Mario Castelnuovo-Tedesco: Sämtliche Streichquartette auf CD

Mario Castelnuovo-Tedesco begann in den späten 1920er Jahren, sich auf die Komposition von Kammermusik zu konzentrieren. Aus dieser Zeit stammt das Streichquartett Nr. 1 in G-Dur, das mit rustikalen Serenaden und Prozessionsthemen, die an ein Dorffest erinnern, ein ländliches Panorama bietet.

Die Rückkehr in ein stark verändertes Italien nach dem Zweiten Weltkrieg löste beim Komponisten zwangsläufig gemischte Gefühle aus – das Streichquartett Nr. 2 in f-moll spiegelt diese durch Dissonanzen und Unruhe wider, obwohl tanzende Rhythmen optimistische Töne anklingen lassen. Sein letztes Quartett, Nr. 3 in F-Dur »Casa al Dono«, ist eine mühelose Fantasie, lebhaft und teilweise kirchlich, die von Erinnerungen an seine Heimat und die Freundschaften, die er genossen hatte, inspiriert wurde.

Rezensionen

„Theodor W.​ Adorno, der Namensgeber des 2015 gegründeten Quartetto Adorno, wohl über die Quartettkunst von Mario Castelnuovo-Tedesco gesagt hätte? Äußerungen des Philosophen dazu sind (mir) nicht bekannt, aber vermutlich wäre sein gestrenges Urteil wohl eher vernichtend gewesen.​ Denn alle drei Quartette zeichnen sich durch Qualitäten aus, die Adorno für die Zeit ihrer Entstehung (1929, 1948 und 1964) als längst obsolet erachtete: Tonalität, Melos, Wohlklang, außermusikalische – und das heißt im vorliegenden Fall vor allem landschaftliche – Bezüge sowie Nostalgie, Sentiment und, ja, pure Schönheit.​ Dass die beiden ersten Quartette des Italieners, der 1939 in die USA emigrierte, erst jetzt ihre Weltersteinspielung erfahren haben, ist angesichts ihrer hohen Qualität – auch im europäischen Vergleich! – mehr als erstaunlich.​ Die vier Musiker rücken die Quartette, die, wie oben angedeutet, alle auf Castelnuovo-Tedescos ursprüngliche Heimat Bezug nehmen und dort auch komponiert bzw.​ skizziert (das Dritte) wurden, in schönstes mediterranes Licht.​ Schade nur, dass der Ton bei den Aufnahmen zu nah an den Instrumenten abgenommen und der Stereo-Effekt zu übertrieben in Szene gesetzt wurde.​ Ansonsten: Top!“ (FONO FORUM, Burkhard Schäfer)