: Hier ist etwas aufs Schönste zusammengewachsen, so eng, so vertrauensvoll, so freundschaftlich geht man musikalisch miteinander um. Rein gar nichts klingt nach saturierter Routine, im Gegenteil: Alles groovt und swingt so frisch, als hätten die Musiker ihre eigene »Sehnsucht« eben erst entdeckt!
Was »Longing« nicht weniger eindrucksvoll vor Augen führt: Martin Sasse ist nicht nur ein herausragender, international gefeierter Musiker, sondern ein ebenso außergewöhnlicher Komponist. Als fabulierfreudiger Klang-Romancier erzählt er seine einprägsamen Geschichten und schmückt sie mit melodischen und improvisatorischen Finessen aus. Acht Eigenkompositionen prägen Sasses Trio-Album, ergänzt werden sie durch die Standards »How Little We Know« und »Lover Man«. Womit »Longing« zwar noch nicht zum Konzeptalbum wird, aber doch unübersehbar seiner eigenen, inneren Logik folgt: Jedes Stück hat seinen dramaturgisch klug gewählten Platz, keines hätte sich an einer anderen Stelle überzeugender entfalten können. Während jedes Stück seine eigene Geschichte erzählt, stellt die chronologische Reihenfolge einen größeren, nicht weniger faszinierenden Spannungsbogen her. So lohnt es sich, »Longing« mit all seinen Rhythmen, Melodien und Harmonien gerade auch in seiner Gesamtheit zu erleben!
So gesehen, hätte kein Stück das Album besser eröffnen können als »How Little We Know». Punktgenau setzt der durch Frank Sinatra und Carmen McRae bekannt gewordene Standard eine musikalische Benchmark, und wer sich die Lyrics des Stücks hinzudenkt, der ahnt voller Vorfreude, wohin die Reise gehen wird: »How little we know! / How much to discover / What chemical forces flow from lover to lover!«
Tatsächlich: Die Chemie fließt ebenso kraftvoll wie feingliedrig, viel gibt es auf dem Album zu entdecken. »Groovy Waltz« etwa jongliert mit rhythmischen und melodischen Überlagerungen, stockt mitunter augenzwinkernd, um dann umso süffiger Sasses brillante, blues- und soul-gesättigte Improvisation zu präsentieren. Diese übernimmt Martin Gjakonovski mit einem eleganten Solo, das Sasse wiederum mit subtil hingetupften Einwürfen untermalt – ebenso intelligent wie er kurz darauf das feine Schlagzeug-Solo von Joost van Schaik akzentuiert. Was durchaus Methode hat: Immer mal wieder gestaltet Sasses Klavier rhythmisch antreibende Teile und bringt mit ihnen die solistischen Gedanken seiner Mitspieler zum Glänzen. Joost van Schaik und Martin Gjakonovski danken es ihm mit einem seelenvoll punktierten Rhythmus, über dem Sasses gedankenvolle, improvisatorisch reich variierte Melodien förmlich dahinschweben.
Überhaupt, der Kontrabass: Man höre sich einmal aufmerksam Martin Gjakonovskis solistische Beiträge auf diesem Album an. Seine singenden, swingenden, schwelgenden Passagen setzen frappante Glanzlichter und sind doch stets mannschaftsdienlich eingebettet in die Gesamtdramaturgie des Albums, zu dem etliche aufregende Zwiegespräche zwischen Sasse und Gjakonovski gehören. Das Stück »Longing« adelt Gjakonovski ein- und ausleitend mit einer wunderbaren, zweiten Melodie, die Sasses Hauptthema erst recht erstrahlen lässt. Das elegant mit viel Bossa-Charme daherkommende Titelstück gehört zu den Höhepunkten des an Glanzlichtern gewiss nicht armen Albums.
