Pierre Dancian Philidor: 12 Suiten für 2 Flöten & Bc (1717 / 1718) auf 2 CDs

Die Philidor-Musikdynastie beginnt mit André Danican Philidor (1652–1730), einem Musiker und Komponisten, der in vielen von Lullys Produktionen mitwirkte. Unter mehreren musikalischen jüngeren Verwandten war Pierre Danican Philidor (1681–1731) einer der talentiertesten: ein Bläser wie sein Onkel André, aber auch ein Bratschist. In dieser Eigenschaft trat er 1715 der Chamber du roi des jungen Königs Ludwig XV. bei, zu deren Kollegen François Couperin und Marin Marais gehörten.

Außer diesen zwölf Suiten, die 1717 und 1718 in Paris veröffentlicht wurden, ist wenig von Pierres Musik überliefert. Doch wie Jed Wentz in seiner Booklet-Einführung erklärt, gehören sie neben der Kammermusik von Couperin und Marais zu den wichtigsten Vorläufern des blumigeren Schaffens der nachfolgenden Generation, die von Michel Blavet und Jean Daniel Braun verkörpert wird. Philidors ausgefeilte Harmonien lassen sich gut mit der schlichteren, weniger abenteuerlichen Rhetorik der bekannteren Hotteterre und de la Barre vergleichen.

Wenn in den künstlerischen Auseinandersetzungen am Hofe Ludwigs heftig über den Wert des italienischen Stils als Kulturimport debattiert wurde, so scheinen Philidors Suiten darauf berechnet zu sein, für die Verteidigung des einheimischen Geschmacks und der einheimischen Werte zu argumentieren. Der sanfte Geist, die ausgefeilten Texturen und die manieristische Eleganz verkörpern empfangene Vorstellungen von französischer Musik, damals wie heute. Diese Ideen werden von dem in den Niederlanden ansässigen Ensemble für Alte Musik Musica ad Rhenum, das sich auf weniger bekannte Musik der französischen Höfe des 18. Jahrhunderts spezialisiert hat, verstanden und mit einheimischer Geläufigkeit vermittelt.