Silke Eberhard: Mohnmarzipan
Mohnmarzipan
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: Intuition, 2004
- Bestellnummer: 1847329
- Erscheinungstermin: 3.7.2021
+ Niko Meinhold, Jan Roder, Sebastian Merk
Die Berliner Saxofonistin und Klarinettistin Silke Eberhard beschreitet nun den entgegengesetzten Weg. Sie banalisiert Jazz nicht zum Stil, den es zu rechtfertigen gilt, sondern erhebt ihn allen Unkenrufen zum Trotz zum Gütesiegel.
Der Titel „mohnmarzipan“ führt den Hörer zunächst in die Irre. Er suggeriert Gemütlichkeit, Kuscheln und ein bißchen bürgerliche Nostalgie. Die Musik der CD scheint jedoch für das komplette Gegenteil zu stehen. Silke Eberhard begreift ihren Jazz als Transportmittel für Kontraste. „So ist nun mal das Leben“, lautet ihr leidenschaftliches Fazit. „Ich kann doch nicht ungebrochen schöne Musik machen, wenn die Welt voller Schmutz ist. Andererseits findet man gerade in diesem Schmutz unzählige poetische, beglückende Momente.“ Silke Eberhard erzählt uns auf ihrer Platte eine der spannendsten Geschichten menschlicher Grundkonflikte, vom Festhalten und Loslassen. Die Prinzipien von kontrollierter Umsetzung kompositorischer Vorgaben und dem jähen Abdriften in kollektiver und individueller Offenheit werden bei ihr ins Extrem getrieben. In einer Zeit, in der die Suche nach der gemeinsamen Mitte längst zum intellektuellen Konsens geworden ist, traut sie sich ihren erzählerischen Bogen ein gehöriges Stück über das Limit zu spannen. Sie ist zu bescheiden, um Ornette Coleman als einen ihrer zentralen Bezugspunkte zu nennen. Doch gerade die harmolodische Durchdringung persönlicher Idiome zu einem komplexeren Ausdruck verinnerlicht sie in ihrer Musik, ohne daß die Stücke ihrer CD unmittelbar an Coleman erinnern würden.
Silke Eberhard liebt es, in ihrer Musik voller Hingabe Figuren zu entwerfen, Muster zu zeichnen, Abläufe zu planen und dann allesamt mit einer einzigen Geste einzureißen. Ihre Zerstörungswut ist überaus charmant, wagt sie doch in ihrer Musik auszuleben, was jeden ihrer Hörer tagtäglich umtreibt. In ihrer Kindheit in einem schwäbischen Dorf wuchs sie mit volkstümlicher Blasmusik auf und lernte schon als Kind Klarinette. In der Enge dieser musikalischen Erfahrung mußte sie ihre eigene Stimme finden und Brücken einreißen. Als Teenager entdeckte sie den Jazz und war zunächst von Big Bands fasziniert, weil diese den volkstümlichen Trachtenkapellen am nächsten kamen. Doch schon bald fand sie ihre Glückseligkeit im Free Jazz, der alles erlaubte und zugleich alles verbot.
Auf „mohnmarzipan“ findet Silke Eberhard nun eine logische Verbindung zwischen all diesen Elementen ihres persönlichen Werdegangs und der fortwährenden kollektiven Selbstfindung des deutschen Jazz, die sie ablehnt und annimmt. Sie mußte erst persönlich die Erfahrung des muskelspielenden Saxofonberserkers überwinden, um eine versöhnlichere Position in ihrer Musik einzunehmen. Versteckte Märsche reiben sich an urbanen Grooves, weiche Streicheleinheiten stehen gleichberechtigt neben knochentrockenem Strukturen oder kompromißlosen Kollektivimprovi-sationen. Schon in der Zusammensetzung der Musiker kommen Gegensätze zum Tragen, die einander bedingen, Spannung auslösen und sich am Ende in der Einheit der Band aufheben. Beim Hören durchdringen die einzelnen Stimmen einander derart, daß es schwerfällt, einzelne Linien und Intentionen zu verfolgen. Diese Prozesse werden nicht bewußt von Silke Eberhard initiiert, sondern ergeben sich aus dem spielerischen Miteinander der vier Musiker.
Pianist Niko Meinhold und Drummer Sebastian Merk stehen für den urbanen Teppich, während Pianist Jan Roder und die Bandleaderin eher die jazzige Bodenständigkeit innerhalb der Band verkörpern. Silke Eberhard selbst macht fröhlich einen Gegensatz von Glanz und Staub in ihrer Band aus.
