Karl Ditters von Dittersdorf: Streichquartette Nr.1,3-5 auf CD
Streichquartette Nr.1,3-5
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(Nr. 1 in D; Nr. 3 in G; Nr. 4 in C; Nr. 5 in Es)
- Künstler:
- Franz Schubert Quartett Wien
- Label:
- CPO
- Aufnahmejahr ca.:
- 1988
- Artikelnummer:
- 5071085
- UPC/EAN:
- 0761203903825
- Erscheinungstermin:
- 24.4.1998
Carl Ditters, geboren 1739 in Wien als
Sohn eines Hof-Kostümschneiders. der
seit 1773, seit seiner Erhebung in den
Adelsstand die Namensergänzung "von
Dittersdorf" , trug und der 1799 in Neuhof
in Böhmen starb, ist heute in der Regel
nur noch indirekt bekannt - man weiß von
seinem komischen Singspiel und Apotheker", das seit der "Doktor Wiener
Erstaufführung 1786 so großen Erfolg
hatte wie kein Werk seines Genres-.
Mozarts "Entführung aus dem Serail".
eingeschlossen, und man kennt vielleicht
seine amüsant-weltkluge "Lebensbeschreibung",
die er kurz vor seinem Tode
seinem Sohne in die Feder diktiert hatte
und die ein treffliches Bild des süddeutschösterreichischen
Musiklebens
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
zeichnet.
Carl Ditters erhielt früh eine vielseitige
und gründliche Ausbildung: neben dem
Besuch der Jesuitenschule begann er
früh mit dem Geigenspiel, wurde schon
als Knabe Mitglied des Orchesters der
Benediktinerkirche auf der Freyung und
1751 - also im Alter von 12 Jahren - Solist
im Orchester des Prinzen zu Hildburghausen.
Ditters war ein Virtuose auf
seinem Instrument: er bestand mehrfach
die damals hochbeliebten Wettbewerbe,
so gegen den italienischen Stargeiger
Antonio Lolli, dem er hinsichtlich seiner
technischen Fähigkeiten gleichkam, den
er jedoch an Ausdruck übertraf. Besonders
in seiner Jugendzeit stand bei
Ditters die Geige im Vordergrund - der
Kompositionsunterricht, den er seit 1 751
bei Hofkapellmeister Giuseppe Bonno
erhielt, intensivierte sich erst, als er nach
Auflösung der Kapelle in die Dienste des
Grafen Durazzo trat und über diesen
Gluck kennenlernte. Als sein Schüler begleitete
er Gluck 1 763 auf einer ltalienreise.
Zurück in Wien akzeptierte Ditters
1764 das Angebot, als Kapellmeister an
den bischöflichen Hof ins ungarischen
Großwardein zu gehen - dort war er
Nachfolger des 1762 nach Salzburg berufenen
Michael Haydn. In Großwardein
wurde. aus dem komponierenden lnstrumentalvirtuosen
ein Geige spielender
Komponist: hier entstanden seine ersten
größeren Vokalkompositionen, vor allem
liturgische Kirchenmusik und die ersten
Oratorien. 1769 trat Ditters in den Dienst
des Erzbischofs von Breslau, des Grafen
Schaffgotsch, 1770 wurde er - wie Mozart
und Gluck - zum "Ritter vom Goldenen
Sporn" ernannt.
Dittersdorfs Vielseitigkeit erwies sich
darin, dass er im bischöflichen Dienst
nicht nur als Musiker tätig war: Er wirkte
zugleich als Forstmeister und seit 1773
sogar als Amtshauptmann von Freiwaldau,
also in einer dem heutigen Landrat ähnlichen, verantwortlichen Verwaltungstätigkeit.
Die Erhebung in den
Adelsstand durch Maria Theresia stand
mit diesem Amt, kaum wohl mit seinen
Kompositionen im Bezug. lm selben Jahr
stellte Dittersdorf in Wien sein Oratorium
"Esther" vor, und seine geistige und wirtschaftliche
Unabhängigkeit erlaubte es
ihm, 1774 das Angebot, als Nachfolger
Florian Gassmanns Hofkapellmeister in
Wien zu werden, kühl auszuschlagen.
lmmer wieder kam der vermeintliche
"Provinzler" nach Wien - mit neuen
Werken, zu denen alsbald auch italienische
Opern und Singspiele gehörten -
und auch die besondere Spielart der programmatischen
Sinfonie, die er 1786 mit
seinen zwölf nach Ovids "Metamorphosen"
gestalteten Werken hier vorstellte.
