Arne Dahl: Zorn
Zorn
Buch
- Thriller
- Originaltitel: Hela havet stormar
- Übersetzung: Antje Rieck-Blankenburg
- Piper Verlag GmbH, 08/2014
- Einband: Kartoniert / Broschiert
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783492305006
- Bestellnummer: 3839035
- Umfang: 512 Seiten
- Copyright-Jahr: 2014
- Gewicht: 360 g
- Maße: 191 x 120 mm
- Stärke: 35 mm
- Erscheinungstermin: 8.8.2014
- Serie: Opcop-Gruppe - Band 2
Beschreibung
Ein erhängter Chirurg in einem belgischen Landhaus. Fünf Tote bei einem brutalen Anschlag in einer Stockholmer Kneipe. Ein vergifteter Politiker auf einer italienischen Insel: Eine Serie von Morden, die scheinbar unabhängig voneinander in ganz Europa verübt werden. Und dann geraten zwei Ermittler der Opcop-Gruppe selbst ins Fadenkreuz der Täter ...Rezension
"Spannung und Recherche, Humor und eine sehr komplexe Dramaturgie sind Kennzeichen für Arne Dahls Romane, so auch bei Zorn .", NDR 1 Bücherwelt, 07.05.2013Klappentext
'Ein Thriller, der diesen Namen verdient.' Krimi-Couch. de Ein erhängter Chirurg in einem belgischen Landhaus. Fünf Tote bei einem brutalen Anschlag in einer Stockholmer Kneipe. Ein vergifteter Politiker auf einer italienischen Insel: Eine Serie von Morden, die scheinbar unabhängig voneinander in ganz Europa verübt werden. Und dann geraten zwei Ermittler der Opcop-Gruppe selbst ins Fadenkreuz der Täter ... 'Blutig, spannend, moralisch-kritisch mit perfekt verwobenen Handlungsebenen. Hut ab vor so viel Meisterschaft!' Wiener Journal 'Arne Dahl erweist sich erneut als exzellenter Autor.' Münchner MerkurAuszüge aus dem Buch
1 FlauteInsel I
Livorno, 8. Mai
Ein Schleier. Alles dahinter ist nur schemenhaft zu erkennen. Dann, ganz sacht, eine Bewegung. Wie sich der Schleier gleichsam prüfend lüftet. Sich wie in Zeitlupe aufbauscht. Dann öffnet er sich. Und gibt die Sicht frei.
Auf das, was er gesehen hat. Was er gespürt hat. Die ganze Zeit über.
Dabei dürfte sich die Tüllgardine gar nicht bewegen. Denn nachdem sich der sanft wiegende Schleier geöffnet hat, ist eine vollkommen glatte Wasseroberfläche zu sehen. Windstille.
Flaute.
So hat sich die Welt für Deda dargestellt, als er in der Frühjahrskälte von der Hand des Kapitäns an Deck des alten Lastkahns gehoben wurde. Beinahe friedlich. Als bestünde neue Hoffnung für die Menschheit.
Aber so dachte Deda natürlich nicht. Dafür war er noch viel zu jung. Er war zehn Jahre alt, und der Fluss lag spiegelglatt vor ihm. Es sah beinahe so aus, als läge noch immer eine hauchdünne Eisschicht auf der Wasseroberfläche, die der alte Kahn mit der Schärfe eines Rasiermessers durchschnitt. Erstaunlich lautlos.
Auf beiden Seiten des Flusses erstreckte sich die karge, trostlose Landschaft, eine Landschaft, die er in den vergangenen Wochen durch so viele Fenster gesehen hatte. Zuerst durch Zugfenster, dann durch Barackenfenster und schließlich durch die Bullaugen eines Schiffes. Wenn man diesen Kahn überhaupt als Schiff bezeichnen konnte.
Der Kapitän warf Deda erneut einen besorgten Blick zu. Eine Woche zuvor hatte er auf seinem alten Kahn noch Holz transportiert. Jetzt war die Fracht eine andere. Und sein Leben war ein anderes geworden.
Es sind vier Kähne, die jahrzehntelang widerspenstiges Holz durch die kärgste aller Landschaften transportiert haben. Dedas Kahn ist der erste in der Reihe. Derjenige, der die blanke schwarze Wasseroberfläche mit unerwartet scharfen Schnitten zerteilt.
Es ist so lange her und dennoch so gegenwärtig. Es war im Mai, und eigentlich hätte es gar nicht so kalt sein dürfen. In der Großstadt, in der Deda aufwuchs, war es fast schon Sommer. Bäume und Sträucher blühten, als sie ihn in der Stadt aufgriffen, die bis dahin seine Welt gewesen war. Er begreift immer noch nicht, warum. Weil er Waise ist ? Weil Großmutter ihn nicht jeden Tag in die Schule schickte? Weil er seinen neuen Pass vergessen hatte ? Er weiß es nicht, er begreift nichts. Außer, dass der Kapitän freundlich ist. Er tätschelt Deda den Kopf, doch sein Gesichtsausdruck bleibt sorgenvoll.
Der Tag vergeht erstaunlich langsam. Die Natur scheint innezuhalten und mitten in ihrem sonst so dauerhaften Streben nach Veränderung ins Stocken geraten zu sein. Als wisse sie, was geschehen wird. Als reagiere sie instinktiv auf das naturwidrige Geschehen.
Sie sind inzwischen seit mehr als zwei Wochen unterwegs. Den Großteil der Strecke haben sie mit dem Zug zurückgelegt. Sie sind viele, so viel weiß Deda, Tausende, und sie bekommen nur wenig Brot und Wasser am Tag. Der kollektive Hunger wird immer lähmender, immer bedrohlicher. Aber jetzt sind sie bald da. Das hat der Kapitän gesagt.
Deda vertraut dem Kapitän.
Vorhin hatten sie tatsächlich für eine Weile angehalten. Legten an einem Pier an, der zu einer Stadt zu gehören schien. Zu dem Zeitpunkt war Deda noch unter Deck. Der Gestank, das Wimmern, die Schreie. Die unvermittelt ausbrechenden Schlägereien um die wenigen Bullaugen. Die brutale Bande mit dem Glatzköpfigen, die Deda aus seinem Viertel zu Hause kannte. Von der er sich immer ferngehalten hat. Damals wie heute.
Die vom Rauchen kratzige Stimme des Glatzkopfs: "Verdammt, sie fahren wieder!"
Die daraufhin einsetzende Bewegung der fast fünftausend Gefangenen, die einander zu schieben und zu pressen beginnen. Gegen die Wände, hinunter auf die Bodenplanken. Deda hat gehört, wie Menschen starben. Er hörte die Geräusche des Todes. Und bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte das Geräusch auch seinen Körper erfasst und bohrte sich tief in seinen Kopf. Er wurde
Biografie (Arne Dahl)
Arne Dahl ist das Pseudonym des schwedischen Romanautors Jan Arnald, geboren 1963. Arnald ist Literatur- und Theaterkritiker und arbeitet für die Schwedische Akademie, die alljährlich den Nobelpreis vergibt. Als Arne Dahl wurde er in den letzten Jahren mit seinen Kriminalromanen um den Stockholmer Inspektor Paul Hjelm und die Sonderermittler der A-Gruppe bekannt und von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen.Anmerkungen:
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Zorn
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