Johann Sebastian Bach: Sonaten für Violine & Cembalo Vol.1
Sonaten für Violine & Cembalo Vol.1
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- BWV 1014-1017
- Künstler: James Ehnes, Luc Beausejour
- Label: Analekta, DDD, 2004
- Bestellnummer: 2555577
- Erscheinungstermin: 1.1.2014
Die Triosonate nach Bach
Die vier Werke von Johann Sebastian Bach auf dieser Aufnahme sind die ersten in einem Zyklus von sechs »Sonaten«, die üblicherweise als »für obligates Cembalo und Violine« (BWV 1014-1019) bezeichnet werden. In Wahrheit handelt es sich jedoch im Wesentlichen um Triosonaten, eine Gattung, die für die Barockzeit das war, was das Streichquartett für die Klassik sein würde – ein Schmelztiegel für formale und stilistische Experimente.
Der Verlauf der Musikgeschichte wird üblicherweise anhand von Komponisten und Kompositionen betrachtet. Doch gelegentlich war es die Erfindung eines neuen Instruments, die einen musikalischen Wandel auslöste: Erst nachdem das neue Instrument Interesse geweckt hatte, begannen Komponisten mit der Schaffung eines völlig neuen Repertoires. Der Frühbarock war eine solche Zeit, und die Triosonate entstand aus der musikalischen Revolution, die teilweise durch das Aufkommen zweier neuer Instrumente ausgelöst wurde: dem Cembalo und der Violinfamilie. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann die Verbreitung von Werken für Cembalo.
Etwa einhundert Jahre später stellten J. S. Bachs zahlreiche Zyklen mit Präludien und Fugen, Partiten und verschiedenen Suiten den unumstößlichen Höhepunkt dieses Repertoires dar. Mit der Violine experimentierten Komponisten mit verschiedenen Kombinationen, bevor sie sich für die damals dominierende Kammermusikgattung entschieden – die sogenannte »Triosonate« für zwei Violinen und Basso Continuo. Dieses »Trio« erforderte jedoch mindestens vier Spieler, da die Konvention vorschrieb, dass das Bassinstrument durch ein Cembalo ergänzt werden musste, um die Harmonie zu realisieren.
Erzengel Corelli (1653–1713) widmete der Triosonate vier Werke, das erste erschien 1681 und enthielt jeweils zwölf Sonaten. Darin überlagerte er eine Form aus vier gegensätzlichen Bewegungen: langsam-schnell-langsam-schnell. Die Sonaten der Opus 1 und 3 werden als da chiesa (Kirchensonaten) bezeichnet, während die Opus 2 und 4 als da camara (Kammersonaten) bezeichnet werden. Zwei Merkmale unterscheiden die Kammersonate von der Kirchensonate: Erstere besteht im Wesentlichen aus Tänzen und der Continuo wird vom Cembalo realisiert, während bei letzterer die Sätze im Allgemeinen abstrakt sind, oft fugiert, und der Continuo von der Orgel realisiert wird.
J. S. Wie viele seiner Zeitgenossen interessierte sich auch Bach für die Triosonate und komponierte Werke, die der etablierten Form folgten, aber auch neue Wege einschlugen. So schrieb er beispielsweise sechs Triosonaten für Soloorgel und weitere für obligates Cembalo und Melodieinstrument. In diesen letzteren Werken ist die Cembalostimme vollständig ausgeschrieben und umfasst zwei der drei Stimmen des »Trios«, sodass nur zwei der vier Instrumente der ursprünglichen italienischen Gattung übrig bleiben. Aufgrund dieser besonderen Herangehensweise an das »Trio« wird Bach manchmal zugeschrieben, dass er den Weg für die zweiteilige Sonate geebnet habe, in der das Klavier eine ebenso wichtige Rolle wie das Soloinstrument spielt. Bach schrieb auf diese Weise mindestens 11 Sonaten (falls es noch andere gab, sind sie verloren gegangen): sechs Sonaten für Violine (BWV 1014–1019), drei Sonaten für Viola da Gamba (BWV 1027–1029) und zwei Sonaten für Flöte (BWV 1030 und 1032).
Das Autogramm der sechs Sonaten für Cembalo und Violine wurde nie gefunden, es existieren jedoch mehrere zeitgenössische Kopien. Das Bach am nächsten stehende Werk seines Schülers und Schwiegersohns Johann Christoph Altnickol trägt den bezeichnenden Titel Sechs Trio für Clavier und die Violine. Exegeten haben diese Abschrift auf die Zeit zwischen 1748 und 1758 datiert, es besteht jedoch allgemein Einigkeit darüber, dass sie während Bachs Köthener Zeit (1717–1723) komponiert wurde.