1786 war auch der bereits erwähnte Sensationserfolg
des Singspiels " Doktor und
Apotheker.. - der Kaiser selbst erbat sich
eine Sondervorstellung dieses Werkes,
das auf amüsant-geistreiche Weise die
Struktur des Hillerschen Singspiels mit
dem Gestus der italienischen Opera
buffa zu verbinden wusste. Seit 1795 in
Pension, verbrachte Dittersdorf seine
letzten Jahre auf dem Hofe des Barons
lgnaz von Stillfried im böhmischen
Neuhof. Dort starb er am 24. Oktober
1799 im Alter von knapp 60 Jahren, zwei
Tage, nachdem er das Diktat seiner Autobiographie
beendet hatte. Carl Dittersdorf
hinterließ ein reiches Werk: dazu
gehören mehr als 120 Sinfonien, über 40
Solokonzerte, Divertimenti, Cassationen,
Bläsermusiken, Kammermusik und
Klavierwerke, darüber hinaus zahlreiche
Oratorien und liturgische Musik, Opern,
Operetten und Singspiele. In seiner
Musik, in der sich Formgewandtheit mit
vielfach Haydn'schem Witz verbindet, in
der volkstümliche Töne oft eine Rolle
spielen, in der instrumentaler Kolorit und
eingängige Melodik prägend wirken, ist
Dittersdorf sicherlich mehr als ein gewandter
kompositorischer "Mitläufer"
seiner großen Zeitgenossen Haydn und
Mozart, mit denen er - zumal mit Haydn - intensiven persönlichen Kontakt
pflegte, wenn er sich in Wien aufhielt - so
berichten mehrere Gewährsleute, dass
sich in den achtziger Jahren mehrfach in
Wiener Adelshäusern ein höchst illustres
Streichquartett zusammenfand: mit Dittersdorf
und Haydn als Geigern, mit
Mozart als Bratschisten und dem böhmischen
Komponisten Paul Wranitzky als
Cellisten.
Als Kammermusik-Komponist ist uns Dittersdorf
heute so gut wie unbekannt.
Sein Werkverzeichnis weist je sechs
Streichquintette mit Kontrabass (1782)
und mit zwei Violoncelli (1789) auf, sechs
Streichquartette, die 1788 komponiert
wurden, eine Reihe von frühen, noch gegeneralbaßgebundenen
Triosonaten, drei
Streichtrios, Violinsonaten und zahlreiche
Duos in höchst unterschiedlicher Besetzung.
Von besonderem Rang sind sicherlich
die späten Quartette und Quintette
- entstanden sie doch zur selben
Zeit wie Mozarts "Haydn-Quartette" und
die "Preussischen Quartette" und wie
Haydns Quartette op. 5O, 54 und 55.
Vier der sechs Streichquartette von Dittersdorf
sind hier - wohl zum ersten Mal
- auf einer Schallplatte vereint: bekannt
dürfte allenfalls das Quartett Nr. 5 in Es-
Dur sein, das in einer - allerdings verfälschenden,
zur konventionellen Viersätzigkeit
ergänzten alten Peters-Ausgabe
in manchem Notenschrank eines Hausmusik-
Quartetts seinen Platz hatte.
Die Streichquartette von Dittersdorf sind
- das zeigen die vier Werke - ein wenig
retrospektiv, wenn man sie mit den genannten
Quartetten von Haydn und
Mozart vergleicht;sie stehen in ihrem instrumentalen
Gestus zum Teilin der Stiltradition
von Haydns Quartetten op. 33,
zum Teil sind sie eine spezielle Spielart
des insbesondere in Frankreich hochgeschätzten
"Quatuor brillant", wie es
Haydn in op. 54 und op. 55 schrieb - dort
allerdings in nicht so ausschließlich auf
die l. Violine bezogener Art. Den Charakter
des kammermusikalischen "Violinkonzerts"
bestätigen die Dittersdorf-
Quartette schon in ihrer Dreisätzigkeit, in
der in der Regel der langsame Satz fehlt.
So beginnt etwa das Quartett Nr. 1 D-Dur
mit einer ruhig-gesangvollen Melodie, an
die sich - fast unvermittelt - virtuose
Skalen der Primgeige anschließen; ohne
Übergang folgt ein ausdrucksvoll-gespanntes
zweites Thema, während
erneut Skalen die knappe Exposition beschließen.
Paarige Stimmführung und
manche Vorhalts-Wendungen weisen
satztechnisch auf die italienische Geigerschule
eines Corelli oder Tartini hin. Der
Mittelteil des Satzes - der Begriff Durchführung
stimmt hier nur teilweise - steht
in F-Dur und berührt dann - in schneller
Sequenzenfolge - Des-Dur und d-moll;
die Satzreprise ist fast unverändert, eine
virtuose Coda schließt den Satz.
An zweiter Stelle steht ein ruhiges
Menuett, im Mittelteil gekennzeichnet
durch die Technik des durchbrochenen
Satzes. Anstelle des Trios notiert Dittersdorf
hier ein in d-moll stehendes 'Alternativo'.
Der Finalsatz ist ein fünfteiliges Rondo
mit Perpetuum-mobile-Charakter in den
ganz auf die 1. Violine abgestellten Refrains.
Einen volkstümlichen Ton schlägt
das erste Couplet an, das als amüsante
Reverenz an das große Vorbild das
Thema aus dem Finale von Haydns "Vogelquartett..
op. 33 Nr. 3 zitiert. Das zweite
Couplet steht in d-moll, es erinnert mit
einem "walking bass" und Vorhaltsverschiebungen
erneut an den italienischen
Stil, während der überraschend-stockende,
leise Schluss erneut an Haydns Quartette
op. 33 und deren "surprise" anknüpft.
