Hans Montag: Mein Leben nach einer verlorenen Zeit, Gebunden
Mein Leben nach einer verlorenen Zeit
Buch
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Aktueller Preis: EUR 14,90
- Verlag:
- Morsak Verlag, 11/2025
- Einband:
- Gebunden
- Sprache:
- Deutsch
- ISBN-13:
- 9783865122032
- Artikelnummer:
- 12542669
- Umfang:
- 308 Seiten
- Gewicht:
- 500 g
- Maße:
- 210 x 150 mm
- Stärke:
- 30 mm
- Erscheinungstermin:
- 24.11.2025
Klappentext
- Totenstille Der Schrei blieb mir im Hals stecken, dann wurde mir schwarz vor Augen. Wie durch eine Nebelwand hörte ich Brigittas Stimme: "Was machst du denn für Sachen Franzi? Ist dir das Glück so in den Kopf gestiegen, dass du ohnmächtig geworden bist?" Ich versuchte den Kopf zu heben, es gelang mir nicht. "Da, da...", krächzte ich und deutete auf das Bett." "Da liegen Charles und Abigail, beide schlafen friedlich." "Nein! Nein!", wollte ich schreien, aber es kam nur ein Schluchzen über meine Lippen. Brigitta ging in die Knie, mit ihrer Hilfe gelang es mir, mich aufzurichten und meinen Rücken an das Fußgestell des Bettes zu lehnen. "Mein Gott, welches Gespenst ist dir denn über den Weg gelaufen? Du siehst aus, als wärst du dem Leibhaftigen persönlich begegnet." "Tot... tot... Charles ist tot", stammelte ich. "Spinnst du?" Brigitta berührte leicht Charles' Schulter. Er rührte sich nicht, nicht einmal seine Lider zuckten. Brigitta schüttelte ihn kräftiger. Charles Kopf rutschte zur Seite. "Charles, Charles", schrie Brigitta. "Er hört dich nicht", wimmerte ich. Brigitta legte ihre Hand auf seine Stirn. "Kalt! Viel zu kalt! "Charles ..." Sie sank neben mir zu Boden. "Wie, wie ..." "Weiß nicht!" "Vor zwei Stunden war Charles noch pumperlgsund. Was ist passiert?" "Weiß nicht!", stammelte ich erneut. Brigitta stemmte sich vom Boden hoch. Meine Augen folgten ihrem ziellosen Gang durch die Dachkammer. "Franzi, bleib sitzen! Ich muss meine fünf Sinne wieder ordnen. Von dir ist keine Hilfe zu erwarten, du bist ja völlig durch den Wind, was ja auch kein Wunder ist. Joe muss her, um jeden Preis!" Rühr dich nicht vom Fleck, ich bin gleich wieder da!" Apathisch hörte ich Brigitta mit ihrem Sohn reden. "Sei schön brav mein Kleiner, ich bringe dich zu Tante Uschi." Ihre Ansage stoppte sein Protestgeschrei nicht. Den strampelnden Maximilian unterm Arm, steckte sie den Kopf in die Kammer. "Ich versuch Joe zu erreichen." Ich hörte die Wohnungstür ins Schloss fallen und anschließend, wie Brigitta die Stiege herunterrannte. Dann wurde es still. Totenstill! Ich blieb auf dem Boden hocken, zum Aufstehen fehlte mir die Kraft. Mein Gehirn produzierte unsortierte Bilder, die kamen und gingen wie es ihnen gefiel. Ich sah Charles' glückliches Gesicht... war das wirklich erst zwei Stunden her, dass er mich so angestrahlt hatte? Seine leuchtenden Augen, als wir vor anderthalb Jahren das erste Mal tanzen gingen... Der Rausch der ersten gemeinsamen Nacht... Wie sehr hatte ich mich gefreut, ihn nach dem schweren Unfall wohlbehalten wiederzusehen. Hatte mein Brief ihn verleitet, zu früh die Krankenstation zu verlassen? War ich schuld an seinem Tod? Wahrscheinlich war ich erneut ohnmächtig geworden, denn ich saß noch regungslos auf dem Boden als Brigitta zurückkam. Sie kauerte sich zu mir und umarmte mich. Wie durch Watte drang ihre Stimme zu mir. "Ich fasse es nicht! Charles wirkte doch völlig ok, als er kurz nach Mittag vor der Tür stand. Ein bisschen wackelig auf den Beinen, aber sonst ... War die Freude, dich und seine neugeborene Tochter zu sehen, zu viel in seinem Zustand? Unsinn, an Freude stirbt kein Mensch!" Ich hörte sie reden, doch zu einer Antwort war ich nicht fähig. Sie sprang auf und rannte in der Kammer auf und ab. "Wo bleibt Joe? Ich halte es nicht mehr aus, gleich fange ich an zu schreien!" Warum führte sie sich so auf? War doch völlig egal