Joep Franssens: Magnificat auf CD

Diese CD enthält drei Werke, die in den späten 1990er Jahren komponiert wurden. Roaring Rotterdam beginnt mit Reminiszenzen an Bach (der Eingangschor der Johannespassion), Smetanas Die Moldau und den Anfang von Wagners Das Rheingold, die Popgruppe Yes und amerikanische Minimal Music. Das Idiom von Roaring Rotterdam scheint auf den ersten Blick eindeutig der Postmoderne anzugehören, obwohl der zutiefst ernste Ton dieses Stücks auf die eine oder andere Weise im Widerspruch zur "anything goes"-Haltung steht.

Außerdem scheint es alles andere als fragmentarisch zu sein, da sich alle einzelnen Elemente des Stücks gegen Ende des Stücks vereinen und in einem unausweichlichen, granitenen Choral kulminieren, einem Triumph der harmonischen und rhythmischen Einfachheit und Eindeutigkeit. Der Chorzyklus Harmony of the Spheres erregte unmittelbar nach seiner Uraufführung in den Doelen am 14. November 2002 internationale Aufmerksamkeit. Im ersten Teil ist der Einfluss von György Ligeti zu hören, den Franssens gerne anerkennt, da er den ungarischen Maestro als einen der wichtigsten Komponisten der Nachkriegszeit betrachtet.

Franssens' Magnificat ist sicherlich ein Loblied, aber eines auf Texte des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa, die von der Natur handeln, von der übermächtigen Kraft des Sonnenlichts, von der zeitlosen und selbstverständlichen Existenz der Bäume und der Bedeutungslosigkeit des Individuums vor solchen Naturphänomenen. Joep Franssens ist einer der bekanntesten niederländischen Komponisten dieser Zeit. Obwohl sein vielseitiger musikalischer Stil eine Einordnung nicht leicht macht, wird er doch oft als niederländischer Vertreter der so genannten Neuen Spiritualität angesehen.

Seine Orchestermusik wird in den Niederlanden häufig aufgeführt, und auch seine Chormusik hat internationales Renommee erlangt. Franssens sieht es als seine Aufgabe an, die nicht funktionierenden Stile der modernen Musik wieder mit der Tradition zu versöhnen; auch dank seines Wirkens gewinnt die zeitgenössische Musik wieder ein größeres Publikum.

Die Musik von Franssens zeichnet sich aus durch große und dramatische Gesten, ein bestimmtes langsames Tempo, das sich mit einer ständigen, manchmal auch manischen Bewegung abwechselt, ein Gefühl für den Raum, monumentale Klanggebilde, eine Tendenz zur emphatischen Wiederholung und ein völliges Fehlen von Affektiertheit und bewusster Zerebration.