Die anderen Quartette sind durchaus
vergleichbar strukturiert: so folgt im
Streichquartett Nr. 3 G-Durauf ein ausgedehntes,
erneut für die Primgeige hochvirtuoses
Sonatensatz-"Moderato" - im
Ton scheint Dittersdorf hier auf Haydns
op. 9 zurückzugreifen - erneut ein ruhiges
Menuett mit einer virtuos-ausgezierten
Instrumentalarie im Mittelteil und einem
g-moll Alternativo mit offenem Schluss;
das 6 / 8-Rondo ist ähnlich strukturiert wie
jenes aus dem D-Dur Quartett.
Das Streichquartett C-Dur Nr. 4 dagegen
hat eine andere Gestalt: auf kompakten,
bisweilen fast orchestral wirkenden Kopfsatz,
in dem das brillante Moment zurückgedrängt
scheint, folgt ein eher
scherzoartiges, sehr bewegtes Menuet
und ein als Finale fungierendes Variations-
Andante, dessen "Allegro"-Coda
stellvertretend für das "eigentliche"
Finale steht.
Das Quartett Es-Dur Nr. 5 schließlich
wirkt am reifsten: deutlich unterschieden
ist hier der ausgearbeitete, sehr variabel
strukturierte Kopfsatz mit bisweilen überraschend
kühner harmonischer Fortschreitung
von dem tänzerischen, im Alternativo
virtuosen Menuett und dem
schnellen, leicht ungarisierenden Rondo-
Finale. an dessen wiederum leisen
Schluß sich die 1. Violine in ungeahnte
Höhen - bis zum viergestrichenen Es -
aufzuschwingen hat.
Mögen die Quartette von Dittersdorf
auch nicht das kompositorische Niveau
eines Haydn oder Mozart erreichen - es
sind unzweifelhaft gefällige, handwerklich
gut gearbeitete und voller melodischer
Einfälle steckende Stücke, die zu
kennen sich lohnt.
Rezensionen
P. Kerbusk in FonoForum 10/89:"Mit den Streichquartetten des Haydn-Zeitgenossen Karl Ditters haben die Osnabrücker wieder einen guten Griff getan. Mit Ausnahme des Es-Dur- Quartetts Nr. 5, das Ulrich Schreiber als 'ge- radezu geniales' Werk einstufte, dürfte es sich um veritable Ersteinspielungen handeln. Sie belegen den hohen kompositorischen Stan- dard zu jener Zeit, denn die durchweg drei- sätzigen Werke haben durchaus instrumentalen Witz und melodische Einfälle, und sie sind - bei starker Bevorzugung der Primgeige - hand- werklich sauber gearbeitet. Den österreichi- schen Musikern ist die Ehrenrettung ihres Landmanns fast ohne Abstriche überzeugend und klangschön gelungen. Insgesamt also eine rundum empfehlenswerte Einspielung. Klangbild:Klar,transparent." F. Nierhaus in HiFiVision 10/89:"In der neu gefundenen Repertoirenische hat jpc dem Wie- ner Klassiker Carl Ditters von Dittersdorf ein feines Denkmal errichtet - und das haben meines Erachtens seine fast vergessenen Quar- tette zu Recht verdient. Mit ihnen komponier- te Dittersdorf unterhaltsame Musik voller Grazie. Veredelt wird die zarte Musik durch das elegante Spiel des östereichischen Franz- Schubert-Quartetts. Die Aufzeichnung durch die Herren Dabringhaus und Grimm gehört zu den genauesten und schönsten in der Gattung Kammermusik."-
Tracklisting
-
Details
-
Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
Streichquartett Nr. 1 D-Dur
-
1 1. Moderato
-
2 2. Menuetto: Moderato
-
3 3. Finale: Allegro
Streichquartett Nr. 3 G-Dur
-
4 1. Moderato
-
5 2. Menuetto: Moderato
-
6 3. Finale: Presto
Streichquartett Nr. 4 C-Dur
-
7 1. Allegro
-
8 2. Menuetto: Allegro assai - Alternativo
-
9 3. Andnate e con gusto
Streichquartett Nr. 5 Es-Dur
-
10 1. Allegro
-
11 2. Menuetto non troppo presto
-
12 3. Finale: Allegro
Mehr von Karl Ditters vo...
-
Karl Ditters von DittersdorfStreichquartette Nr.2 & 6CDAktueller Preis: EUR 7,99
-
Karl Ditters von Dittersdorf6 Symphonien nach Ovids "Metamorphosen"2 CDsAktueller Preis: EUR 29,99
-
Johann Georg AlbrechtsbergerHarfenkonzert Nr.1 C-DurCDVorheriger Preis EUR 19,99, reduziert um 0%Aktueller Preis: EUR 9,99
-
Karl Ditters von DittersdorfKontrabaßkonzert Nr.1CDAktueller Preis: EUR 24,99
