Louis Vierne: Klavierwerke auf 2 CDs

Louis VIERNE zählt in Frankreich (wie hierzulande auch Max Reger) zu denjenigen Komponisten um die Jahrhundertwende, deren kompositorisches Œuvre in der Breitenwahrnehmung zu Unrecht auf das Orgelwerk reduziert blieb. Während seines Aufenthaltes im schweizerischen Lausanne trat Vierne zwischen 1916 und 1920 häufig auch mit pianistischen Größen (darunter José Iturbi, Yvonne Asturuc und Clara Haskil) als Pianist auf die Bühne. An „seiner“ Orgel in Notre-Dame de Paris empfing das blinde Musikgenie berühmte Pianisten wie z. B. Sergej Rachmaninow. Heute jenseits des Orgelschaffens zu Unrecht nahezu unbeachtet ist dagegen Viernes hiermit bei IFO nun erstmalig komplett auf 2 CDs vorgelegtes Gesamtwerk für Klavier, eigespielt von dem talentierten Münchener Pianisten Jürgen Geiger. Dieser pianistische Aspekt von Viernes Künstlerpersönlichkeit war nicht Part seines öffentlichen Wirkens als Pariser Kathedralorganist, sondern blieb der Intimität elitärer musikalischer Privatzirkel vorbehalten. Seine von Musikerkollegen bezeugte Virtuosität am Klavier, sein feiner Sinn für Phrasierungen, sein häufig gerühmter subtiler Anschlag sowie entwickelte Sinn für feindifferenziert abgestufte Klangnuancen und orchestrale Wirkungen auf dem Flügel hätten Vierne durchaus selbst eine pianistische Karriere eröffnet. Von über sechzig Opus-Nummern seines kompositorischen Gesamt-Œuvres entfallen rd. 30 auf das Klavier, nur 17 auf die Orgel. Beim Hören der Klavierwerke wird nachvollziehbar, wie gekonnt und verständig der versierte Pianist Vierne gerade das Klavier virtuos und instrumentenspezifisch einzusetzen verstand. Spieltechnisch sind viele seiner Werke ambitioniert, musikalisch sind sie – zumal für den Liebhaber des (nach-) romantischen Repertoires – absolut lohnend! Man hört quasi auf Schritt und Tritt, dass Vierne mit dem Klavier und seinem Repertoire eng vertraut war, das affektiv-gestalterische Ausdruckspotential des Instruments genauestens kannte und ebenso dessen Grenzen souverän und behutsam einzuschätzen wusste. Gerade als Klavierkomponist war es ihm stets um die Darstellung tief empfundener Innerlichkeit der Musik zu tun, die von Herzen kommt und unmittelbar zu Herzen geht.

Rezensionen

»Jürgen Geiger, der wie Vierne als Pianist und Organist auftritt, lotet die Untiefen der Kompositionen einfühlsam aus und versteht die reiche Farbskala dezent zum Leuchten zu bringen.​« (Fono Forum, Juli 2018)