Helene Tursten: Der zweite Mord
Der zweite Mord
Buch
- Roman
- Originaltitel: Nattrond
- Übersetzung: Christel Hildebrandt
Kurzbeschreibung
Mord im Krankenhausmilieu. Ein Fall für Inspektorin Helene Huss und ihre Kollegen: Ein Patient ist tot, die Pflegerin, die bei ihm Wache halten sollte, liegt ermordet über dem Stromaggregat. Die Polizei ist verunsichert - der Fall ähnelt einem Jahrzehnte zurückliegenden Mord auf mysteriöse Weise.Beschreibung
Ein neuer Fall für Inspektorin Irene Huss Als im Privatkrankenhaus Löwanderska in Göteborg in einer eisigen Februarnacht der Strom ausfällt und der Alarm des Beatmungsgerätes durch die Gänge hallt, eilt Dr. Löwander auf die Intensivstation. Vergebens. Der Patient ist nicht mehr zu retten. Die Krankenschwester, die bei ihm Wache halten sollte, liegt ermordet auf dem Stromaggregat. Eine weitere Schwester ist spurlos verschwunden. Als Inspektorin Irene Huss mit ihren Kollegen am Tatort erscheint, behauptet die einzige Zeugin hartnäckig, Schwester Tekla auf dem Flur gesehen zu haben. Doch das ist unmöglich, denn Schwester Tekla hat sich vor 50 Jahren aufdem Dachboden des Krankenhauses erhängt.Auszüge aus dem Buch
/ Die Nachtschwester Siv Persson war gerade auf den Gang getreten, als das Licht erlosch. Die Straßenlaternen warfen einen so schwachen Schein durch die hohen Fenster, dass man sich nur mit Mühe zurechtfinden konnte. Es schien nur im Krankenhaus dunkel geworden zu sein. / Die Schwester blieb wie angewurzelt stehen und sagte in das Dunkel hinein: / »Meine Taschenlampe.« / Sie tastete sich zurück ins Schwesternzimmer. Mithilfe des spärlichen Lichts der Straßenbeleuchtung kam sie bis zum Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl sinken. / Als auf der kleinen Intensivstation der Alarm des Beatmungsgeräts zu schrillen begann, schreckte sie auf. Das Geräusch wurde von der geschlossenen Flügeltür am Ende des Korridors gedämpft, die zwischen Station und Intensivstation lag. Trotz der stabilen Türen war der Alarm in der Stille ohrenbetäubend. / Von ihrem Platz im Schwesternzimmer konnte die Nachtschwester die Tür sehen, die vom Treppenhaus auf die Station führte. Gewohnheitsmäßig warf sie einen Blick über den Korridor. Dann schrie sie auf. / Auf der anderen Seite der Glastür war ein dunkler Schatten aufgetaucht. Dann wurde die Tür aufgerissen. / »Ich bin's nur!« / Die Stimme des Arztes brachte sie zum Verstummen. Sie stand auf. / Wortlos rannte der Arzt durch den Korridor weiter auf die Tür der Intensivstation zu. Die Schwester folgte ihm und orientierte sich im Dunkeln an seinem wehenden weißen Kittel. / Auf der Intensivstation war der Alarm unerträglich schrill. / »Schwester Marianne! Stellen Sie den Alarm ab!«, schrie der Arzt. / Die Nachtschwester auf der Intensivstation antwortete nicht. / »Schwester Siv! Holen Sie eine Lampe!« / Mit schwacher Stimme sagte Schwester Siv: / »Ich ich habe vorhin meine Taschenlampe hier vergessen, als ich Schwester Marianne dabei geholfen habe, Herrn Peterzén zu betten. Sie liegt auf dem Wäschewagen « / »Dann holen Sie sie!« / Stolpernd ging sie ein paar Meter auf die Tür zu. Nachdem sie ein paar Sekunden im Dunklen herumgetastet hatte, stießen ihre Finger auf eine harte Plastikoberfläche. Sie griff sich den schweren Koffer und ging mit ihm auf den Arzt zu. / »Bin bin ich jetzt in Ihrer Nähe?« / Eine Hand auf ihrem Arm ließ sie zusammenzucken. Er riss den Koffer an sich. / »Was ist das? Der Notfallkoffer! Was sollen wir denn damit? Es ist ja pechschwarz!« / »Im Deckel sind der AmbuBeutel und das Laryngoskop. Das Laryngoskop ist aufgeladen. Damit können Sie leuchten.« / Murrend riss der Arzt den Notfallkoffer auf. Nach einigem Suchen fand er die Lampe, mit deren Hilfe betäubten oder bewusstlosen Patienten der Beatmungstubus in die Luftröhre eingesetzt wurde. Er klappte sie mit einem Klick auf und richtete den schmalen, intensiven Lichtstrahl auf den Mann im Bett. / Jetzt konnte er sich leichter im Zimmer orientieren. Schwester Siv ging langsam auf das Beatmungsgerät neben dem Bett zu und fand den Abstellknopf für den Alarm. Die Stille war ohrenbetäubend, nur die Atemzüge des Arztes und der Schwester waren zu hören. / »Herzstillstand! Wo ist Schwester Marianne? Marianne!«, schrie der Arzt. / Er drückte dem Patienten die Maske des Beatmungsbeutels über Mund und Nase. / »Sie kümmern sich um die Beatmung, ich mache die Herzmassage«, zischte er verbissen. / Die Schwester begann Luft in die reglosen Lungen zu pumpen. Mit den Handballen massierte der Arzt rhythmisch das Brustbein. Während des Wiederbelebungsversuchs wechselten sie kein Wort. Obwohl der Arzt direkt in den Herzmuskel Adrenalin spritzte, gelang es ihnen nicht, das Herz wieder zum Schlagen zu bringen. Schließlich gaben sie auf. / »Es hat keinen Sinn! Verdammt! Wo ist nur Schwester Marianne? Und wieso ist das Notstromaggregat nicht angesprungen?« / Der Arzt nahm das Laryngoskop vom Nachttisch und leuchtete mit seinem dünnen Lichtstrahl in dem kleinen Zimmer der Intensivstation herum. Plötzlich sah Schwester Siv den Wäschewagen. Vorsichtig ging sie, die beBiografie (Helene Tursten)
Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, tätig lange Jahre als Zahnärztin. Nach Aufgabe ihres Berufes - bedingt durch eine rheumatische Erkrankung - widmete sie sich dem Schreiben. Mit Veröffentlichung von Kriminalromanen um 'Inspektorin Irene Huss' begeisterte sie Schwedens Kritiker und Publikum auf Anhieb. Die Autorin lebt in Sunne/Värmland und ist verheiratet mit einem Ex-Polizisten.Biografie (Christel Hildebrandt)
Christel Hildebrandt, geboren 1952 in Lauenburg, studierte Germanistik, Soziologie und Literaturwissenschaft und wandte sich nach der Promotion der skandinavischen Literatur zu. Seit 1988 arbeitet sie als freie literarische Übersetzerin aus den Sprachen Norwegisch, Dänisch und Schwedisch. Sie erhielt den Paul-Celan-Preis nominiert wurde. Daneben reicht die Palette ihrer Übersetzungen von Henrik Ibsen bis zu Håkan Nesser, Jógvan Isaksen und Hanne Marie Svendsen. Mit ihrem Mann, drei Töchtern und einer Katze lebt Christel Hildebrandt in Hamburg.Anmerkungen:
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