Johannes Schenck: L'Echo du Danube op.9 Nr.1-6 auf 2 CDs

L'Echo du Danube ist der poetische Titel, den Johann Schenck seiner Sammlung von Stücken für Viola da Gamba gegeben hat, die erstmals um 1703 / 04 als Opus 9 in Amsterdam bei Estienne Roger - dem bedeutendsten Notendrucker der damaligen Zeit - veröffentlicht wurden. L'Echo du Danube ist das letzte vollständige Werk Schencks, das überlebt hat, eine Tatsache, die diesen Stücken das Gewicht eines "musikalischen Testaments" verleiht. Es umfasst sechs Sonaten für Gambe solo: die ersten beiden Sonaten mit Basso continuo-Begleitung, die nächsten beiden ebenfalls mit Basso continuo, aber diesmal ad libitum (fakultativ), und die beiden letzten für Viola da Gamba ohne jegliche Begleitung. Obwohl Marin Marais bereits 1686 sein erstes Buch mit Pièces de Viole veröffentlicht hatte und die blühende englische Gamben-Tradition in Nordeuropa gut bekannt war, ist Schencks Herangehensweise an das Instrument ein wichtiger Schritt im Prozess der Schaffung eines unabhängigen Repertoires, das speziell für die Gambe von Komponisten geschrieben wurde, die selbst Interpreten waren und ihre idiomatischen Eigenheiten beherrschten. Obwohl Schenck das Potenzial der Gambe als Melodieinstrument voll ausschöpft, bevorzugt er eindeutig ihre Möglichkeiten, Akkorde zu spielen, und zwar in einer Weise, die stark vom Lautenspiel und -repertoire beeinflusst ist: Er versucht, die Gambe als ein harmonisch unabhängiges Instrument zu zeigen, das neben seiner Begabung für den melodischen Gesang auch für mehrstimmiges Schreiben geeignet ist. Deshalb schrieb er so unverwechselbar: Er verwendete reichlich Akkorde und Doppelgriffe, wechselte ständig zwischen Bass- und Hochlage und strebte nach einer effektiven Kombination von üppiger Harmonie und Klangtiefe, ohne dabei die zarte, kantable Stimme der Bratsche aus den Augen zu verlieren.

Rezensionen

"Über den niederländischen Komponisten und Gambenspieler Johann (oder Johan bzw.​ Johannes) Schenck ist nicht viel bekannt.​ Sicher ist nur: er wurde am 3.​ Juni 1660 in Amsterdam getauft und starb nach 1712.​ Die Sammlung seiner sechs Sonaten op.​ 9 für Viola da gamba mit dem poetischen Titel „L'Echo du Danube“ ist das letzte vollständige Werk, das von Schenck überliefert ist.​ Die ersten beiden Sonaten sind mit Basso-continuo-Begleitung, die beiden nächsten ebenfalls, aber ad libitum, und die beiden letzten sind ohne jegliche Begleitung notiert.​ Diese Werke sind das „Opus Ultimum“ der Gamben-Literatur und in ihrer Bedeutung und Wichtigkeit für das Instrument nur mit den ebenfalls je sechs Cello-Suiten bzw.​ Violin-Sonaten und -Partiten von Bach vergleichbar.​ Und schon VOR Bach behandelt Schenck die Gambe als polyphones Streichinstrument, das sich selbst begleiten kann.​ Dass es sich hier um die erste Gesamteinspielung des Opus 9 handelt, will man angesichts der Qualität der Musik nicht glauben.​ Wenigstens hat sich das Warten gelohnt.​ Denn was die Gambistin Sofia Diniz (in den beiden letzten Sonaten alleine) mit ihren beiden Mitstreitern an Gambe und Cembalo aus den mit Stimmungen, Farben und Charakteren gesättigten Werken herausholt, ist schlicht göttlich.​ Ein derart intensives, tief lotendes und singendes Gambenspiel hört man selten.​" (FONO FORUM, Burkhard Schäfer)