In Köthen, als J. S. Bach gestand später, er stehe im Dienste eines »großzügigen Fürsten, der Musik nicht nur liebte, er verstand sie auch.« Da der Fürst auch Pietist war, beschränkte sich die Kirchenmusik auf ihre einfachsten Formen, und während Bachs Amtszeit bestand seine Hauptaufgabe darin, Musik aller Art für den Hof zu komponieren – einen Hof, an dem die Violine einen besonders herausragenden Platz einnahm. In dieser Zeit – einer Zeit, in der er sowohl seiner Fantasie als auch den ihm zur Verfügung stehenden musikalischen Ressourcen freien Lauf lassen konnte – komponierte er viele seiner instrumentalen Meisterwerke.
Die vier Sonaten dieser Aufnahme folgen alle dem corellianischen Sonata da Chiesa-Modell mit vier kontrastierenden Sätzen, langsam-schnell-langsam-schnell. In den langsamen Sätzen offenbart der Violinpart jedoch eine tragische Lyrik, die eher an Vivaldi als an Corelli erinnert, um nicht zu sagen, noch ähnlicher zu den klagenden Arien von Bachs eigenen Kantaten und Passionen. So ist das Eröffnungs-»Largo« der vierten Sonate (BWV 1017) nichts anderes als die berühmte Arie »Erbarme dich« für Alt und Solovioline in der Matthäus-Passion, gesungen, nachdem Petrus Jesus verleugnet hat drittes Mal.
In den schnellen Sätzen übertrifft Bach sogar Corelli in seiner Vorliebe für imitativen Kontrapunkt. In dieser Hinsicht stellt die zweite Sonate (BWV 1015) möglicherweise den Höhepunkt des Zyklus dar, wobei in jedem Satz, auch in den langsamen, fugierte oder kanonische Passagen vorkommen. Im einleitenden »Andante« (in einer Kopie mit »Dolce« gekennzeichnet) stehen die ersten beiden Takte im Kanon; das folgende »Allegro« ist völlig fugal; Das »Andante con poco« legt von Anfang bis Ende einen strengen Kanon im Einklang zwischen der Violine und der rechten Hand des Cembalo über eine Sechzehntel-Basslinie vor; und das letzte »Presto« enthält mehrere kanonische Einsätze im Halbtakt.
Rund 50 Jahre nach ihrer Entstehung galten diese »Trios« für Cembalo und Violine noch immer als »zu den besten Kompositionen meines Vaters« des berühmtesten Sohnes Bachs, Carl Philipp Emanuel. Heute betrachten viele diesen Zyklus als einen Wendepunkt in der Geschichte der Kammermusik, da Bach die Triosonate zu einem Vollendungspunkt brachte und gleichzeitig den Weg in die Zukunft ebnete: die Sonate für Solist und Klavier.
© Guy Marchand, 2004
Die vier Werke von Johann Sebastian Bach auf dieser Aufnahme sind die ersten in einem Zyklus von sechs »Sonaten«, die üblicherweise als »für obligates Cembalo und Violine« (BWV 1014-1019) bezeichnet werden. In Wahrheit handelt es sich jedoch im Wesentlichen um Triosonaten, eine Gattung, die für die Barockzeit das war, was das Streichquartett für die Klassik sein würde – ein Schmelztiegel für formale und stilistische Experimente.
Der Verlauf der Musikgeschichte wird üblicherweise anhand von Komponisten und Kompositionen betrachtet. Doch gelegentlich war es die Erfindung eines neuen Instruments, die einen musikalischen Wandel auslöste: Erst nachdem das neue Instrument Interesse geweckt hatte, begannen Komponisten mit der Schaffung eines völlig neuen Repertoires. Der Frühbarock war eine solche Zeit, und die Triosonate entstand aus der musikalischen Revolution, die teilweise durch das Aufkommen zweier neuer Instrumente ausgelöst wurde: dem Cembalo und der Violinfamilie. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann die Verbreitung von Werken für Cembalo.
Etwa einhundert Jahre später stellten J. S. Bachs zahlreiche Zyklen mit Präludien und Fugen, Partiten und verschiedenen Suiten den unumstößlichen Höhepunkt dieses Repertoires dar. Mit der Violine experimentierten Komponisten mit verschiedenen Kombinationen, bevor sie sich für die damals dominierende Kammermusikgattung entschieden – die sogenannte »Triosonate« für zwei Violinen und Basso Continuo. Dieses »Trio« erforderte jedoch mindestens vier Spieler, da die Konvention vorschrieb, dass das Bassinstrument durch ein Cembalo ergänzt werden musste, um die Harmonie zu realisieren.
Erzengel Corelli (1653–1713) widmete der Triosonate vier Werke, das erste erschien 1681 und enthielt jeweils zwölf Sonaten. Darin überlagerte er eine Form aus vier gegensätzlichen Bewegungen: langsam-schnell-langsam-schnell. Die Sonaten der Opus 1 und 3 werden als da chiesa (Kirchensonaten) bezeichnet, während die Opus 2 und 4 als da camara (Kammersonaten) bezeichnet werden. Zwei Merkmale unterscheiden die Kammersonate von der Kirchensonate: Erstere besteht im Wesentlichen aus Tänzen und der Continuo wird vom Cembalo realisiert, während bei letzterer die Sätze im Allgemeinen abstrakt sind, oft fugiert, und der Continuo von der Orgel realisiert wird.
