Baldur Haase: Briefe, die ins Zuchthaus führten
Briefe, die ins Zuchthaus führten
Buch
- George Orwell ließ grüßen. DDR-Erinnerungen 1958 - 1961
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- Zeitgut Verlag GmbH, 02/2003
- Einband: Gebunden
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783933336323
- Bestellnummer: 6032107
- Umfang: 224 Seiten
- Sonstiges: zahlr. schw.-w. Abb. u. Stasi-Dok.
- Copyright-Jahr: 2003
- Gewicht: 362 g
- Maße: 212 x 134 mm
- Stärke: 22 mm
- Erscheinungstermin: 15.2.2003
- Serie: Zeitgut
Beschreibung
George Orwell ließ grüßen20. März 1959: Vor dem 1. Strafsenat des Bezirksgerichts Gera muß sich der neunzehnjährige Baldur Haase verantworten. Er ist angeklagt, die DDR durch "staatsgefährdende Propaganda und Hetze" angegriffen zu haben, indem er sich den Orwell-Roman "1984" aus Westdeutschland besorgte, ihn las und weiterverbreitete. Der Angeklagte wird zu drei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt.
Zuvor muß er während seiner zehnwöchigen Untersuchungshaft fast täglich die Stasi-Verhöre erdulden. Eingesperrt in eine winzige Zelle ohne sanitäre Einrichtungen und eingeschüchtert durch Drohungen und psychischen Druck, unterschreibt Haase Wunsch-Geständnisse, die sein Strafmaß erheblich erhöhen werden.
Haases Geschichte beginnt im Jahr 1948, als er mit Eltern und Schwester aus Böhmen nach Thüringen gelangt. Die Heimatvertriebenen bauen sich in der DDR eine neue Existenz auf. Seine Schulzeit empfindet er als freizügig, politischen Drill ist er gewöhnt. Doch zunehmend sieht er das DDR-Regime kritischer. Durch Besuche im Westen wird er in der Meinung bestärkt, der DDR-Staat kontrolliere und unterdrücke seine Bürger.
Während seiner Lehrzeit als Offsetdrucker nimmt er an einem Deutschlandtreffen der Arbeiterjugend in Erfurt teil. Dabei lernt er einen Jugendlichen aus Duisburg kennen. Bald entsteht ein reger Briefwechsel. In seinen Briefen macht er kein Hehl aus seiner negativen Einstellung zur DDR. Er ahnt nicht, daß bereits sein gesamter Postverkehr überwacht wird. Noch weniger kann er sich vorstellen, daß sein Schwager ihn bespitzelt, und Berichte an die Stasi liefert. Der bleibt auch nicht verborgen, daß sich inzwischen Orwells Roman "1984" in seinem Besitz befindet. Beim Vergleich der realen DDR-Verhältnisse mit Orwells Schilderungen im Buch wird sich Haase immer mehr der Unfreiheit bewusst, in der er lebt. Das Buch wird sein Verhängnis, in der DDR ist es als staatsfeindliches Hetzwerk eingestuft.
Inzwischen fühlt sich Baldur Haase als heimlicher Widerstandskämpfer. Als ihn die Ahnung beschleicht, er könnte überwacht werden, hält er sich mit kritischen Äußerungen in seinen Briefen zurück. Da ist es bereits zu spät, am 13. Januar 1959 wird er in Leipzig verhaftet.
Erst im Zuchthaus Waldheim erfährt Haase von Mithäftlingen das ganze Ausmaß der Überwachung des DDR-Staates. Aufgrund von Bemühungen seiner Eltern wird Baldur Haase nach zwei Jahren vorzeitig entlassen. Er beginnt ein neues Leben, angepasst und psychisch gebrochen. Bis zum Mauerfall dient er dem Staat ergeben im Kulturbereich.
Sachlich und selbstkritisch erzählt der Autor sein Schicksal, das hier stellvertretend für viele politisch Verfolgte des DDR-Regimes steht. Das Buch arbeitet ein dunkles Kapitel der Geschichte der DDR auf. Die Erinnerungen werden von vielen Fotos des Autors und von Stasi-Dokumenten aus seiner persönlichen Akte angereichert.
Klappentext
ZUM BUCHGeorge Orwell ließ grüßen
20. März 1959: Vor dem 1. Strafsenat des Bezirksgerichts Gera muß sich der neunzehnjährige Baldur Haase verantworten. Er ist angeklagt, die DDR durch "staatsgefährdende Propaganda und Hetze" angegriffen zu haben, indem er sich den Orwell-Roman "1984" aus Westdeutschland besorgte, ihn las und weiterverbreitete. Der Angeklagte wird zu drei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt.
Zuvor muß er während seiner zehnwöchigen Untersuchungshaft fast täglich die Stasi-Verhöre erdulden. Eingesperrt in eine winzige Zelle ohne sanitäre Einrichtungen und eingeschüchtert durch Drohungen und psychischen Druck, unterschreibt Haase Wunsch-Geständnisse, die sein Strafmaß erheblich erhöhen werden.