wann ihr Freund kam, auch Joe konnte Charles nicht wieder zum Leben erwecken... Joe zog mich vom Boden hoch und schloss mich in die Arme. Sekundenlang klammerte ich mich wie eine Ertrinkende an ihn. Sanft machte er sich los und stellte sich vor das Bett, auf dem Charles lag. Neben seinem toten Freund stehend bewegte er lautlos die Lippen. Ich sah, wie es in Joes leichenblassem Gesicht zuckte. "Warum jetzt", flüsterte er. Tränenblind stolperte er zur Tür. "Ich muss die MP verständigen." Ja, das musste sein, dachte ich. Hypnotisiert starrte ich auf das Bett. Was ich sah wirkte so friedlich. Abigail schlief fest. Die kleinen zu Fäusten geballten Hände lagen neben ihrem schwarzen Köpfchen. Wie ähnlich sie ihrem Vater sah, dachte ich. Wieso konnte ich jetzt daran denken, dass sie die Ohren ihres Papas in klein besaß, und selbst der Schwung der Augenbrauen, denen Charles aufs Haar glich. Mein Blick wanderte zu ihm, und plötzlich konnte ich weinen. "Ein toter GI im Bett eines deutschen Fräuleins! Fucking, was für ein Bullshit!", hörte ich wenig später eine Stimme brüllen. Hastig wischte ich mir die Tränenspuren aus dem Gesicht. Im nächsten Moment war meine Kammer voller Männer. Joe und Brigitta wollten mich aus dem Trubel heraushalten. "Es ist mein Verlobter", wehrte ich mich. "Ich will wissen was passiert ist!" Abigail auf dem Arm, stellte ich mich an die Wand und sah dem Arzt bei der Untersuchung zu. Nach wenigen Minuten richtete er sich auf. "Äußerlich ist nichts zu erkennen, die Todesursache wird man erst bei der Obduktion feststellen können", sagte er zu den beiden Sanitätern und gab ihnen ein Zeichen, Charles in den mitgebrachten Zinnsarg umzubetten. Den Arzt im Schlepptau trugen die beiden den Sarg davon. Ich wollte schreien: "Gebt mir noch ein paar Minuten, um mich zu verabschieden", doch ich brachte keinen Ton heraus. Mit hängenden Schultern stand ich da. Die beiden Militärpolizisten, die bisher keinerlei Aktivität gezeigt hatten, traten in Aktion. "Wie war ihr Verhältnis zu Charles Warren? Wollte er das Kind nicht, und ist er überhaupt der Kindsvater?" "Sergeant, Frau Bichler ist völlig am Ende! Ihr Verlobter ist vor gerade mal zwei Stunden gestorben!" "Eben Sergeant Muller, deshalb müssen wir diese Fragen stellen!" "Die Frau ist vollkommen fertig, sehen Sie das nicht?" Joes Stimme überschlug sich. "Ich habe schon zu viel deutsche Schauspielkunst gesehen, als dass mich die Tränen und das Schluchzen beeindrucken würden." "Was fällt Ihnen ein? Es gibt überhaupt keinen Grund, mit Frau Bichler derart umzugehen!" "Sergeant, mäßigen Sie sich! Bis jetzt ist es nur eine Befragung, sollte der Arzt Anhaltspunkte für einen unnatürlichen Tod finden, stehen uns ganz andere Mittel zur Verfügung." "Dann warten Sie die Obduktion ab! Und bevor Sie nichts Handfestes haben, lassen Sie die arme Frau in Ruhe!" "Okay wir gehen. Aber sollte nur der Schatten eines Verdachts bestehen, dann Gnade Ihnen Gott Fräulein Bichler." Heftig rang ich nach Luft. Wieder zu Atem gekommen, brach es aus mir heraus: "Die Scheißarmy kann mich mal ... führen sich auf wie Barbaren! Erst nehmen sie mir Charles weg bevor ich Abschied nehmen kann, und dann verdächtigen sie mich noch... Die sind doch nicht richtig im Kopf." "Franzi, beruhige dich, die tun nur was sie müssen! "Ich will mich nicht beruhigen! Und mit den Engeln bin ich auch fertig, und zwar restlos! Was sollte das: mit dem Schutz auf all deinen Wegen? In ein paar Tagen ist Charles auf dem Weg nach Atlanta, und da landet er sechs Fuß tief unter der Grasnarbe." In dem ganzen Tohuwabohu hatte ich übersehen, dass es längst Zeit war, mein Kind zu stillen. Kein Wunder, dass sie schrie wie am Spieß. Ich legte meine Tochter an. Nach etlichen Versuchen gab Abigail auf, und das Geschrei begann von neuem. Konsterniert probierte ich es mit dem anderen