Die Weimarer Republik war der erste demokratische Staat auf deutschem Boden, aber - es fehlte ihr an begeisterten Demokraten: Die politische Linke sang das Loblied des Kommunismus, während die Rechte um die NSDAP die Soldaten des Ersten Weltkriegs als neue Elite beschwor. Eine besondere Rolle spielte dabei das Radio, das auch für die politische Propaganda missbraucht wurde. Hier sind die wichtigsten Politiker, Schriftsteller und andere Künstler im O-Ton zu hören. Die künstlerischen und politischen Debatten der Weimarer Republik werden vom Literaturwissenschaftler Helmuth Kiesel und dem Historiker Ulrich Herbert kommentiert.
Mit Helmuth Kiesel und Ulrich Herbert sowie O-Tönen von Gottfried Benn, Ernst Toller, Johannes R. Becher, Thomas Mann, Albert Einstein, Max Reinhardt, Herbert Ihering, Joachim Ringelnatz, Gerhart Hauptmann, Franz Schauwecker, Erich Weinert, Arnold Schönberg, Rudolf G. Binding, Alfred Döblin, Isolde Kurz und vielen anderen
(2 CDs, Laufzeit: 2h 44)
Biografie (Hans Sarkowicz)
Hans Sarkowicz, geboren 1955 in Gelnhausen, leitet das Ressort hr2-Kultur und Bildung beim Hessischen Rundfunk. Er ist Autor von Biographien und hat zahlreiche Bücher zu kulturgeschichtlichen, historischen und politischen Themen verfasst.
Biografie (Helmuth Kiesel)
Helmuth Kiesel habilitierte sich mit einer Arbeit über Alfred Döblins Exil- und Spätwerk und ist Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg. Er ist einer der besten Kenner der literarischen Moderne in Deutschland.
Biografie (Ulrich Herbert)
Ulrich Herbert, geb. 1951, ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. Er hat zahlreiche Publikationen insbesondere zur Geschichte der Fremdarbeiter und der Zeit des Nationalsozialismus vorgelegt. 1996 erschien die vielbeachtete Biographie Best. 1999 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.§
Biografie (Gottfried Benn)
Gottfried Benn (1886-1956) ist einer der bedeutendsten deutschen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Auch in seiner Prosa, seinen Essays, autobiographischen Schriften und Briefen ist er der "Phänotyp" seiner Epoche. 1951 erhielt der den Georg-Büchner-Preis.
Biografie (Ernst Toller)
Ernst Toller (1893-1939), Sohn eines jüdischen Kaufmanns aus Samotschin (Posen), Studium in Grenoble, kehrte 1914 als Kriegsfreiwilliger nach Deutschland zurück, wandelte sich 1916 zum Kriegsgegner, unter dem Einfluss von Kurt Eisner und Gustav Landauer wurde er zum Vertreter eines 'ethischen' Sozialismus. Beteiligung an der Münchner Räterepublik, fünf Jahre Festungshaft, 1933 wurden seine Werke in Deutschland verboten, er emigrierte daraufhin über Spanien und England in die USA, wo er sich 1939 das Leben nahm.
Biografie (Thomas Mann)
Thomas Mann, geb. 1875 in Lübeck, wohnte seit 1894 in München. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1938 eine Professur an der Universität in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Zürich am 12. August 1955. Thomas Mann zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns umfangreiches und vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Für seinen ersten großen Roman Die Buddenbrooks erhielt er 1929 den Nobelpreis für Literatur.
Biografie (Albert Einstein)
Albert Einstein, geboren 1879 in Ulm, stellte die Relativitätstheorie auf, mit der er neue Grundlagen für die moderne Physik schuf. 1921 erhielt er den Nobelpreis für Physik. Als Autor kennt man ihn vor allem durch seine Briefe: berühmt sein Schreiben an Präsident Roosevelt, in dem er - überzeugter Pazifist - sich aus Furcht vor einer deutschen Aggression für die Entwicklung der Atombombe aussprach. Seine Laufbahn als Professor führte ihn über Zürich, Prag und Berlin nach Princeton, wo er 1955 starb.
Biografie (Joachim Ringelnatz)
Joachim Ringelnatz, 1883 in Wurzen bei Leipzig geboren, zeigte als Hans Bötticher, der sich später Joachim Ringelnatz nannte, schon früh Spürsinn fürs Abenteuerliche und Skurrile. Nach der Schulzeit fuhr er vier Jahre lang zur See, war im Ersten Weltkrieg Kommandant eines Minensuchbootes. 1920 tauchte er in der Münchner Boheme auf und rezitierte im 'Simpl'. Dort entdeckte ihn Hans von Wolzogen für seine Berliner Kleinkunstbühne 'Schall und Rauch'. Entscheidenden Erfolg errang Ringelnatz mit den 'Turngedichten' und den Liedern vom Seemann 'Kuttel Daddeldu'. Als reisender Artist trug er überall seine Verse vor und wurde zu einem Klassiker des deutschen Humors. 1933 Auftrittsverbot und Beschlagnahme seiner Bücher. Völlig mittellos geworden, starb er 1934.