Ein weiteres Glanzstück ist ohne jeden Zweifel die Ballade »Green and Blue«, Sasses stimmungsvoll-romantische Antwort auf »Blue in Green« von Miles Davis. Strategisch wohl nicht von ungefähr zwischen den prägnanten Straight-Ahead-Knallern »The Soul of Jazz» und »Swing, Swing, Swing« platziert, verändert »Green and Blue« das Raum- und Zeitgefühl des Albums noch einmal von Grund auf. Das betörende, von tiefer Melancholie durchtränkte Thema könnte einem atmosphärischen Film noir aus dem Hollywood der 1940er-Jahre entlehnt sein, sodass man mit der Melodie sowie den improvisatorischen Exkursen von Bass und Klavier durch eine regenverhangene Großstadtnacht zu flanieren glaubt. Von Ferne grüßt Raymond Chandlers desillusionierter Privatdetektiv Philip Marlowe, der mit hochgeschlagenem Mantelkragen die urbane Stille durchstreift, um in einer winzigen Bar zu stranden: »Ich goss mir so viel ein, bis mein Drink ein Drink war«, heißt es im Roman »Das hohe Fenster« (1942).
Der magische Zauber von »Green and Blue« hallt noch lange nach, und womöglich holt einen nach dem kraft- und stimmungsvoll gespielten »Bennetts Blues« erst das finale »With You« vollends zurück in die ansonsten herrlich swingende und groovende Klangwelt des Martin Sasse. Es ist ein fetziger, rasanter Ausklang, in dem die Qualitäten des Albums noch einmal prächtig gebündelt werden: als spielfreudiges, temperamentvolles, rundum begeisterndes Miteinander, dicht und doch voller Luft für Freiheiten. Ganz im Sinne des Sehnsucht-Gedichts von Nelly Sachs: »Immer ist im Herzen Raum für mehr, / für Schöneres, für Größeres.«
Endlich gibt es wieder ein Trio-Album von Martin-Sasse, in jener konzentrierten, intimen Formation, die so viele melodische und rhythmische Ausdrucksformen, Variationen, Stimmungen, Atmosphären und Emotionen möglich macht. Und Martin Sasse schöpft sie alle aus, tiefgründig, elegant und mit einer unfassbaren Leichtigkeit, als sei es nicht die geringste Anstrengung, all die wunderbaren Klänge, Melodien und Harmonien so federleicht zum Swingen, Singen, zum Perlen und Tanzen zu bringen.
Seit mehr als 25 Jahren besteht Martins Sasses Trio in wechselnden Formationen, das erste Trio-Album erschien 2000 unter dem programmatischen Titel »Here We Come«. Seitdem ist das Trio nicht mehr aus Sasses Schaffen verschwunden: In der aktuellen Besetzung Martin Sasse, Martin Gjakonovski und Joost van Schaik spielt es nun schon seit geraumer Zeit zusammen. Deutlich spürt und hört man: Hier ist etwas aufs Schönste zusammengewachsen, so eng, so vertrauensvoll, so freundschaftlich geht man musikalisch miteinander um. Rein gar nichts klingt nach saturierter Routine, im Gegenteil: Alles groovt und swingt so frisch, als hätten die Musiker ihre eigene »Sehnsucht« eben erst entdeckt!
Was »Longing« nicht weniger eindrucksvoll vor Augen führt: Martin Sasse ist nicht nur ein herausragender, international gefeierter Musiker, sondern ein ebenso außergewöhnlicher Komponist. Als fabulierfreudiger Klang-Romancier erzählt er seine einprägsamen Geschichten und schmückt sie mit melodischen und improvisatorischen Finessen aus. Acht Eigenkompositionen prägen Sasses Trio-Album, ergänzt werden sie durch die Standards »How Little We Know« und »Lover Man«. Womit »Longing« zwar noch nicht zum Konzeptalbum wird, aber doch unübersehbar seiner eigenen, inneren Logik folgt: Jedes Stück hat seinen dramaturgisch klug gewählten Platz, keines hätte sich an einer anderen Stelle überzeugender entfalten können. Während jedes Stück seine eigene Geschichte erzählt, stellt die chronologische Reihenfolge einen größeren, nicht weniger faszinierenden Spannungsbogen her. So lohnt es sich, »Longing« mit all seinen Rhythmen, Melodien und Harmonien gerade auch in seiner Gesamtheit zu erleben!