Haases Geschichte beginnt im Jahr 1948, als er mit Eltern und Schwester aus Böhmen nach Thüringen gelangt. Die Heimatvertriebenen bauen sich in der DDR eine neue Existenz auf. Seine Schulzeit empfindet er als freizügig, politischen Drill ist er gewöhnt. Doch zunehmend sieht er das DDR-Regime kritischer. Durch Besuche im Westen wird er in der Meinung bestärkt, der DDR-Staat kontrolliere und unterdrücke seine Bürger.
Während seiner Lehrzeit als Offsetdrucker nimmt er an einem Deutschlandtreffen der Arbeiterjugend in Erfurt teil. Dabei lernt er einen Jugendlichen aus Duisburg kennen. Bald entsteht ein reger Briefwechsel. In seinen Briefen macht er kein Hehl aus seiner negativen Einstellung zur DDR. Er ahnt nicht, daß bereits sein gesamter Postverkehr überwacht wird. Noch weniger kann er sich vorstellen, daß sein Schwager ihn bespitzelt, und Berichte an die Stasi liefert. Der bleibt auch nicht verborgen, daß sich inzwischen Orwells Roman "1984" in seinem Besitz befindet. Beim Vergleich der realen DDR-Verhältnisse mit Orwells Schilderungen im Buch wird sich Haase immer mehr der Unfreiheit bewusst, in der er lebt. Das Buch wird sein Verhängnis, in der DDR ist es als staatsfeindliches Hetzwerk eingestuft.
Inzwischen fühlt sich Baldur Haase als heimlicher Widerstandskämpfer. Als ihn die Ahnung beschleicht, er könnte überwacht werden, hält er sich mit kritischen Äußerungen in seinen Briefen zurück. Da ist es bereits zu spät, am 13. Januar 1959 wird er in Leipzig verhaftet.
Erst im Zuchthaus Waldheim erfährt Haase von Mithäftlingen das ganze Ausmaß der Überwachung des DDR-Staates. Aufgrund von Bemühungen seiner Eltern wird Baldur Haase nach zwei Jahren vorzeitig entlassen. Er beginnt ein neues Leben, angepasst und psychisch gebrochen. Bis zum Mauerfall dient er dem Staat ergeben im Kulturbereich.
Sachlich und selbstkritisch erzählt der Autor sein Schicksal, das hier stellvertretend für viele politisch Verfolgte des DDR-Regimes steht. Das Buch arbeitet ein dunkles Kapitel der Geschichte der DDR auf. Die Erinnerungen werden von vielen Fotos des Autors und von Stasi-Dokumenten aus seiner persönlichen Akte angereichert.
ZUR REIHE ZEITGUT
Lebendige Erinnerungen bewahren
Die Buchreihe ZEITGUT beweist, daß Geschichte kein trockener Schulstoff sein muß. Mit Zeitzeugen-Erinnerungen öffnet sie den Blick auf den Alltag der Menschen. Jeder Band stellt in 35 bis 45 lebendigen Erinnerungen einen markanten Abschnitt deutscher Geschichte vor. Die Buchreihe ist einzig in ihrer Art.
Die Texte der Sammelbände stammen von Menschen aus allen Gegenden Deutschlands und repräsentieren zugleich die soziale Bandbreite der Gesellschaft. Die Bücher sind ein Stück "oral history" im besten Sinne und sprechen damit ein breites Publikum an: diejenigen, die die Zeiten miterlebt haben, und ihre Kinder und Enkel, die mehr erfahren wollen, als in den Schulbüchern steht.
Junge Menschen haben mit den Texten der Reihe ZEITGUT die Möglichkeit, das Leben der Eltern- und Großeltern-Generation in großer Bandbreite kennen und verstehen zu lernen. So werden geschichtliche Vergangenheit und eigene Herkunft gut begreifbar.
Mit Hilfe eines Ortsregisters und einer chronologischen Übersicht der wichtigen Ereignisse der jeweiligen Zeit kann sich der Leser orientieren. Fotos und Dokumente, meist aus dem Besitz der Zeitzeugen, ergänzen die Texte.
Immer mehr Pädagogen setzen die Reihe ZEITGUT ein, um ihren Schülern Geschichte lebendig zu vermitteln. Die Bände sind auch für die politische Bildungsarbeit gut geeignet. Daher empfehlen viele Buchhändler und Bibliothekare ZEITGUT auch als Geschenk für Kinder und Jugendliche.
Einsendungen von eigenen episodenhaften Erinnerungen aus Deutschland im 20. Jahrhundert sind jederzeit erwünscht an Zeitgut Verlag GmbH, Lektorat, Klausenpaß 14, 12107 Berlin.
Biografie
Baldur Haase, geboren 1939 in Markausch, Riesengebirge, damals Sudetenland. Kindheit und Jugend ab 1947 in Unterwellenborn, Thüringen. Ausbildung zum Drucker. 1959 - 1961 politische Haft in der DDR. 1969 - 1972 Fernstudium am Institut für Literatur Johannes R. Becher in Leipzig. 1970 - 1990 Mitarbeiter und Redakteur beim Bezirkskabinett für Kulturarbeit in Gera. Danach zeitweilige Tätigkeiten auf ABM-Basis bei kulturellen Vereinen in Jena. Seit 2000 im Ruhestand, als freier Gerichtsreporter und Autor tätig.Anmerkungen:
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