Josef Rheinberger: Orgelsonaten Nr.1-20 auf 6 CDs

Neue Einspielungen romantischer Sonaten, die einst zum festen Repertoire von Kirchenorganisten gehörten.

Josef Rheinbergers Orgelsonaten stehen immer noch im Schatten von Komponisten der Romantik für das Instrument wie Liszt und Guilmant. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie heute in Konzerten selten zu hören und gelten als »gut gemacht«, aber melodisch uninspiriert und stilistisch »unzeitgemäß«. Für den deutschen Organisten Christian von Blohn gehören Rheinbergers Sonaten jedoch zu den absoluten Meisterwerken.

Der Zyklus von insgesamt 20 Sonaten zeugt von einer denkwürdigen Auseinandersetzung mit den großen Orgelkomponisten der Vergangenheit und von dem Bestreben, dem Instrument in der Romantik ein neues Terrain zu erschließen.

Rezensionen

„An (guten) Gesamteinspielungen der insgesamt 20 zwischen 1868 und 1901 entstandenen Orgelsonaten des aus Vaduz stammenden Komponisten, Organisten und Musikpädagogen Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901) fehlt es eigentlich nicht.​ Ende der 90er / Anfang der Nullerjahre hatten Rudolf Innig (für MDG) und Wolfgang Rübsam (für Naxos) je eine „Rheinberger-Totale“ auf hohem Niveau vorgelegt, die diesen Namen verdient, weil sie auf 12 CDs (Innig) alle bzw.​ auf 8 CDs (Rübsam) fast alle Orgelwerke des Liechtensteiners präsentieren.​ Der britische Organist Roger Sayer hatte seinen Sonaten-Zyklus (für Priory Records, 6 CDs) 2018 vollendet, dieser wird in Kontinentaleuropa aber nicht vertrieben (und auch ich kenne keine der Aufnahmen).​ Der gebürtige Saarländer Christian von Blohn, seit 1993 Dekanatskantor für das Bistum Speyer, präsentiert „seinen“ Rheinberger an „seinem“ Instrument: der 1894 von der Firma Voit & Söhne in spätromantischem Stil gebauten und 1933 stark erweiterten Orgel der Kirche St.​ Josef in St.​ Ingbert.​ Der Komponist, Organist und Rheinberger-Schüler Ludwig Boslet kam 1899 eigens wegen dieser Orgel nach St.​ Ingbert, „und er hat dort ziemlich sicher auch Orgelsonaten seines Lehrers gespielt“, wie mir von Blohn erklärte.​ „Ich habe bei meinen Aufnahmen versucht, die Orgel-Grundsubstanz von 1894 zu nutzen und die anderen Register – ursprünglich waren es 35 – nicht zu verwenden.​“ Trotz dieses Verzichts bzw.​ gerade deshalb kann sich das (klangliche) Ergebnis wahrlich hören lassen, auch im Vergleich zu Innig und Rübsam, die an ihren Orgeln buchstäblich mehr Register ziehen und deshalb auch z.​T.​ farbigere Lesarten der Werke liefern können.​ Doch je länger man sich mit der Brilliant-Box beschäftigt, desto plausibler erscheint (mir) von Blohns Ansatz, zumal er die Sonaten mit etwas mehr „Drive“ und (noch) größerer Tiefenschärfe darbietet als seine Kollegen von MDG und Naxos.​ Glasklare Empfehlung also!“ (Musik & Theater, Burkhard Schäfer)