Fred Frith: Digital Wildlife auf CD
Digital Wildlife
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Label:
- Winter & Winter
- Aufnahmejahr ca.:
- 2001-02
- Artikelnummer:
- 4754039
- UPC/EAN:
- 0025091007127
- Erscheinungstermin:
- 18.2.2002
Maybe Monday entstand aus einer Reihe faszinierender Begegnungen und musikalischer Zusammenarbeiten Mitte der 1990er Jahre. Zu den prägenden Momenten zählten Konzerte wie die Aufführung des ROVA Saxophon Quartet mit Tom Cora, Fred Frith und Miya Masaoka im Bimhuis in Amsterdam, eine darauf folgende Europa-Tour des Trios Miya, Tom und Fred sowie das Debüt des Trios Miya, Fred und Larry Ochs in der Great American Music Hall in San Francisco im Jahr 1997. Doch schon lange vor diesen Ereignissen existierten tiefgreifende musikalische Verbindungen. Bereits 1980 hatte ROVA ein Konzert mit Fred und Henry Kaiser gegeben, der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit, während der Fred mehrere Kompositionen für Saxophonquartett schrieb, darunter die erweiterte Suite *Freedom in Fragments* (Tzadik 2002). Parallel dazu schuf Miya Musik mit Henry und Larry und komponierte das atmosphärische Werk *Music for Mouths* für ROVA. In diesem Kontext zeigt sich Maybe Monday weniger als unerwartete musikalische Fusion und vielmehr als ein organisches Ergebnis jahrelanger künstlerischer Entwicklung.
Das daraus entstandene Trio besticht durch die Fähigkeit seiner Musiker*innen, ihre ausgeprägten individuellen Stimmen zu nutzen, um sich neu zu definieren und alternative Ausdrucksformen im Zusammenspiel zu entdecken – Formen, die in anderen Kontexten so nicht möglich wären. Die subtile Verzahnung von Elektronik und Akustik, ethnischen und urbanen Einflüssen sowie Tradition und Experiment führt zu einer Musik von ungemeiner Intensität. Sie hebt sich merklich von den oft energie- und lärmzentrierten Konfrontationen ab, die viele zeitgenössische Improvisationen prägen, wie Piet Schaap treffend bemerkt.
Fred Frith beschreibt die musikalische Sprache von Maybe Monday als weitgehend improvisiert, verweist jedoch darauf, dass der Begriff »improvisierte Musik« dieser Vielschichtigkeit nicht gerecht wird. Für ihn beginnt die Reise hier – mit der freien Improvisation –, aber es ist vor allem der Prozess des Rekonstruierens und kreativen Neugestaltens von musikalischem Material im Studio, der ihn fasziniert. Diese Arbeitsweise reicht für Fred bis ins Jahr 1974 zurück, zur Produktion des Albums *Unrest* von Henry Cow. Damals experimentierte die Band mit der Idee, improvisierte Passagen im Studio aufzunehmen und sie anschließend durch technische Manipulation zu fertigen Kompositionen werden zu lassen – eine Methode, die noch heute neue kreative Möglichkeiten eröffnet. Die technologischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte intensivieren diese Ansätze auf radikale Weise.
Im Fall von *Digital Wildlife*, dem Werk von Maybe Monday, kommen zwei zusätzliche Komponenten hinzu. Erstens die Präsenz von Joan Jeanrenaud: Die Cellistin, eine Ikone der Musikszene, hat nach ihrer Zeit beim Kronos Quartet einen wegweisenden Beitrag zur Kultur San Franciscos geleistet. Ihr Spiel fungiert als Bindeglied zwischen den stilistisch unterschiedlichen Welten der anderen Instrumentalist*innen und verleiht den Stücken eine subtil transformative Qualität.
Zweitens der Einfluss des Toningenieurs Myles Boisen. Als Gitarrist ist Boisen eine zentrale Figur der Bay Area-Musikszene und zugleich ein vertrauter Begleiter der Musik aller Ensemblemitglieder. Viele ihrer Aufnahmen wurden durch ihn geprägt, seit er vor mehr als 20 Jahren durch Fred Frith für die Arbeiten an *Il Diavolo del Blues* nach Rom eingeladen wurde. Bei *Digital Wildlife* genoss Boisen größtmögliche Freiheit in der klanglichen Bearbeitung der einzelnen Parts – live aufgenommene Spuren wurden durch seinen zweistufigen Dub-Mix transformiert. Diese bearbeiteten Materialien dienten letztlich Fred als Grundlage für den finalen Produktionsprozess: Er rekonstruierte die Stücke am Computer durch Schneiden, Überlagerungen und Loops sowie andere kreative Eingriffe.
Rezensionen
B. Klostermann in Stereo 6/02: »Techniker Myles Boyden bearbeitete die Takes kreativ wie ein Musiker und schuf einen Mix, den Frith am Computer zu Stücken zusammenbaute. Das Ergebnis ließe sich nur mit lautmalerischen Begriffen beschreiben, doch ist es von einer Dichte und Spannung, die reine Improvisationsmusik kaum je erreicht.«Disk 1 von 1 (CD)
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1 Digital wildlife
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2 Image in and atom
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3 The prisoners' dilemma
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