So gesehen, hätte kein Stück das Album besser eröffnen können als »How Little We Know». Punktgenau setzt der durch Frank Sinatra und Carmen McRae bekannt gewordene Standard eine musikalische Benchmark, und wer sich die Lyrics des Stücks hinzudenkt, der ahnt voller Vorfreude, wohin die Reise gehen wird: »How little we know! / How much to discover / What chemical forces flow from lover to lover!«
Tatsächlich: Die Chemie fließt ebenso kraftvoll wie feingliedrig, viel gibt es auf dem Album zu entdecken. »Groovy Waltz« etwa jongliert mit rhythmischen und melodischen Überlagerungen, stockt mitunter augenzwinkernd, um dann umso süffiger Sasses brillante, blues- und soul-gesättigte Improvisation zu präsentieren. Diese übernimmt Martin Gjakonovski mit einem eleganten Solo, das Sasse wiederum mit subtil hingetupften Einwürfen untermalt – ebenso intelligent wie er kurz darauf das feine Schlagzeug-Solo von Joost van Schaik akzentuiert. Was durchaus Methode hat: Immer mal wieder gestaltet Sasses Klavier rhythmisch antreibende Teile und bringt mit ihnen die solistischen Gedanken seiner Mitspieler zum Glänzen. Joost van Schaik und Martin Gjakonovski danken es ihm mit einem seelenvoll punktierten Rhythmus, über dem Sasses gedankenvolle, improvisatorisch reich variierte Melodien förmlich dahinschweben.
Überhaupt, der Kontrabass: Man höre sich einmal aufmerksam Martin Gjakonovskis solistische Beiträge auf diesem Album an. Seine singenden, swingenden, schwelgenden Passagen setzen frappante Glanzlichter und sind doch stets mannschaftsdienlich eingebettet in die Gesamtdramaturgie des Albums, zu dem etliche aufregende Zwiegespräche zwischen Sasse und Gjakonovski gehören. Das Stück »Longing« adelt Gjakonovski ein- und ausleitend mit einer wunderbaren, zweiten Melodie, die Sasses Hauptthema erst recht erstrahlen lässt. Das elegant mit viel Bossa-Charme daherkommende Titelstück gehört zu den Höhepunkten des an Glanzlichtern gewiss nicht armen Albums.
Ein weiteres Glanzstück ist ohne jeden Zweifel die Ballade »Green and Blue«, Sasses stimmungsvoll-romantische Antwort auf »Blue in Green« von Miles Davis. Strategisch wohl nicht von ungefähr zwischen den prägnanten Straight-Ahead-Knallern »The Soul of Jazz» und »Swing, Swing, Swing« platziert, verändert »Green and Blue« das Raum- und Zeitgefühl des Albums noch einmal von Grund auf. Das betörende, von tiefer Melancholie durchtränkte Thema könnte einem atmosphärischen Film noir aus dem Hollywood der 1940er-Jahre entlehnt sein, sodass man mit der Melodie sowie den improvisatorischen Exkursen von Bass und Klavier durch eine regenverhangene Großstadtnacht zu flanieren glaubt. Von Ferne grüßt Raymond Chandlers desillusionierter Privatdetektiv Philip Marlowe, der mit hochgeschlagenem Mantelkragen die urbane Stille durchstreift, um in einer winzigen Bar zu stranden: »Ich goss mir so viel ein, bis mein Drink ein Drink war«, heißt es im Roman »Das hohe Fenster« (1942).
Der magische Zauber von »Green and Blue« hallt noch lange nach, und womöglich holt einen nach dem kraft- und stimmungsvoll gespielten »Bennetts Blues« erst das finale »With You« vollends zurück in die ansonsten herrlich swingende und groovende Klangwelt des Martin Sasse. Es ist ein fetziger, rasanter Ausklang, in dem die Qualitäten des Albums noch einmal prächtig gebündelt werden: als spielfreudiges, temperamentvolles, rundum begeisterndes Miteinander, dicht und doch voller Luft für Freiheiten. Ganz im Sinne des Sehnsucht-Gedichts von Nelly Sachs: »Immer ist im Herzen Raum für mehr, / für Schöneres, für Größeres.«
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 How Little We Know
- 2 Groovy Waltz
- 3 Longing
- 4 Never To Return
- 5 The Soul Of Jazz
- 6 Green And Blue
- 7 Swing, Swing, Swing
- 8 Bennetts Blues
- 9 Lover Man
- 10 With You
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