Leos Janacek: Streichquartett Nr.2 "Imtime Briefe" auf CD

Ein ganzes Jahrhundert liegt zwischen dem Tod von Franz Schubert (1828) und Leoš Janácek (1928). In diesem Jahrhundert erreichte die Romantik ihren Höhepunkt und verblasste dann, um von den modernistischen Stilen der Zweiten Wiener Schule abgelöst zu werden. Obwohl mehr als hundert Jahre zwischen den beiden hier eingespielten Werken liegen, sind ihre Ähnlichkeiten doch frappierend: Wir haben es mit zwei Streichquartetten zu tun, die beide dem Tod ins Auge blicken. Sie sind unglaublich direkt in ihrem musikalischen Ausdruck und die Extreme des Stils, die sie offenbaren, sind überwältigend. Das Bewusstsein der Sterblichkeit und des bevorstehenden Todes war schon immer eine Quelle der Inspiration für Künstler und Komponisten.

Normalerweise verbinden wir den Tod mit düsteren Gefühlen, mit Trauer und Schmerz. Die Trauer ist jedoch nicht das wichtigste Merkmal dieser beiden musikalischen Testamente. Die letzten Streichquartette sowohl von Schubert als auch von Janácek sind musikalische Darstellungen des Lebens in all seiner Pracht und Herrlichkeit; der Tod ist also das Motiv für die ständigen abrupten Wechsel zwischen Angst und Euphorie.

Das Debüt-CD-Projekt des Taurus Quartetts trägt den Titel Horizon funèbre und besteht aus zwei Werken zum Thema Tod von Janácek und Schubert auf zwei CDs. Es handelt sich um die letzten Streichquartette beider Komponisten, Schuberts Streichquartett Nr. 15 in G-Dur und Janáceks Streichquartett Nr. 2 "Intime Briefe": zwei musikalische Testamente, die kurz vor dem Tod der beiden Komponisten entstanden. Die beiden Werke auf ihrer nächsten CD - Schuberts Streichquartett Nr. 14 "der Tod und das Mädchen" und Janáceks Streichquartett Nr. 1 "Kreutzersonate" - werden die Grausamkeit des Todes darstellen: der Tod als aktiver Akteur, gesehen durch Leidenschaft, Eifersucht und Mord. Die Cover der beiden CDs bilden zusammen eine vollständige Reproduktion des "Weizenfeldes mit Krähen": Vincent van Goghs eigener Horizon funèbre.