J. S. Wie viele seiner Zeitgenossen interessierte sich auch Bach für die Triosonate und komponierte Werke, die der etablierten Form folgten, aber auch neue Wege einschlugen. So schrieb er beispielsweise sechs Triosonaten für Soloorgel und weitere für obligates Cembalo und Melodieinstrument. In diesen letzteren Werken ist die Cembalostimme vollständig ausgeschrieben und umfasst zwei der drei Stimmen des »Trios«, sodass nur zwei der vier Instrumente der ursprünglichen italienischen Gattung übrig bleiben. Aufgrund dieser besonderen Herangehensweise an das »Trio« wird Bach manchmal zugeschrieben, dass er den Weg für die zweiteilige Sonate geebnet habe, in der das Klavier eine ebenso wichtige Rolle wie das Soloinstrument spielt. Bach schrieb auf diese Weise mindestens 11 Sonaten (falls es noch andere gab, sind sie verloren gegangen): sechs Sonaten für Violine (BWV 1014–1019), drei Sonaten für Viola da Gamba (BWV 1027–1029) und zwei Sonaten für Flöte (BWV 1030 und 1032).
Das Autogramm der sechs Sonaten für Cembalo und Violine wurde nie gefunden, es existieren jedoch mehrere zeitgenössische Kopien. Das Bach am nächsten stehende Werk seines Schülers und Schwiegersohns Johann Christoph Altnickol trägt den bezeichnenden Titel Sechs Trio für Clavier und die Violine. Exegeten haben diese Abschrift auf die Zeit zwischen 1748 und 1758 datiert, es besteht jedoch allgemein Einigkeit darüber, dass sie während Bachs Köthener Zeit (1717–1723) komponiert wurde.
In Köthen, als J. S. Bach gestand später, er stehe im Dienste eines »großzügigen Fürsten, der Musik nicht nur liebte, er verstand sie auch.« Da der Fürst auch Pietist war, beschränkte sich die Kirchenmusik auf ihre einfachsten Formen, und während Bachs Amtszeit bestand seine Hauptaufgabe darin, Musik aller Art für den Hof zu komponieren – einen Hof, an dem die Violine einen besonders herausragenden Platz einnahm. In dieser Zeit – einer Zeit, in der er sowohl seiner Fantasie als auch den ihm zur Verfügung stehenden musikalischen Ressourcen freien Lauf lassen konnte – komponierte er viele seiner instrumentalen Meisterwerke.
Die vier Sonaten dieser Aufnahme folgen alle dem corellianischen Sonata da Chiesa-Modell mit vier kontrastierenden Sätzen, langsam-schnell-langsam-schnell. In den langsamen Sätzen offenbart der Violinpart jedoch eine tragische Lyrik, die eher an Vivaldi als an Corelli erinnert, um nicht zu sagen, noch ähnlicher zu den klagenden Arien von Bachs eigenen Kantaten und Passionen. So ist das Eröffnungs-»Largo« der vierten Sonate (BWV 1017) nichts anderes als die berühmte Arie »Erbarme dich« für Alt und Solovioline in der Matthäus-Passion, gesungen, nachdem Petrus Jesus verleugnet hat drittes Mal.
In den schnellen Sätzen übertrifft Bach sogar Corelli in seiner Vorliebe für imitativen Kontrapunkt. In dieser Hinsicht stellt die zweite Sonate (BWV 1015) möglicherweise den Höhepunkt des Zyklus dar, wobei in jedem Satz, auch in den langsamen, fugierte oder kanonische Passagen vorkommen. Im einleitenden »Andante« (in einer Kopie mit »Dolce« gekennzeichnet) stehen die ersten beiden Takte im Kanon; das folgende »Allegro« ist völlig fugal; Das »Andante con poco« legt von Anfang bis Ende einen strengen Kanon im Einklang zwischen der Violine und der rechten Hand des Cembalo über eine Sechzehntel-Basslinie vor; und das letzte »Presto« enthält mehrere kanonische Einsätze im Halbtakt.
Rund 50 Jahre nach ihrer Entstehung galten diese »Trios« für Cembalo und Violine noch immer als »zu den besten Kompositionen meines Vaters« des berühmtesten Sohnes Bachs, Carl Philipp Emanuel. Heute betrachten viele diesen Zyklus als einen Wendepunkt in der Geschichte der Kammermusik, da Bach die Triosonate zu einem Vollendungspunkt brachte und gleichzeitig den Weg in die Zukunft ebnete: die Sonate für Solist und Klavier.
© Guy Marchand, 2004
- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Sonata No. 1 In B Minor
- 2 Sonate No. 1 En Si Mineur (Bwv 1014)
- 3 Sonata No. 2 In A Major
- 4 Sonate No. 2 En La Majeur (Bwv 1015)
- 5 Sonata No. 3 In E Major
- 6 Sonate No. 3 En Mi Majeur (Bwv 1016)
- 7 Sonata No. 4 In C Minor
- 8 Sonate No. 4 Do Mineur (Bwv 1017)
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