Jazz, made in Europe, der es zuläßt, sich an amerikanischen Vorbildern zu messen, und dennoch mit beiden Beinen mitten in der alten Welt steht. (intuition-music. com)
Silke Eberhard: alto saxophone, bass clarinet, clarinet / Niko Meinold: piano, melodika, toys / Jan Roder: bass / Sebastian Merk: drums
Der Titel „mohnmarzipan“ führt den Hörer zunächst in die Irre. Er suggeriert Gemütlichkeit, Kuscheln und ein bißchen bürgerliche Nostalgie. Die Musik der CD scheint jedoch für das komplette Gegenteil zu stehen. Silke Eberhard begreift ihren Jazz als Transportmittel für Kontraste. „So ist nun mal das Leben“, lautet ihr leidenschaftliches Fazit. „Ich kann doch nicht ungebrochen schöne Musik machen, wenn die Welt voller Schmutz ist. Andererseits findet man gerade in diesem Schmutz unzählige poetische, beglückende Momente.“ Silke Eberhard erzählt uns auf ihrer Platte eine der spannendsten Geschichten menschlicher Grundkonflikte, vom Festhalten und Loslassen. Die Prinzipien von kontrollierter Umsetzung kompositorischer Vorgaben und dem jähen Abdriften in kollektiver und individueller Offenheit werden bei ihr ins Extrem getrieben. In einer Zeit, in der die Suche nach der gemeinsamen Mitte längst zum intellektuellen Konsens geworden ist, traut sie sich ihren erzählerischen Bogen ein gehöriges Stück über das Limit zu spannen. Sie ist zu bescheiden, um Ornette Coleman als einen ihrer zentralen Bezugspunkte zu nennen. Doch gerade die harmolodische Durchdringung persönlicher Idiome zu einem komplexeren Ausdruck verinnerlicht sie in ihrer Musik, ohne daß die Stücke ihrer CD unmittelbar an Coleman erinnern würden.
Silke Eberhard liebt es, in ihrer Musik voller Hingabe Figuren zu entwerfen, Muster zu zeichnen, Abläufe zu planen und dann allesamt mit einer einzigen Geste einzureißen. Ihre Zerstörungswut ist überaus charmant, wagt sie doch in ihrer Musik auszuleben, was jeden ihrer Hörer tagtäglich umtreibt. In ihrer Kindheit in einem schwäbischen Dorf wuchs sie mit volkstümlicher Blasmusik auf und lernte schon als Kind Klarinette. In der Enge dieser musikalischen Erfahrung mußte sie ihre eigene Stimme finden und Brücken einreißen. Als Teenager entdeckte sie den Jazz und war zunächst von Big Bands fasziniert, weil diese den volkstümlichen Trachtenkapellen am nächsten kamen. Doch schon bald fand sie ihre Glückseligkeit im Free Jazz, der alles erlaubte und zugleich alles verbot.
Auf „mohnmarzipan“ findet Silke Eberhard nun eine logische Verbindung zwischen all diesen Elementen ihres persönlichen Werdegangs und der fortwährenden kollektiven Selbstfindung des deutschen Jazz, die sie ablehnt und annimmt. Sie mußte erst persönlich die Erfahrung des muskelspielenden Saxofonberserkers überwinden, um eine versöhnlichere Position in ihrer Musik einzunehmen. Versteckte Märsche reiben sich an urbanen Grooves, weiche Streicheleinheiten stehen gleichberechtigt neben knochentrockenem Strukturen oder kompromißlosen Kollektivimprovi-sationen. Schon in der Zusammensetzung der Musiker kommen Gegensätze zum Tragen, die einander bedingen, Spannung auslösen und sich am Ende in der Einheit der Band aufheben. Beim Hören durchdringen die einzelnen Stimmen einander derart, daß es schwerfällt, einzelne Linien und Intentionen zu verfolgen. Diese Prozesse werden nicht bewußt von Silke Eberhard initiiert, sondern ergeben sich aus dem spielerischen Miteinander der vier Musiker.
Pianist Niko Meinhold und Drummer Sebastian Merk stehen für den urbanen Teppich, während Pianist Jan Roder und die Bandleaderin eher die jazzige Bodenständigkeit innerhalb der Band verkörpern. Silke Eberhard selbst macht fröhlich einen Gegensatz von Glanz und Staub in ihrer Band aus.
Jazz, made in Europe, der es zuläßt, sich an amerikanischen Vorbildern zu messen, und dennoch mit beiden Beinen mitten in der alten Welt steht. (intuition-music. com)
Silke Eberhard: alto saxophone, bass clarinet, clarinet / Niko Meinold: piano, melodika, toys / Jan Roder: bass / Sebastian Merk: drums
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Die Rufnummer
- 2 Once empanadas
- 3 Rundo
- 4 No. 4
- 5 Himno
- 6 Vibes
- 7 Kleiner Marsch No. 2
- 8 Mohnmarzipan
- 9 Guadalupe
- 10 Monika Nord
- 11 Margua
- 12 No más
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