Busen, aber wieder schrie sie noch kurzer Zeit. Besorgt knöpfte ich die Bluse zu und schlich mit hängendem Kopf in die Küche. "Ich glaub, ich habe keine Milch mehr." "Nach dem, was du erlebt hast, kein Wunder. Noch habe ich so viel Milch in der Speisekammer, dass es für beide Kinder reicht und eine Flasche mit Nuckel existiert auch noch irgendwo. Ich schau, dass ich sie finde, setz schon mal Wasser zum Sterilisieren auf!" Abigail fremdelte anfangs mit der neuen Nahrungsquelle, aber bald siegte der Hunger. Mit Abigail auf dem Schoß saß ich in der Küche und sah ihr zu, wie sie ihren Hunger stillte. Erstaunlich, wie schnell sie sich an die Flasche gewöhnt hatte. In wenigen Stunden würden drei Tage seit Charles' Tod vergangen sein. Zwischen meinem glückstrunkenen Wunsch, die Welt möge stehen bleiben und seinem Ableben waren mir nur zwei Stunden geblieben. Die kurze Zeitspanne war ausreichend gewesen, mir meine Zukunft zu nehmen. Nichts war mir geblieben, für das es sich lohnte zu leben... Mit Charles hatte ich meinen Alpha- und Omegamann verloren. Das ich nach ihm noch einmal einen Mann finden würde, den ich so lieben konnte wie ihn, war völlig undenkbar. Was sollte ich noch hier... "Pass gut auf Abigail auf", sagte ich und legte das satte Kind in Brigittas Arme. "Wo willst du denn hin?" "Einkaufen!" Den Wartenden an der Haltestelle ging ich aus dem Weg. Obwohl ich mit meinem verheulten Gesicht abseitsstand und den Leuten den Rücken zukehrte, versuchte eine ältere Frau mit mir ins Gespräch zu kommen. "Liebeskummer Fräulein? Lassen sie sich von einer erfahrenen Frau sagen, kein Mann ist es wert, dass wir ihm eine Träne nachweinen." Ich ließ sie stehen, und stellte mich an das andere Ende der Haltestelle. Was wusste die denn von Liebe? Die Tram hielt mit lautem Rattern, ich stieg ein und stellte mich auf die hintere Plattform, um allein zu sein. An der Haltestelle Grosshesseloher Brücke verließ ich das weißblaue Vehikel. An Buchenstämmen vorbei stolperte ich abwärts der Isar entgegen. Am Geländer angekommen, starrte ich in die Tiefe. Welch verlockender Anblick: das Wasser schoss kraftvoll talwärts, Richtung München. Geradeso wie damals als wir zu viert am Flaucher grillten. War seit diesen glücklichen Tagen wirklich erst ein gutes Jahr vergangen...? Mit dem rechten Bein hatte ich es bereits über das Geländer geschafft, gleich war es vollbracht, gleich waren Charles und ich wieder vereint. "Franzi nein! Franziii!" Brigitta stürmte heran, packte mich mit beiden Händen und riss mich vom Geländer. "Lass mich los!", keuchte ich und versuchte mich loszureißen, Brigitta war nicht abzuschütteln. "Komm hier weg! Es gibt für alles eine Lösung." "Nicht für mich! "Doch! Denk an Abigail!" "Habe ich ..." Ich verfiel in irres Gelächter. Zwei gewaltige Ohrfeigen brachten mich zum Verstummen. "Ich radle mir die Lunge aus dem Leib, und du lachst! Spinnst du!" Wimmernd klammerte ich mich an sie. "Ohne Charles will ich nicht mehr leben." "Oh doch! Du wirst weiterleben, du hast eine Aufgabe, ob du willst oder nicht! Es ist dein und Charles' Kind, und du wirst es nicht im Stich lassen, verdammt noch mal!" Die Schläge und Brigittas Worte rüttelten mich durch. "Ich wusste nicht mehr weiter ..., ich komme mir vor, als fehle mir ein Körperteil", schluchzte ich. "Der Sprung in die Tiefe schien das Richtige zu sein." "Bist du noch bei Trost! Selbstmord ist niemals eine Lösung! Abigail braucht dich! So einen Blödsinn machst du nicht noch einmal, versprochen?" Ich nickte. "Komm ... deine Tochter wartet auf dich." Brigitta legte ihren Arm um meine Taille und ich meine Rechte auf ihre Schulter. Wie eine der zahlreichen Kriegsversehrten schleppte ich mich mit ihrer Hilfe davon.
Anmerkungen:
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Hans Montag
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